Alm, Sofi und Jupiter – drei Beobachtungen, drei Orte!

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Alrukaba
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Alm, Sofi und Jupiter – drei Beobachtungen, drei Orte!

Beitrag von Alrukaba »

Beobachtungsbericht vom 19. März 2015

Diese Beobachtung kam nur zustande, weil ich am nächsten Tag Urlaub hatte – richtig, wegen der Sofi. Vom Vereinsabend her wußte ich, daß auch einige andere am Freitag nicht arbeiten würden und so schickte ich ein Mail aus, ob jemand Lust hätte, am Donnerstag auf die Alm zu fahren. Neumond war und das Wetter war auch optimal.
Auf das Mail kamen vorerst zwei okay. Roman zwar erst ab 10 aber Sepp sagte auch zu. Auf ein SMS am Mittwoch sagte Sepp wegen einer Party ab, Roman meldete, daß er früher kommt und Hans sagte auch zu.
Daß das Almhaus wegen Betriebsurlaub nicht offen haben würde, daß nahm ich zumindest an. Als ich kurz vor halb acht auf der Station war, zeigte sich aber etwas anderes. Im Almhaus brannte Licht und Hans war auch schon da. Im Bereich der Astrostation war nur noch der Schnee vorhanden, den der Schneepflug uns vor die Tür geschert hat und da hatte Roman am Vortag schon einen Pfad geschaufelt.
Rasch war mein Teleskop aufgestellt und als erste mußte die Venus herhalten, die mir bei der letzen Kehre schon aufgefallen ist. Sie zeigte sich rund wie ein Ei. Muß wohl am nahen Osterfest liegen.
Bevor ich auf den Götterboss schwenkte schnallte ich mein 38mm Okular ans Teleskop und holte mir nacheinander die Plejaden, den Orionnebel und die Krippe vom Himmel. Da das Seeing so gut war schaute ich beim Orionnebel noch etwas genauer rein. Die Trapetzsterne waren zwar schön zu sehen, aber Komponente E und F ließen sich nicht blicken. Um diese Zeit traf auch Roman auf der Station ein.
Ja, das Seeing war diesmal wirklich nicht schlecht. Es bekommt eine Zwei und es wurde im Laufe der Nacht noch etwas besser. Die Zwiebelringe um Cappela tränten ganz schön in den Augen. Die Grenzgröße lag bei 5.7 mag. Anfangs ging fast kein Wind, der frischte jedoch später etwas auf und es kühlte von +4°auf 0°ab.
Jupiter war als nächster an der Reihe. Der zeigte sich von seiner besten Seite. Da gab es kein wabern. Kallisto, Ganymed und Europa standen links, Io rechts. Da wurde natürlich die Frage nach dem großen Fleck laut und ich schraubte die Vergrößerung auf 200 fach hinauf. Leider hab ich verabsäumt, schon zu Hause danach zu schaun. Ich startete meinen Lapi, klickte auf mein Jupiterprogram und das zeigte mir tatsächlich den roten Fleck im Meridian. Gleich sprintete ich hinaus und wollte das nun auch in naturer sehen. Naja, wenn einem ein Programm mal was vorgaukelt, dann interpretiert man viel in das beobachtete. Ich konnte es aber nicht wirklich glauben. Also versuchte ich es mit Calsky. Aber das Internet auf der Alm ist wirklich zum schmeißen. Das könnte man auch ohne „m“ schreiben!
Egal, ich blieb vorerst noch in der näheren Umgebung der Erde und fragte diesmal mein Handy nach Lovejoy. Das zeigte mir, daß der himmlische Vagabund im oberen Knick des Himmels - W zu finden ist. Ich hatte zwar keine Ahnung wie hell der Bursche noch ist. Die Helligkeitsangaben waren schon über ein Monat alt und zeigte mir 5,8 mag. Ich dachte mir, und wenn er nun 1 bis 2 Größenklassen schwächer ist, müßte er noch hell genug sein, um ihn mit meinen Feldstecher zu finden. Gedacht getan und schon hatte ich ihn. Genauso rasch hatte ich ihn dann im 8mm Okular. Er zeigte sich überraschend gut und rasch war eine Skizze gemacht.
Roman wollte sich den erst eine Stunde später suchen, von wegen Dobson auskühlen. Ob er da noch am Himmel stehen würde, war fraglich, wo uns auch noch ein Besuch bei Erika dazwischen kam. Hatte er es erst nicht eilig, drängte er plötzlich zum Aufbruch. Ich wollte erst noch den Krabbennebel im Stier betrachten, der mir mit seinen Scheren schon bald fast in die Nase zwickte.
Beim rüberfahren wurde Roman fast schlecht, als ich Rückwerts durch den Tunnel fuhr. Wieso Rückwerts? Bevor ich mich vor der Station einparkte drehte ich auf der anderen Seite des Tunnel um, weil das wegen des Schnee vor der Station nicht möglich war. Tja, und weil nun das umdrehen nicht möglich war, legte ich den Retourgang ein und fuhr durch. Wieso wir das Stück mit dem Auto fuhren? Na ihr habt Fragen! Weil ich schlicht und ergreifend zu faul war rüber zu gehen.
Drüben bei Erika lief gerade eine Rudh Matratzenparty. Deshalb das Licht. Ich bestellte mir Kaffee und Apfelstrudel und Erika erklärte uns, daß sie wegen der Party und einem Begräbnis am nächsten Tag noch offen haben würde. Hätte ich das gewußt, hätte ich Werner nicht zugesagt im Gymnasium die Sofi zu beobachten. Egal, nach dem Kaffee genehmigte ich mir noch ein Bier und danach fuhren wir wieder rüber zur Station. Vorher reservierte ich aber noch einen Tisch fürs Schnitzelessen am 11. April. Da haben wir nämlich auch unsere Jahreshauptversammlung unseres Vereins.
Wieder zurück suchte ich mal den Himmel ab, was ich mir in den Tabus holen könnte. Für was Neues war ich zu faul und zu durchfroren. Der Löwe stach mir ins Auge und da fiel mir das Galaxien Trio und das Quartett ein. Erst mal das Quartette mit M 95, M96, M105 und NGC 3389. Gleich anschließend das Trio mit M65, M66 und NGC 3628. Schön zeigten sich die sieben Welteninseln.
Schon fast den Schlußpunkt setzte M51, die Whirlpool Galaxie in den Jagdhunden. Sie stand ziemlich hoch, war aber gut erreichbar. Sie zeigte sich vom feinsten. Auch Hans wurde neugierig und war beeindruckt. Er fotografierte irgendetwas im Coma Haufen.
Als letztes suchte ich mir noch das Pärchen M81 und M82 im Großen Bären. An ihnen biß ich mir fast die Zähne aus. Die beiden standen fast im Zenit und irgendwie kam ich da nicht richtig ran. Irgendwo stand ich immer an. Aber ich stocherte auch irgendwie an der falschen Stelle rum.
Roman vernahm meine Gereiztheit und suchte sie in seinem Dobson. Er zeigte sie mir und ich war beeindruckt. „Soi i das in dein Gerät suachn?“ – fragte er mich. „Wüst mi total depremiean?“
In dem Atlas, den ich normal benutze war das Blatt leider so blöd geschnitten, daß die beiden im rechten oberen Eck klebten. Also packte ich wieder mal den Tirion Sternenatlas aus. Da ließ sich die Position schön erkennen und schon „bald“ hatte ich die beiden. Schon lange nicht mehr beobachtet, aber gleich wieder erkannt, echt toll.
Nun konnte ich getrost abbauen und nach Hause fahren. Um halb zwölf beendete ich die Beobachtung. Hans war schon längst im Land der Träume und ließ sein Werkl allein Arbeiten und Roman wollte auch irgendetwas auf Chip bannen, war sich aber darüber noch nicht schlüssig. Außerdem wollte er heroben übernachten und sich die Sofi hier ansehn. Er war da mit zwei Fotografen verabredet.
Kurz vorm Almgatter stand ein PKW und ein Teleskop daneben. Ich hielt kurz an und begrüßte unsren „Gast“. Er stellte sich als Robert vor aus Obergrafendorf und er sagte mir, daß er ein Video von Jupiter aufnehmen würde. Robert war verwundert, daß auf der Station unter der Woche Betrieb war. Ich erklärte die Situation, verabschiedete mich und fuhr weiter.

Roman beobachtete mit seinem Dobson mit 1800mm Brennweite und 400mm Öffnung und fotografierte mit seinem Tripelt Apo 115:800

Hans fotografierte mit seinem Newton mit 1420mm Brennweite und 320mm Öffnung

und ich mit meinen Fh 102 mit 1000mm Brennweite


Bild


Beobachtungsbericht zur Sofi am 20. März 2015

Die Finsternis zum Äquinoktium

Eine Sonnenfinsternis ist an und für sich für jeden Ort auf der Welt etwas Seltenes und damit etwas Besonderes. Wie eine Sonnenfinsternis zustande kommt, brauch ich wohl nicht zu erwähnen. Okay, kurze Erklärung. Eine solche Finsternis findet nur bei Neumond statt, also wenn sich die Ekliptik, also die Erdbahn mit der Mondbahn kreuzt. Da die Bahn des Mondes gegenüber der der Erde um ca. 5,2° geneigt ist, läuft dieser meist über die Sonne drüber oder unter ihr durch. Je näher dieser Knoten an der Sonne liegt, desto eher kommt es zu einer Finsternis. Diesmal durchlief der Mond in der Nacht von 20. auf 21. März, gut 3 Stunden nach Mitternacht diesen Knoten. Am 19. war er gegen 21 auch noch in Erdnähe.
Was bei dieser Finsternis noch hinzukam war, daß die Sonne zirka 12 Stunden später, also kurz vor Mitternacht, den Äquator überquerte. Es war Frühlings Äquinoktium oder Tag- und Nachtgleiche. Sie befand sich demnach im aufsteigenden Knoten. Das kommt nicht oft vor. Wer näheres wissen will, kann es ja googeln.
Okay, okay! Ich hab´s natürlich auch gegoogelt. Tatsächlich hab ich nur eine Finsternis zu Frühlingsbeginn im Jahre 1982 und eine zu Herbstbeginn im Jahr 1699 gefunden. Nicht so viel, von 1300 bis heute. Ich hab aber auch nicht so genau gesucht und es waren in meinen Quellen nicht alle Finsternisse verfügbar. Dafür hab ich noch 2 gefunden, die auf den Weihnachtstag und zwei, die auf meinen Geburtstag gefallen sind. Eine davon 1955. Wenn ihr nun wissen wollt, wann ich Geburtstag habe, braucht ihr es ja nur zu googeln. Ich freu mich schon auf ein Geschenk.
Zum eigentlichen! Natürlich wurde eine Beobachtung auf dem Hochbärneck ins Auge gefasst! Der Plan war der, das wir nach der Finsternis im Almhaus noch gemütlich Mittagessen und anschließenden nach Hause fahren. Warum es dazu nicht gekommen ist, kann man im vorhergehenden Bericht lesen.
Beim Vereinsabend vor der Finsternis erzählte uns Werner, daß Dr. Schnabel, seines Zeichens Professor im Gymnasium, uns um Hilfe gebeten hatte. Er alleine, mit einem Teleskop, würde der Schülerflut nicht Herr werden. Da nun das Almhaus ohnehin nicht offen haben würde, sagten Sepp, Gerald, Dietmar und letztendlich auch ich zu, sich die Finsternis im Gymnasium reinzuziehen.
Ein paar Tage vorher kam ich mit Gerti, einer Bekannten ins Gespräch. Sie fragte mich, wo man die Sofi beobachten könnte. Ich sagte ihr, wenn sie will, mit mir im Gymnasium. Gesagt, getan!
Um 9 holte ich Gerti ab und wenig später waren wir im Gymnasium. Alle anderen waren schon da. Alle? Nein Werner fehlte. Ihm hat eine Grippe dahingerafft und überließ die Meute deshalb uns.
Ich stellte meinen Großen auf, den kleinen schnappte sich Sepp, um die Webcam dranzuhängen. Da diese nicht funktionierte, schnallte er seine Kamera dahinter.
Gerald hatte sein Speki aufgestellt, Dietmar sein Mead. Dr. Schnabel projizierte mit einem kleinen Linsenfernrohr die Sonne in eine Box und hatte außerdem noch ein Mead dabei.
Auf der Sonne war nichts los. Im linken unteren Eck war ein Sonnenfleck zu sehen, ansonsten war sie blütenweiß. Um 9 Uhr 34 konnten wir den ersten Kontakt beobachten, rund um uns unzählige Schüler. Mein häufigstes Zitat an diesem Vormittag: „Des is a Okula und ka Hoitegriff!“ Immer wieder hielten sich die Gfraster am Okular fest. Die kleineren zogen sich sogar daran hoch. Weshalb ich die immer wieder auf die anderen Teleskope verwies. Zur Info – ich hab ein Stativ mit einer Höhe von einen Meter 50.
Als sich ein paar Schüler mal um mich versammelten und auch ein Professor dabei war, konnte ich mir nicht verkneifen, ihn zu fragen, welche Linien sich da heute treffen. Er wußte keine Antwort, und schon gar nicht, welche dritte Linie dazukommt. Naja, vielleicht verstörte es ihm, weil ich ihn mit „Herr Lehrer“ anredete.
Gerti war fasziniert von dem Schauspiel und dem ganzen Trubel rundherum. Irgendwann bat uns ein NÖN Fotograf, sich rund um die Teleskope von Dr. Schnabel zu versammeln. Es sollte schnell gehen. Warum wir wegen eines Fotos hudeln sollten verstanden wir schon mal nicht. Wir wollten natürlich auch ein paar Schüler auf dem Bild haben, aber das wollte er nicht. Selbst aus dem Hintergrund mußten sie verschwinden. Was das für einen Sinn haben soll, verstanden wir auch nicht, waren wir doch in einem Gymnasium.
Gegen dreiviertel elf war schließlich das Maximum erreicht. Die Sonne war zu 64% verdeckt, um uns war ein merklich düsteres Licht, auch wenn mich Sepp erst darauf aufmerksam machte und Wind frischte alles etwas auf. An diesem Tag war es übrigens wolkenlos, es hatte ca. 12° und es war kaum windig.
Eine gute Stunde später war das Spektakel vorbei. Wir bauten ab, verabschiedeten uns und fuhren zum Brauhof, wo wir, anstatt im Almhaus, zu Mittag labten. Anschließend verabschiedeten wir uns und fuhren nach Hause.

Da ich von den meisten hier verwendeten Teleskopen ohnehin nicht weiß, welche Abmaße sie haben, erspar ich mir an dieser Stelle die Auflistung der Geräte.

Beobachtung am Abend des 20. März 2015

An diesem Tag stellte ich mein Teleskop nochmal auf der Terrasse auf, aber nur um das nachzuholen, was mir am Vortag verwehrt blieb. Diesmal stand der Große rote Fleck auf Jupiter tatsächlich im Meridian. Um exakt 21 Uhr 33 fand der Transit statt.
Als ich an diesen Abend vom Spaziergang mit meinem Hund zurückkam, stand die Venus hoch am Westhimmel. Da ich sowieso vorhatte, den Gasriesen nochmals unter die Lupe zu nehmen, stellte ich ihn schon etwas früher raus und hielt nach dem Abendstern Ausschau. Dieser stand aber schon sehr knapp über den Dächern des Nachbarn. Um ihn ins Okular zu bekommen mußte ich sogar noch etwas weiter an den Rand der Terrasse rücken. Sehr beeindruckend zeigte sie sich aber nicht!
Gleich darauf nahm ich das erste Mal Jupiter aufs Korn. Noch war es aber zu hell, um Details auf dem Gasriesen zu sehen. Kallisto, Io und Ganymed standen links, Europa rechts. Danch setzte ich mich erst mal vor die klotze und schaute mir die Nachrichten an.
Um viertel nach Neun ging ich dann nochmal raus, um nach dem Großen roten Fleck Ausschau zu halten. Der Götterboss zeigte sich von seiner Schokoladenseite und der rote Fleck war mitten drin. Die Lage der Monde hat sich kaum verändert. Lediglich Ganymed war hinter Jupiter verschwunden.
Schon nach einer knappen halben Stunde packte ich wieder zusammen und machte es mir vor dem Fernseher bequem.
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darthvader
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Re: Alm, Sofi und Jupiter – drei Beobachtungen, drei Orte!

Beitrag von darthvader »

Servus Alex!

Hut ab :wink: schöner und umfangreicher Bericht :!:

LG und CS Andreas
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Meade SC 305/3050 ACF LX 90, MEADE #1209 Microfokussierung
Sky Watcher Dobson 200/1200, Omegon Night Star 20x80
Omegon SWA 2´´ 38, 32, 26 mm
Omegon SWA 20+15 mm
Antares Speers Waler 9,4 mm
Antares Speers Waler 5-8 mm
HR Planetary 7 mm
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Josef
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Re: Alm, Sofi und Jupiter – drei Beobachtungen, drei Orte!

Beitrag von Josef »

Servus Alex!

Na da sehe ich schon Ausgabe II Deines Buches auf uns zukommen!
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Alrukaba
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Re: Alm, Sofi und Jupiter – drei Beobachtungen, drei Orte!

Beitrag von Alrukaba »

Danke Andreas!

Sepp, da rinnt aber noch viel Wasser die Donau runter!

Alex
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