FRAGE - Hauptspiegel beschlagen - was tun?

[HHV]

Guten Morgen!

Habe soeben mal wieder ein Justierung an meinen Newton mittels Laser vorgenommen und ich meine, dass mein Hauptspiegel JETZT aktuell, um 10:15h am Vormittag, beschlagen ist.
Was tun?
Dass man nicht einfach einen Fetzen an einen Stock bindet und über den Hauptspiegel wischt ist mir klar...was kann ich also tun?

Schutzkappe auf und ausdampfen lassen? Was geht sonst noch?

LG,

Michael S.

[TONI_B]

SO lassen oder mit einem Fön drauf blasen...

[HHV]

Hi Toni!

Ok - also Schutzkappe runter und auslüften lassen, jetzt am Tag, oder mit einem Fön reinblasen?!

Danke,

Michael S.

[TONI_B]

Jetzt wird er ja hoffentlich nicht mehr angelaufen sein, oder?

Wenn doch, dann geh kurz mit dem - kalten oder nicht zu warmen - Fön drüber. Reicht...

[HHV]

Hi Toni!

Danke der Nachfrage - der Spiegel war nach dem Mittagessen dann abgelaufen...fragt sich warum es überhaupt dazu gekommen ist, bzw. wie ich das verhindern kann, bin mir inzwischen relativ sicher, dass mir das heute Morgen das Seeing verhaut hat.

Somit die FRAGE - WAS ist die beste Verhaltensweise? Also - soll ich am frühen Abend schon die Schutzkappe abnehmen und dann 1-2 Stunden lüften, ODER eben gerade das nicht, sondern erst kurz vor Einsatzbeginn den Deckel runter?

LG,

Michael S.

[TONI_B]

Nützt alles nichts. Taubeschlag ist nur eine Frage der Taupunktstemperatur und wie viel der Spiegel vom Himmel "sieht" und wie sehr dieser sich unter diese Taupunktstemperatur abkühlt. Bei 100% relativer Luftfeuchte ist die Taupunktstemperatur gleich der Lufttemperatur. Wenn die Luft trockener ist, liegt diese Temperatur dementsprechend niedriger und es tritt kaum Tau auf. Ob ein Material sich mit Tau beschlägt oder nicht hängt davon ab um wie viel es sich unter die Umgebungstemperatur (oder genauer gesagt der gerade herrschenden Taupunktstemperatur) abkühlt. Und das hängt wiederum vom Abstrahlungsverhalten ab: Je größer der Winkel ist, den der Spiegel vom (kalten!) Himmel sieht, desto rascher und stärker kühlt er sich ab. Der Himmel hat bei klaren Verhältnissen eine Strahlungstemperatur von weit unter -30°C!

Wenn man jetzt den Winkel vom Himmel, den der Spiegel sieht, verkleinert (zB. mit einer Taukappe oder mit dem Rohr eines Newtons) dauert es sehr lange bis sich der Spiegel dementsprechend abkühlt. Wenn dazu auch noch die Masse sehr groß ist, dauert es dementsprechend länger. Der kleine Fangspiegel, der mehr vom Himmel sieht, kühlt sich daher schneller ab und wird betaut.

D.h. wenn die lange Röhre des Newton nichts nützt, dann musst du dafür sorgen, dass sich der Hauptspiegel nicht zu sehr abkühlt: Heizung (ist aber selten bei einem Newton HS, wohl eher für den FS!).

Wenn ich mich richtig erinnere, hast du Bleche als Fussboden? Leg einen Teppich rein, der strahlt nicht so viel Wärme ab...

[tommy_nawratil]

hallo,

die Spiegel ist durch seine Spiegelschicht ein schlechter IR-Abstrahler, normal kommt von unten aus dem Boden genug IR
um ihn überm Taupunkt zu halten. In der Warte weiss ich aber nicht wie die Verhältnisse sind. Es ist auch anzunehmen dass
der Spiegel die Morgenkühle noch drin hat, und wenn rundherum die Luft wärmer wird, ist er klar unter dem Taupunkt und beschlägt.
Gut belüften ist dann das beste, eventuell SANFT mit dem Heizlüfter von hinten anwärmen. Aber nicht bei der Beobachtung,
der Spiegel verliert dann seine gute Parabolform eine Zeit lang.

Es kann auch sein dass der Metalltubus sehr kalt wird und sich das auf den Spiegel überträgt. Isolieren ist
dann die geeignete Maßnahme. Meine Metalltuben sind innen mit Velour und aussen mit Wärmedämmfolie isoliert.
Das ist auch gut gegen das Tubusseeing, welches sich bildet. Oben strahlt der tubus in den Weltraum ab, und unten
bekommt er vom Boden IR nachgeliefert. Das ergibt einen Temperaturgradienten. Nicht viel, aber ein bissl.

In einer Sternwarte sind die Verhältnisse aber deutlich anders am freien Feld, nämlich geschützter
Ich vermute daher, dass dein Spiegel nur beschlagen war, weil er der morgendlichen Erwärmung nicht folgen konnte und noch kalt war.

lg Tommy

[HHV]

Guten Abend!

Im Dome ist eine Dampffolie, dann Schaumstoffboden, dann noch Teppich drauf.

ad Tommy - was du am Ende schreibst könnte gewesen sein, ich bis Sonne sah am Werkeln.


LG,
Michael S.

[HHV]

Guten Tag zusammen!

Eine praktische FRAGE noch zu diesem Thema - was ist nun die bessere Methode bezüglich Barlows, Okulare, Kamera:

a) im "Freien" unter der Kuppel belassen, damit schon einigermaßen auf Außentemperatur abgekühlt oder

b) im beheizten Wohnraum bis kurz vor Verwendung belassen...da was warm ist, ja nicht beschlagen kann?

LG,

Michael S.

[TONI_B]

Ist nicht eindeutig zu beantworten: Kamera für Deep-Sky sollte möglichst kühl sein, wobei sich da nach einigen Minuten ein Gleichgewicht aus Umgebungstemperatur und Verlustwärme einstellen sollte.

Die anderen optischen Teile könnten sich durchaus im warmen Zustand "angenehmer" verhalten bzw. anfühlen. Aber auch da ist bald alles kalt...

Eine Ausnahme ist mir bekannt: der Baader-FFC hat Fluorit-Linsen, die sehr ungehalten auf thermische Spannungen reagieren! Da wird definitiv davor gewarnt sie zu schnellen Temperaturwechselvorgängen auszusetzen.

[HHV]

Hi Toni!

Also zusammengefasst eh so, wie es der Hausverstand einem sagt - Oklular und Barlow bereits akklimatisiert draußen in der Kuppel und die SLR nehme ich alleine schon aus Sicherheitsgründen immer mit ins Haus.

LG,

Michael S.

[tommy_nawratil]

hallo Michael,

nö, die Okulare werden besser etwas warm gehalten, da sonst die vom Ausapfel abdamfende Feuchtigkeit
dort schnell auf der Augenlinse kondensiert wenns kalt ist. Also lasse ich die im Haus und nehm sie erst wenn ich sie brauch.
Ein kleiner Backofen in der Sternwarte
oder eine Okularheizung sind da auch ganz nützlich.

lg Tommy