Justage einer Flatfieldkamera

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markusblauensteiner
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Justage einer Flatfieldkamera

Beitrag von markusblauensteiner »

Hallo!

Die von mir genutzte Flatfieldkamera hatte zuletzt bereits eine sehr schlechte Abbildungsleistung - die Bilder waren erst ab 1420 Pixel Breite anzusehen. Dieser Zustand war nicht befriedigend für mich, also hab ich einen Kollegen, der die selbe FFC besitzt, um Rat gebeten.
Die FFCs sind zwar tolle Fotomaschinen, aber jedes Modell hat so seine eigenen Tücken - zu enge HS - Zellen usw. Bei mir waren die Justagefedern des HS völlig unbrauchbar - sie hatten keine Federwirkung. Also wurden sie ausgetauscht.
Es existieren einige Justageanleitungen im Netz, die aber (für mich) zu ungenaue und nicht reproduzierbare Ergebnisse liefern. Bei einem System mit f/3,5 kommts auf höchste Genauigkeit an, da waren mir einige vorgestellte Methoden suspekt.
Mein Kollege hatte mit seiner FFC auch zu kämpfen, er hatte seine dann nach einer methode von Mischa Schirma justiert. Hierbei wird der Hauptspiegel absolut gerade in den Tubus justiert und danach der Fangspiegel dazu ausgerichtet. Dazu wird mit einem Laser von vorne auf den Rand des HS geleuchtet - es entsteht ein Reflex an der Wand, die möglichst weit weg sein sollte, bei uns etwa 3 Meter. Dreht man nun das Teleskop in einer dafür gebauten Holzvorrichtung, wird sich der Laserpunkt auch drehen. Ziel ist es, dass der Laserpunkt NICHT mehr wandert - dann ist der HS gerade eingebaut.
Am Stern wird dann mittels Live-View der kamera der FS justiert. Die Ergebnisse dieser Methode (ich war ma Anfang sehr skeptisch, bis ich vorher - nachher Bilder gesehen habe) sind sehr gut.
Ich zeige euch nun zwei Bilder, im ersten sieht man die Wanderung des laserpunktes bei ca. der Hälfte der Justage, am zweiten das Endergebnis.
Der Laser wird als großer matschfleck an die Wand geworfen, der Punkt entspricht dem kleinsten Punkt in diesem Laserfleck. Er hat sich nach der HS-Justage nicht mehr bewegt. :D

Bild

Bild

Nach der Justage am Stern werde ich ein Update machen und bin schon gespannt auf die Ergebnisse.

LG, Markus
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tommy_nawratil
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Beitrag von tommy_nawratil »

hallo Markus,

genau so geht das, ich nenne das "Rollkur". Auf diese Weise kann man alle Cassegrains mit justierbarem HS auf die Reihe bekommen, also alle RCs Klevtsovs, VMCs und so weiter. Statt dem Laser kann man auch einfach eine Taschenlampe nehmen (möglichst punktförmig), nur muss man sich dann an den Brennpunkt halten (der ist in der Distanz 2f wenn Lampe und Schirm auf derselben Höhe sind).

lg Tommy
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markusblauensteiner
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Beitrag von markusblauensteiner »

So, nach langer Zeit gibts wieder neues:

Die Justage am Stern wurde durchgeführt, wie, werde ich im Folgenden kurz beschreiben:

Bei uns herrscht oft kurz nach Sonnenuntergang das beste Seeing, somit wollte ich genau diese Phase für die Justage nutzen. Um das mit einem gut temperierten Gerät bewerkstelligen zu können, wurde eine Kühlung für das Gerät gebastelt. Sie besteht aus einem kleinen PC-Lüfter und einem Adapter, mit dem man den Lüfter an das Anschlussgewinde schrauben kann. Wenn man dann das "Fokussiertürchen" im Tubus öffnet, zieht es richtig schön durch.

So, die Justage selbst wurde an einem Zenitnahen Stern durchgeführt, in meinem Fall an der Wega.
Ich habe die Canon am Gerät befestigt, und mir das Live-View-Bild auf den Laptop geholt. Dann wurde defokussiert, so dass der Fangspeigelschatten schön sichtbar war.
Und wo soll man jetzt drehen? :D
Man fährt mit der hand in den Tubus, und schaut, wo sie am Livebild sichtbar wird. Dort, wo der Abstand des Spiegelschattens zum Rand des Scheibchens am Größten ist, dort ist die richtige Schraube zu finden. An der dreht man nun so, dass sich der FS-Schatten in die Mitte des Scheibchens bewegt (no na).
Hier zeigt sich der Vorteil des Laptops:
Man müsste fast am Boden liegen, um das Display der Kamera sehen zu können - außerdem wandert der Stern beim Justieren recht lott aus dem Gesichtsfeld - so bin ich dagestanden, in einer Hand den Inbusschlüssel, in der anderen die Handsteuerbox - ganz ohne Rückenschmerzen. :D

So, damit wars erledigt! :D Das Gerät zeigt noch leicht dreieckige Sterne in den Ecken, das weist noch auf eine Verspannung hin. Der Fehler ist aber so gering, dass mir schon ordentlich fad sein muss, dass ich ihn suchen gehe......... :D

Es ist auch wichtig, solche Justagen mit der VERWENDETEN Kamera zu machen: Die Canons haben je nach Modell einen ganz anderen Fokuspunkt - bei einer FFC wird aber zum Fokussieren der fangspiegel bewegt, und damit ist bei einem deutlichen Fokusweg auch die Justage wieder futsch. :D

LG, Markus
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