Beobachtungsbericht vom 1. August 2009

Astronomie, Naturbeobachtung, Mikroskopie...
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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 1. August 2009

Beitrag von Alrukaba »

Eigentlich wäre ich auf Michaels neue APO – Gurke neugierig gewesen, aber nachdem er mich selbst am Nachmittag angerufen hatte, war er der einzige, der durch Abwesenheit glänzte, der Grund sei dahingestellt. Kurz nach Mittag schickte mir Sepp per SMS eine Einladung zum gemeinsamen „fachsimpeln und beobachten“.
Als ich gegen ½ 9 in Saxen eintraf, stand der 10 Tage alte Mond ca. auf halben Weg zum Meridian und er war es auch, den ich als erstes ins Visier nahm. Der goldene Henkel war leider schon vorbei, denn der Terminator verlief bereits ein paar Grad jenseits des 40. westlichen Längengrads, entlang des östlichen Randes des Oceanus Procellarum. Deutlich konnten wir im laufe der Nacht beobachten, wie sich der Wall rund um den Krater Gassendi schloß. Tycho schickte seine Strahlen über die südliche Mondhälfte und war so der auffälligste Krater in diesem Bereich. Clavius lag dagegen etwas unscheinbar, bedingt durch die Libration, zwischen südlichen Mondrand und dem Terminator. Nur der Zentralberg des Krater Moretus, hart am Südpol, warf einen langen Schatten über dessen Ebene. Fast in der Mitte des Mondes stach mir, unterhalb der Karpeten, Kopernikus ins Auge und etwas nordöstlich, an den Ausläufern der Apeninnen, Eratostenes. Darüber breitete sich das Mare Imbrium aus, welches im Norden durch die Alpen und dem Sinus Iridium eingerahmt wurde. Etwas unterhalb der Mitte des Meeres fand ich Timocharis und im Bogen nach Nordosten Archimedes, Autolycus, Aristillus und Cassini. Sowie Tycho die untere Hälfte dominierte, so war im Norden Plato das auffälligste Objekt. Seine dunkle Kraterebene hob sich deutlich von seiner helleren Umgebung ab. Auf der östlichen Seite unseres Trabanten fiel mir nur auf, daß das Mare Crisium, ebenso auf Grund der Libration, etwas in die Mitte gerutscht ist. Man konnte also etwas über den nordöstlichen Mondrand hinweg, auf die Rückseite des Mondes sehen. Ansonsten war mir die Gegend zu sehr Lichtüberflutet um es näher zu betrachten. Einen tollen Anblick bot der Mond natürlich auch durch die beiden APO´s von Kurt und Sepp. Durch seinen 8´´ Refraktor in seiner Hütte konnte man ihn allerdings nicht sehen, dafür stand er zu weit südlich.
Bis Jupiter über den Horizont trat plauderten wir ein wenig über die bevorstehenden Veranstaltungen, jetzt im August, bei uns auf der Alm. Kurz nach 10 warfen wir dann, durch Kurtl´s APO, einen ersten Blick auf den Riesenplaneten. Rechts standen Europa und Kallisto, links Ganymed und Io. Noch etwas weiter links stand 45 Cap., jener 6 mag. Stern, welcher in der Nacht von 3. auf 4. August, zwischen ca. 1 und 3 Uhr von Jupiter bedeckt wird. Ein paar Stunden vorher bedeckt außerdem Io, Europa. Das passiert aber um ½ 7 Uhr Abends und ist bei uns leider nicht zu sehen. Plötzlich stand ein Nachbar von Sepp neben uns auf der Terrasse und betrachtete interessiert Mond und Jupiter durch unsere Geräte.
Sepp hatte dann mal Cor Caroli, oder Alpha CVn in seinem Rohr, ein schöner Doppelstern, dem ich noch nie meine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Alpha CVn leuchtet blau, sein Begleiter weiß. Ich suchte mir als nächstes Albireo und omikron Cyg. Für mehr war ich diesmal wieder Mal zu faul aber es schien auch der Mond ziemlich hell. Zwischendurch warf ich immer wieder einen Blick auf denselben und den Riesenplaneten. Der zeigte sich diesmal nicht so detailreich. Vier Bänder konnte man erkennen und wieder einen etwas dunkleren Fleck auf dem oberen breiteren.
Das Seeing bekommt diesmal nur eine 2 und auf Grund des Mondlichtes waren nur Sterne bis 5 mag. auszumachen. Die Milchstraße war nur im Zenit schwach auszumachen. Wind spürten wir keinen und es hatte angenehme + 20°.
Kurz nach Mitternacht baute ich mein Gerät wieder ab, spechtelte aber bei den anderen noch eine Weile mit. Sepp hatte mal M 13 im Rohr und in den beiden APO auf der Terrasse konnte ich weiterhin Jupiter betrachten.
Um 0 Uhr 40 schoß ein ziemlich heller Meteorit aus dem Adler, zwischen Delphin und Füllen hindurch in Richtung des Dreiecks bei Pegasus, welches zwischen Vorderläufe und Körper des Pferdes zu sehen ist. In Höhe von Delphin und Enif zerfiel er und hinterließ eine leuchtende Spur. Etwas später sah ich noch einen in der Gegend des Großen Bären und Bootes, jedoch nur aus dem Augenwinkel. Sepp und Kurt führten währenddessen einen Sterntest durch, wofür Atair herhalten mußte.
Kurz nach 1 Uhr konnte endlich auch von Sepp´s Warte aus, Jupiter erfasst werden. Im Bino kam es mir vor, als könnte ich, ihn und seine Monde, ernten. Um
½ 2 verließ ich die Runde, aber auch Kurt packte schon zusammen.
Am nächsten Tag holte ich, gegen 16 Uhr während einer Pause, als ich diesen Bericht schrieb, meinen kleinen raus und betrachtete wieder mal die Sonne und sie war BLÜTENWEISS.

Verwendete Geräte:

Kurt hatte seinen 5´´ Refraktor mit 952 mmm Brennweite im Gepäck
Sepp hat in seiner Hütte einen 8´´ TMB Refraktor mit 1800 mm Brennweite
einen 6`` Bresser Messier mit 750 mm Brennweite
einen 4,2´´ Refraktor mit 735 mm Brennweite
und einen 3´´ Frauenhofer mit 700 mm Brennweite
auf der Terrasse stand noch ein APO mit 80 mm Durchmesser und 600 mm Brennweite
außerdem benutzten wir noch Sepp´s TS Bino
Ich hatte meinen großen im Gepäck mit 102 mm Durchmesser und 1000 mm Brennweite
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Josef
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Beitrag von Josef »

Hallo Alex,

wieder einmal herrlich Dein Bericht, war noch eine kleine Weile draussen und wollte Jupiter mit der Webcam noch aufnehmen.

Wie ich alles beisammen hatte und die Bilder auf dem Monitor betrachtete ist das Seeing komplett eingebrochen oder die Dächer der Siedlung haben die Luft so aufgeheizt, daraufhin habe ich es sein lassen und bin auch ins Bett.

Den Krempl habe ich dann erst nächsten Morgen aufgeräumt!

Gestern Abend hatte ich das erste Mal ein wenig Wasser in meiner Sternwarte, ein richtiges Unwetter ist über uns hinweg, pausenlos haben die Sirenen geheult.
Wo wir unsere Teleskope aufgestellt hatten ist das Wasser ca.5cm hoch daher gekommen und das bei einer Hanglage!

Hat ausgeschaut als gehe die Welt unter, kann mich an solch ein Gewitter überhaupt nie erinnern.
Zuletzt geändert von Josef am 27.12.2009, 19:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Servus Sepp!

Danke erst mal. Wenn es zu sehr in deine Hütte reinregnet, mußt du eben die Teleskope zu Abflußrohren umbauen :lol:

Alex
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Josef
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Beitrag von Josef »

Scherzkeks!!!!!
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