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Photonewton Justage Primer

Verfasst: 08.03.2017, 00:04
von tommy_nawratil
hallo Newton Freunde,

bei der Fotografie brauchen wir ja nicht nur einen perfekten Stern auf Achse,
sondern auch möglichst schöne Sterne überall im Feld.
Das ist etwas, auf das alle mir bekannten Anleitungen zur Newton Justage überhaupt nicht eingehen.
Als Newton Teleskop Hersteller und selber Fotograf habe ich mich mit dem Thema sehr befasst,
und im Lauf der Jahre ist aus einigen Ideen eine Systematik entstanden, mit der ich eigentlich immer guten Erfolg habe.
Daraus hab ich jetzt eine Anleitung zur Newton Justage für gute Sternabbildung im Feld gebastelt und als pdf zusammengefasst.
Hier zum Download:

https://teleskop-austria.at/information ... Primer.pdf

Bitte um Rückmeldung - könnt ihr damit was anfangen?
Ist es halbwegs verständlich geschrieben?
Ist es zu trocken, braucht es mehr Bilder?

"Primer" heißt es, weil es eine gute Basis sein soll auf der man eigenes aufbauen kann, wie der erste Anstrich.
Und außerdem finde ich es so besser mit der Suchmaschine auf meiner Festplatte :lol:

Ich hoffe, es klappt bei auch auch so gut! :D

lg Tommy

Re: Photonewton Justage Primer

Verfasst: 08.03.2017, 08:37
von Rev.Antun
Servus Tommy!

Also:

*) Nein nicht zu Trocken
*) ein paar Fotos/Zeichnungen für die details könnten nicht schaden
*) Danke für deine Mühen und diese Beschreibung


Da ich quasi ein "Frischling" bin kann ich mich sehr gut in einen "Anfänger" reinversetzen, und deshalb eben ein paar zeichnungen/Fotos (Fotos wären in diesen Fall von Vorteil) jedem erstjustierversucher eine sehr große hilfe.

Danke Tommy!!!

Re: Photonewton Justage Primer

Verfasst: 08.03.2017, 11:07
von markusblauensteiner
Hallo Tommy,

danke dir, dass die Anleitung nun auch öffentlich zugänglich ist. Damit funktioniert es nämlich wirklich sehr gut!

LG, Markus

Re: Photonewton Justage Primer

Verfasst: 08.03.2017, 20:09
von Leo_T
Servus Tommy!

Ich finde es ist verständlich geschrieben. Die vorhandenen Fotos/Zeichnung sind fürs Verständnis essentiell und auch ausreichend....wenn dir jemand das ganze schon mal gezeigt hat (z.B. Du mir beim Kauf meines 1. Newtons).
Hat man das Ganze noch nie gemacht wären ein paar weitere Fotos zur Unterstützung sicherlich nicht schlecht.
Die Schritte 3 und 4 sind für mich neu, aber nachdem ich mir einige Stellen zwei mal durchgelesen (und durchgedacht) habe hab`s auch ich vestanden...und das ist ein gutes Zeichen :wink:

Auf jeden Fall ein herzliches Dankeschön, dass du dir die Arbeit angetan hast deine Erfahrungen niederzuschrieben und allen zur Verfügung stellst.

LG und CS
Leo

Re: Photonewton Justage Primer

Verfasst: 14.03.2017, 21:05
von tommy_nawratil
hoi,

danke für die Einwürfe!
wenn ich morgen etwas Zeit finde mach ich noch Fotos zur Laserjustage.
die Beschreibung ist komplizierter als der Vorgang selber :lol:

lg Tommy

Re: Photonewton Justage Primer

Verfasst: 20.03.2017, 08:33
von Leo_T
Hallo Tommy!

Nachdem das letzte Wochenende ja komplett verregnet war hab ich mich kurzfristig entschlossen am kleinen Newton (130/650) herumzubasteln, ihn zu reinigen und dann natürlich wieder zusammenzubauen und zu kollimieren. Eine gute Gelegenheit deinen Photonewton Justage Primer auszuprobieren.

Kurz zusammengefaßt:
Der Tommy`s Foto Newton Justage Primer ist absolut praktisch umsetzbar, damit sollte es jederman gelingen!!!

Größtes Problem war beim Einbau des FS die richtige Drehung zu finden bzw. festzustellen, ob der Laser nun genau in der Mitte (links/rechts) bzw. in der anderen Achse um den Offset versetzt ist, da man ja immer nur leicht von der Seite sich das Ganze im HS anschauen kann und dadurch immer einen leichten Parallaxenfehler hat. Ich hab dann probiert mit einem Auge die Fangspiegelstrebe mit deren Spiegelbild übereinander zu bringen um so eine Referenz der Mitte zu haben und so hat das dann auch einigermaßen funktioniert

Das Justieren des FS mit den drei Schrauben damit der Laser die Markierung am HS trifft und den HS einstellen war ja für mich nichts neues und kein Problem.

Spannend waren dann die weitere Einstellung, welche ich am künstlichen Stern vorgenommen habe. Dank deiner Erklärung war mir schon klar wie das funktionieren wird, bei der praktischen Umsetzung hat`s dann doch ein wenig gedauert (man kann da den HS gleich so verstellen, dass man nochmals mit dem Justierlaser ran muss :wink: ). Wichtig ist, dass man den Stern nach jeder Justage den HS wieder ganz genau in dei Bildmitte bringt!! Aber mit ein bisschen Geduld hats dann doch geklappt und ich denke der Newton ist jetzt optimal justiert. Ich hoffe, dass damit auch die paar "Kometen" vom äußeren Rand einer Seite der Vergangenheit angehören. Werde es testen sobald ich am Abend wieder Sterne am Himmel sehen kann :)


LG und CS
Leo

Re: Photonewton Justage Primer

Verfasst: 26.03.2017, 14:29
von markusblauensteiner
Hallo Leo,

genau wie du habe ich auch die größeren Schwierigkeiten mit dem FS gehabt. Für die kurze Achse ("links - rechts") habe ich mir auch mit den FS-Streben (bzw. deren Spiegelbild) geholfen, aber es bleibt das kleine Rätsel, wo auf der langen Achse der Punkt zu liegen kommen soll (im Offsetpunkt, ja, aber der macht sich nicht bemerkbar, dieser Schuft! :D ).
Ich habe mir dann eine Schablone gebaut.

Daher die Frage hier ans Lacerta-Team bzw. an Tommy: wenn ihr (du) künftig vielleicht den Kunden diese Anleitung mit auf den Weg gebt - macht es Sinn, den entscheidenden Punkt am FS werksseitig zu markieren? Eine HS-Markierung ist ja Standard.

LG, Markus

Re: Photonewton Justage Primer

Verfasst: 27.03.2017, 23:45
von tommy_nawratil
servus Markus,

der Offset ist ein "weicher" Parameter, weil er nur die Höhe des FS bei gegebener vorhandener mit-offset-Klebung beeinflusst.
Also nur die präzise Ausleuchtung, nicht aber die Sternform.
Es reicht daher normal, ihn Pi mal Daumen zu schätzen.
Aber natürlich macht es Sinn, das "werksseitig" bereits am FS zu markieren.
Wenn nicht wieder ein Kunde meint, was soll dieser Schmutz am FS. :lol:
AFAIK habe ich das bereits vereinzelt bei den Skywatcher FS die wir verwenden gesehen.
Da ist manchmal ein dunkler Ring am FS, der sich aber leicht abwischen lässt.
Werde also mal werksseitig das nötige und auch Permanenz veranlassen. 8)

lg Tommy

Re: Photonewton Justage Primer

Verfasst: 28.03.2017, 17:19
von stw
Hallo Tommy,

vielen Dank für die Anleitung. Der direkte Bezug auf die Fotografie hat wirklich noch gefehlt und ist für mich sehr praxisnah!

Du empfiehlst ja eine direkte Verschraubung von Laser und Korrektor. Wie ist das denn beim GPU am besten umzusetzen? Ich habe einen Laser von Drehen und Mehr mit 1,25" Steckdurchmesser.

Zur Offsetproblematik könnten die ersten Schritte mit einem Spheretec gemacht werden. Oder passt das nicht in deine Methodik?

Viele Grüße und nochmals Danke!
Stephan

Re: Photonewton Justage Primer

Verfasst: 29.03.2017, 00:18
von tommy_nawratil
hallo Jochen,

wenn dein Laser ein 1,25" Filtergewinde hat, dann mit diesem Adapter:
https://teleskop-austria.at/index.php?p ... raubadap#m

...vielleicht macht dir Horst Becker ja eins rein, wenn noch nicht vorhanden.

Concenter empfehle ich nicht unbedingt, weil es einige Erfahrung braucht.
Man muss Bescheid wissen, was man da sieht und worauf man achten muss,
und was man ignorieren muss. Das ist auch beim Cheshire die Schwierigkeit.
Mit dem Laser ist alles eindeutig.

Das Concenter verleitet, die Zentrierung des FS vor dem OAZ als wichtigsten Part
der Justage zu betrachten. Das ist es aber ganz und gar nicht. Tatsächlich gab es einige,
welche den HS zugedeckt haben, und die Mittenmarkierung des HS gar nicht beachtet haben.

Viele Köche verderben den Brei: Ein andrer hat festgestellt, dass Cheshire und Laser
nicht immer dasselbe Ergebnis bringen. Anstatt zu überlegen wo der Fehler liegt, hat er
empfohlen erst mit dem Laser zu justieren, und dann, damit das Cheshire anschliessend die Mittenmarkierung
ins Loch bekommt, den ganzen OAZ zu verkippen.
Die Leute haben angefangen, Plättchen unter dem OAZ unterzulegen, damit das dann hinkommt...
Den Laser abschliessend auch nochmal zu probieren, hat er nicht empfohlen...
War sogar ein Artikel in Interstellarum. Ich hab gedacht, ich les nicht recht.

Jedes Mittel zur Justage ist recht, wenn das Ergebnis stimmt! :lol:
Ich unterstütze jetzt nur mehr den Laser, denn das erspart wirklich lange Erklärungen
und endlose Diskussionen 8)

PS an Jochen persönlich: Sven bekommt übrigens einen Octo adaptiert

lg Tommy

Re: Photonewton Justage Primer

Verfasst: 11.04.2017, 17:43
von Überläufer
Ich habe dieses Wochenende den Vollmond genutzt und die Anleitung durchgearbeitet.
Ich denke, ich habe jetzt einen Kollimationspunkt erreicht, bei dem Bildfehler jetzt außerhalb der Justage liegen (im Sinne von Kollimation). Jetzt könnte ich mich noch mit dem Korrektorabstand spielen.
Eine Anmerkung zu APT: Die Ecken anzuspringen geht wahrscheinlich nur mit einer Canon-Kamera, nicht im CCD-Modus. Da wäre wahrscheinlich MaximDL oder ähnliches besser.
Als ich bei Punkt 4 angelangt war, verwendete ich das FWHMExcentricity Script von PI, um den geringsten Fehler genau in die Mitte zu bekommen (nach optischer Kontrolle mit z.B. Fitswork). Der graphische Support funktioniert aber nur, wenn man sehr viele Sterne im Feld hat, wie z.B. bei M67 und die Belichtung entsprechend lang ist (bei mir f=1000, F4, 20 s).
Wenn man mit CCD arbeitet, ist es nicht immer leicht zu erkennen, ob der Fangspiegelschatten genau symmetrisch hüpft. Auch das Seeing kann einem einen Streich spielen. Deshalb ist Punkt 4 wichtig.

Ich habe dann M67 bis zum Untergang aufgenommen. Beim Blinken der Bilder merkt man, dass es einen Zeitpunkt gab, bei dem sich offenbar der Hauptspiegel bewegt hat. Plötzlich waren nicht nur die Sterne wieder verzerrter als vorher (in PI Excentricity-Werte von 30er, 40er auf Mitte 50er Werte gesprungen), sondern die Ausleuchtung (Vigniette) hatte eine andere Form (von rund auf leicht oval). Und was mach ich jetzt? Das Teleskop Richtung Zenit stellen und hoffen, dass der Spiegel wieder zurückspringt?

Beim Script von PI muss man auch aufpassen, dass man nicht überoptimiert, denn zwei aufeinanderfolgende Bilder ohne Einstellungsänderung können erhebliche Abweichungen voneinander aufweisen.

Ich bin eigentlich noch am Rätseln, wie man einen Korrektor (z.B. GPU) mit einem Laser ohne Filtergewinde verbindet. Bisher habe ich nur einmal versucht, den Laser in eine billige Barlow (war beim Skywatcher Newton damals dabei) zu stecken. So richtig vertraut habe ich dem allerdings nicht.

Ach ja, ein mögliches Problem kann sich ergeben, wenn man den Newton Richtung Sterne richtet: Da der Auszug dann nach unten zeigt, muss man den Laser klemmen (sofern man nicht lange Hände hat). Auswirkungen der Klemmung sollte man vorher (vielleicht beim Einstellen des Lasers) testen.

Ein letzter Sicherheitshinweis: Wenn die Spiegel stark verstellt sind, kann es sein, dass der Laser nicht zurück in den Auszug reflektiert wird, sondern am Fangspiegel vorbei aus dem Tubus zeigt. Bevor man in den Tubus hineinsieht, sollte man mit der Hand über die Tubusöffnung fahren, um zu sehen, ob der Laserstrahl hinausgeht. Das würde ich in die Anleitung noch hineinnehmen.

-Erich

Re: Photonewton Justage Primer

Verfasst: 13.04.2017, 02:14
von tommy_nawratil
hallo erich,

danke für dein feedback! 8)

Bei APT kann man auf volle Auflösung (scroll) im live view schalten und 1x1 binning auswählen
(Anfangs ist es immer 4x4). Mit scroll kann man dann eine Ecke anspringen und in 100% Ansicht anschauen.
Das geht ganz prima, hab ich letztens beim De-Tilten eines FSQ85 gemacht.

Deinen HS checken, er soll sich nicht bewegen! Es kann alles mögliche die Ursache sein wenn die Sternform sich ändert,
aber wenn du einen Verdacht hast, gleich prüfen. Schlafender Tiger!

Die Anleitung soll helfen, wenn die Nacht jung ist und man merkt es gibt ein Problem mit der Sternabbildung.
Dann will man etwas machen, möglichst schnell zu brauchbarer Abbildung kommen.

Natürlich kann man sich mit Messungen und Analysen auf X Kommastellen auch in den Wahnsinn treiben.
Ich kenne Leute die ein ganzes Jahr lang nur die Sternformen in den Ecken analysiert haben
(obwohl eh schon 99% rund), statt Bilder zu machen.

Es ist gut ein Werkzeug zu haben und es zu benutzen, aber man soll acht geben sich nicht vom Werkzeug
benutzen lassen (alter Zen Spruch..)

da mach ich mir bei dir aber eh keine Sorgen 8)

lg Tommy

Re: Photonewton Justage Primer

Verfasst: 13.04.2017, 11:01
von Überläufer
Vielen Dank für die Antwort. Einen Abend nachdem ich das geschrieben habe, habe ich den schlafenden Tiger gefunden: Eine Konterschraube am HS (die ich eigentlich bei der Kollimation nicht verwendet habe) war nicht angezogen. Das hatte zur Folge, dass ich alles neu machen musste.
Irgendwo habe ich in meinem System noch einen beweglichen Punkt. Nach Süden habe ich runde Sterne, gegen Westen und Richtung Horizont werden sie über das gesamte Feld länglich. Da bin ich noch am Suchen und etwas ratlos. Ich habe ein eingeschränktes Gesichtsfeld von ca. 30° vor dem Meridian und ca. WNW (ca. 20° Richtung N). Da muss ich bis zum Zieluntergang belichten, damit genug Zeit zusammenkommt.
Möglicherweise hat sich die Polausrichtung verstellt (Stolperer in der Nacht über die Beine des Tripod). Vielleicht ist es nur das.
Du hast natürlich Recht, dass man auch mal was aufnehmen sollte, anstatt nur herumzujustieren. Allerdings war ich bis jetzt auch mit dem Ergebnissen im Zentrum der Aufnahme nicht zufrieden. Da müsste mehr Auflösung möglich sein, wenn man die Aufnahmen mit denen anderer mit ähnlichem Equipment vergleicht. Da sollte dann nur mehr der Standort als Unterschied übrigbleiben.

Was für mich bei der Kollimation noch interessant war: Vor der korrekten Einstellung waren die Sterne in den Ecken in unterschiedliche Richtungen "unrund". Ich hatte zuerst einen falschen Korrektorabstand in Verdacht. Nach der abgeschlossenen Kollimation zeigte sich ein viel regelmäßigeres Bild und der Korrektorabstand passte. Die Reihenfolge in Deiner Anleitung spielt eine entscheidende Rolle bei der Fehlersuche.

Dank der Anleitung habe ich jetzt eine Systematik für die Fehlersuche gefunden.

Noch kurz Jammern auf hohem Niveau: Wenn Du alles ausformuliert hast, empfiehlt es sich, eine Rechtschreibprüfung drüberlaufen zu lassen. Das ist ein Aufwand von 5 min. Bei eigenen Texten wird man schnell betriebsblind und liest über die augenscheinlichsten Fehler drüber.