Warum Newton?

Refraktor, Newton, Maksutov, Binokular...
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visir
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Warum Newton?

Beitrag von visir »

Liebe Kollegen!

Wenn so nach Ratschlägen für Teleskope gefragt wird, wird meist sehr schnell ein Newton empfohlen (meist mit dem Kurzschluss zum Dobson). Warum eigentlich? Was ist mit den ganzen Cassegrain- oder sonstigen Varianten? Ich hab neulich eine Seite durchgelesen (find ich aber grad nicht mehr), die die verschiedenen Bauweisen beschrieben hat und manche davon durchaus auch für die visuelle Beobachtung als brauchbar eingestuft hat.

Wie seht Ihr das?

CS, Wolfgang
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Daniel_Guetl
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Beitrag von Daniel_Guetl »

Hallo Wolfgang,

weil der Newton/Dobson für das wenige Geld dass Einsteigern meist zur Verfügung steht, die meiste Leistung bietet.

mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Viele Grüße

Daniel
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markusblauensteiner
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Beitrag von markusblauensteiner »

Hallo Wolfgang,

bin einer Meinung mit Daniel. Jedenfalls so lange nicht richtig viel Geld zur Verfügung steht, und die Anforderungen hauptsächlich auf Deep Sky lauten. Und selbst wenn jemand viel investieren will und nur beobachten - ich würde immer zu einem Dobson raten (einem großen).
All die Scs und Rcs mögen toll transportabel sein - sie sind jedoch langsam (f/9. f/10) und benötigen eine Montierung, die viel kostet.
Apos sind meist recht teuer, schwer, und leiden an mangelnder Öffnung - am Mond und Planeten noch recht egal - bei DS nicht.
Ich darf regelmäßig selbst zwischen einem 10" Newton, einem C11 und einem 10" Fraunhofer Refraktor (Selbstbau....) vergleichen, der Newton hat im DS Bereich immer die Nase vorn. Unvoreingenommene (weil unkundige) Sternwartenbesucher stimmen dem meist zu.
All das gilt (für mich) nur für die Beobachtung, fotografieren ist ein anderes Thema.

LG, Markus
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PeterK
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warum nicht Refraktor für Anfänger

Beitrag von PeterK »

also einen "Anfänger" würde ich nicht zu einen Dobson raten. Ich bin der Meinung am Anfang mal mit einer drehbaren Sternkarte und einen Fernglas oder einen Fraunhofer Refraktor (bei mir war es ein 80/400 Richfield mit Amici Prisma) mal sich am Himmel zurechtfinden. Montage auf einen Fotostativ oder halt auf einer EQ2 oder EQ3. So krieg man schnell mit, warum man Orion im Sommer nicht suchen braucht :-)
Ich hab auch einen Dobson nach 3 Jahren gekauft. Nur einen Anfänger mit den verdrehten Bildern zu ärgern dann kann schnell die Freude verfliegen.

Clear Skies

Peter
Black Diamond 80/600, 8" GSO Dobson
Canon 1000D, HEQ5-PRO

Schwerkraft nein Danke !
visir
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Beitrag von visir »

Danke für die Antworten soweit.

Es scheint "Dobson" das Hauptargument zu sein.
Wenn man nun Dobson mal weglässt, bleibt:

- langsames Öffnungsverhältnis - inwiefern tut das weh?
- Montierung (naja, wenn man alles, was nicht Dobson ist, als "teuer" empfindet...)

Wenn man sowieso eine parallaktische Montierung bevorzugt, bleibt das Öffnungsverhältnis, denn ein Newton braucht, wenn er nicht "extrem schnell" ist, bei gleicher Öffnung aufgrund des großen Hebels eine stabilere Montierung.

Und jetzt einmal ernst, und an die gerichtet, die auch Erfahrung mit anderen Bauweisen haben: was spricht dafür/ dagegen?

CS, Wolfgang
Zum Glück ist alles nur halb so doppelt
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Daniel_Guetl
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Beitrag von Daniel_Guetl »

Hallo Wolfgang,

jedes Teleskop hat seinen Himmel, und in jedem Beobachtungsbereich gibt es vor oder Nachteile.


Ein SC ist stabil parallaktisch montiert in 8" (darunter machen die Dinger wirklich kaum sinn außer als Reisegerät) nicht unter 1200eur zu bekommen.

Ein langsames Öffnungsverhältnis tut dir als Einsteiger dann weh, wenn du den Orionnebel als ganzes im Gesichtsfeld haben willst, aber kein 2" Ultraweitwinkel zur Verfügung hast, und somit immer nur die Mitte siehst. Außerdem spielt die Austrittspupille vorallem beim sinnvollen Einsatz von OIII Filter, um den Zirrus und andere überhaupt sehen zu können eine verdammt wichtige Rolle (wenn nicht sogar die wichtigste). Mit f10 kommt man nunmal nicht mehr auf 6mm AP....

ein SC macht für einen Einsteiger dann Sinn wenn folgende Ansprüche gestellt werden:

- kompaktestes Teleskop bei gegebener Öffnung
- Planetenfotografie als Ziel
- Balkonbeobachtung wo nicht mehr Platz ist und ein rückwärtiger Einblick wichtig.

Wir haben an unserer Sternwarte von einem 16" Newton der perfekt war auf einen miesen 16" SC und anschließend 20" RC für die Beobachtung umgestellt, und das nur aus einem Grund: Es gab viele Umfälle bei Führungen weil Leute von der Leiter gefallen sind. Beim RC ist der Einblick hinten und man braucht keine Leiter. Bei einem Parallaktisch Montierten Newton is das Problem ab 10" einfach da ^.^

Viele Grüße

Daniel
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markusblauensteiner
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Beitrag von markusblauensteiner »

Hallo!

Mein persönliches Empfinden aus Vergleichen:

Langsames Öffnungsverhältnis bei gleicher Öffnung tut dann weh, wenn man schwache Objekte nicht mehr erkennen kann, oder brilliante Objekte wie M13 plötzlich eher matt statt strahlend daherkommen. jemand, der es nicht anders kennt, hat sicher trotzdem seine Freude daran, keine Frage...

Wenn man das für reines Beobachten als Ausgangslage nimmt, und von einer Öffnung von mind 8 Zoll ausgeht (natürlich kann man auch mit kleinerer Öffnung beobachten - und mit Erfahrung erstaunlich viel sehen - wir reden aber von Einsteigern - und vielleicht möchte man mehr als die Messier-Objekte sehen. Das Filterthema mal ganz außen vor), dann wird die Monti schon groß und schwer - und das Paket teuer. Sagen wir mal mind 1.500€ (ich empfinde das als teuer) mit "normalen" Okularen, also etwa drei mal so viel wie ein Dobson.
Der typische Einsteiger ist aber erfahrungsgemäß eher nicht bereit, so viel auf den Tisch zu legen, wenn er nicht mal weiß, was ihn erwartet. Dann bleibt die Wahl: parallaktisch, aber eher klein, oder Dobson.
Wichtig ist meines Erachtens nach, auch auf die Möglichkeit des "Upgrades" hinzuweisen, denn wer Gefallen am Hobby, nicht aber am Dobsonschubsen findet, der kaufe sich eine Monti nach.
Ich wll nicht bestreiten, dass z.B. Planetenbeobachtung bei sehr hoher Vergrößerung mit einem Dobson nicht ganz leicht ist, keine Frage. Hier wäre ausprobieren vor dem Kauf ratsam. Ich z.B. mag die Lage des Okularauszuges bei einem parallaktisch montierten Newton nicht - eigentlich liegt der selten mal optimal.

Andere Erfahrungen:

SC: Spiegelshifting vor allem im Hochvergrößerungsbereich ein Problem - am Mond kann man sich gleich mal die Handsteuerbox herrichten, denn nach dem Fokussieren ist der Krater halb aus dem Gesichtsfeld gerutscht.

APO ("Normalgröße): Schöne Sternabbildung, super an hellen Objekten, und da nur von größerer Öffnung zu schlagen. Bei ganz schwachen Objketen wirds zäh.

LG, Markus
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Beitrag von visir »

Verstehe...

Also, wie gesagt, die Dobsonschubserei tue ich mir nicht an. Ich habs probiert, ich mag es nicht. Die parallaktische Montierung steht schon hinter mir, ich brauche nur ein Rohr darauf.
Und die Cassegrains gibts scheinbar wirklich fast nur in f/10 oder ähnlich...
naja, jetzt weiß ich Bescheid.
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markusblauensteiner
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Beitrag von markusblauensteiner »

Für Scs gabs mal Reducer (so ein Dinosaurier liegt bei uns rum) - vermutlich gibts auch modernere. Preislich sicher recht hoch, würden sie aus f/10 zumindest etwas um f/6 machen. Ich gebe aber zu, dass ich keine Ahnung habe, ob das eine echte Alternative ist.
Man könnte hier einen Glaubenskrieg entfachen, jedoch schätze ich die deutschen Forenverhätnisse nicht besonders - in diesem Sinne: jedes Teleskop hat seinen Himmel, sehen tut man mit jedem was - und, das allerwichtigste: der Besitzer muss Freude damit haben und es nutzen. 0.5 mag mehr oder weniger sichtbar oder nicht, ist doch eigentlich wurscht. :D

LG und viel Spaß beim Entscheiden, Markus
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