Beobachtungsbericht vom 10. Juli 2015

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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 10. Juli 2015

Beitrag von Alrukaba »

Nachtwandern mit anschließenden Steandalschaun

Für die Beobachtung war ich verantwortlich! Erika hat mir schon ein paar Wochen zuvor verraten, daß an diesem Freitag eine Nachtwanderung stattfinden würde. Ich war im Urlaub und hatte eigentlich eine wöchentliche Wanderung im Zuge der Landesausstellung ins Auge gefasst, die immer am Mittwoch stattfindet und von der Bruderlade in St. Anton/Jeßnitz hinauf auf´s Hochbärneck führt. Dazu rief ich am Montag Franz an, den Chef Landschaftsvermittler auf der Alm. Mittwoch war kein Problem, aber für die Nachtwanderung am Freitag gab es noch keine Anmeldung.
Zufall war, daß an diesen Montag Vereinsabend war, wo den Kollegen das ganze gleich unterbreitet wurde. 5 Leute meldeten sich. Am nächsten Tag schickte ich ein Mail aus, auf das weniger Anklang kam. Da das Wetter am Mittwoch ohnehin nicht gut war, war ich guter Dinge für den Freitag und durch Zufall, waren wir dann doch 12 Personen, einschließlich Elfi, unserer Führerin und Franz, der das ganze organisierte. Was noch erschwerend dazukam war, daß an dem Tag der Mond zwei Tage nach dem letzten Viertel war und erst gegen 2 Uhr auf der Bühne erscheinen würde und damit einer Beobachtung absolut nichts im Wege stand.
Um 6 war Treffpunkt aber kurz nach 5 war ich schon auf der Alm. Ich stellte schon mal mein Teleskop auf den Platz und bald war auch Gerald hatte da, der Karl im Schlepptau hatte und seine Frau sollte etwas später noch nachkommen.
Ein Goldammer erweckte schließlich unser Interesse. Er saß direkt in der Birke rechts unterhalb unserer Station. Erst hörten wir ihn nur, aber bald hatte ich ihn mit meinem Feldstecher im Visier. Er drehte uns den Rücken zu, aber Gerald hatte eine Vogelstimmen App, wo er gleich mal das Männchen hören ließ und tatsächlich drehte er sich um. Unser kleiner Freund war nämlich auch ein Männchen und der duldete natürlich keinen Rivalen in seinem Revier. Wieso Gerald als Hobbyastronom eine Vogelstimmen App hat. Naja, er ist Ornithologe!
Roman ließ sich das Spektakel auch nicht nehmen und schon bald fuhren wir hinüber ins Almhaus, wo wir die anderen treffen sollten.
Da war vorerst noch reger Betrieb, aber das sollte sich bald ändern. Ich weiß nicht. War es ein Polterer oder eine Geburtstagsrunde. Auf jeden Fall waren es, bis auf einen Mann, lauter Fraun.
Maria war auch bald da. Sie war schon länger auf der Alm und ist ein wenig spazieren gegangen und hat dabei ein paar Vögel und Pflanzen beobachtet. Wir bestellten uns eine Kleinigkeit und ließen uns auch einen leckeren Kuchen schmecken.
Langsam trudelten auch die anderen ein. Franz mit seinem Sohn war der erste, schließlich auch Elfi, die extra für und aus Hainfeld anreiste und etwas später auch Peter, der ein paar Bekannte mithatte. Mit wem ich nicht gerechnet hatte, war Sigrid. Sie war schon am Vormittag auf der Schallaburg und schaute sich mit ihrem Sohn und ihrem Freund die Wikingerausstellung an, danach in der Nixhöhle und wollte hier einfach nur jausnen. Aber plötzlich war auch ich da und sie wurden sofort zur Nachtwanderung eingeladen.
Nach einer kurzen Plauderei machten wir uns daran, mit einer sogenannten Owezahrasog eine Bank für unsere Astrostation zu sägen. Dabei geht es darum, einen Teil eines Baumstammes auf eine Kraxe zu hieven und diesen dann entlang einer Linie auseinanderzusägen. Dabei sägt aber nur der untere, daher der Name. Der obere zieht die Säge nur wieder nach oben. Jeder kam mal dran, auch ich, aber fertig wurden wir nicht. Dafür haben wir zu spät begonnen und so verlegten wir die Fertigstellung auf einen anderen Tag. Wie ich mittlerweile weiß, ist sie nun fertig.
Schon nach halb neun starteten wir die Wanderung mit einem Spiel. 12 Mann und Frauen hoch machten wir uns auf den Weg. Jeder von uns bekam von Franz einen Wanderstab und daraus machten wir eine Brücke, indem wir sie in unseren Händen hielten und jeder von uns darüber spazieren mußten. Als ich an der Reihe war, stimmte ich „Oh mein Papa“. Eigentlich hätte uns die Wanderung auch auf den Aussichtsturm führen sollen, aber für den war es schon zu spät. Elfi erklärte uns schon beim Almgarten, was so auf einer Alm alles los ist. Heidi Muh beobachtete und mit ihr Hochbärneck next Topmodell. Der Weg führte uns entlang eines Pfades zum Hühnerkogel, dem Gipfel des Hochbärneck. Am Weg dahin hörten wir viel über die Alm- und Weidewirtschaft, während wir Astronomen mit einem Laserpointer die ersten Sterne zeigten, die sich aus der Dämmerung herausschälten. Mitten im Wald hatten Franz und einige andere Kulturführer eine Bahn aufgebaut, nur aus Zweigen und anderen Material, das man im Wald findet. Durch diese Bahn liesen wir eine Holzkugel rollen. War auch ein schönes Spiel! Wenig später waren wir auf dem Hühnerkogel, wo ich ein Bild der Bergstation des Schlepplifts machte mit der Venus links von ihr. Der Weg zurück zum Almhaus führte uns entlang der Schipiste in dem wir und vor unsere Beobachtung nochmal labten.
Gegen 22 Uhr 30 begannen wir schließlich unsere Beobachtung! Nadin und ihr Freund waren auch schon da und ich holte erst mal Saturn vor die Linse! Außer Titan rechts von ihm konnte ich aber keinen Mond erkennen. Roman hatte seinen Apo auf der unteren Terrasse aufgebaut und Gerald sein Speki! Toni war auch wieder da und beobachtete durch seinen Dobson. Hans war auch da und wollte M8 und M20 ablichten, weshalb wir mit dem Laserpointer nicht im Schützen herumstochern durften.
Ich suchte uns als nächstes Epsilon Lyra, das Vierfachsternensystem. Schön waren die beiden Pärchen zu trennen. Auch Albireo im Schwan zeigte sich von seiner besten Seite. Anhand von 61 Cygni erklärte ich wieder mal alles über die Parallaxe und mit meinem Laserpointer den Rest des gestirnten Himmels.
Roman zeigte einige Objekte etwas größer als ich, Toni stocherte auch am Himmel herum und Gerald bewaffnete sich mit seinem Laserpointer, schnappte sich einen Teil der Gruppe und vertschüßte sich auf den Parkplatz.
Ich begann schließlich die Milchstraße von Schützen her aufzurollen. M8, der Lagunennebel war der erste, gefolgt von M20, dem Trifitnebel. Anhand von ihnen ließ ich mal wieder alles über die drei Nebelarten hören. Der offene M21 kam als nächstes an die Reihe. An der Grenze zum Schlangenträger holte ich schließlich noch M17, den Omeganebel vom Himmel. Über die Grenze, im Asklepios, suchte ich dann M16, den Adlernebel. Im benachbarten Schild zeigte ich, im 39mm Okular, die Schildwolke, mit M11, dem Wildentenhaufen an ihrem Rand. Den holte ich aber auch noch etwas größer ins Okular.
Mit meinem Auslagenfenster zeigte ich auch Cr 399, den Kleiderbügelhaufen. Nachdem ich auch noch M27, den Hantelnebel im Füchschen und M57, den Ringnebel in der Leier präsentierte, verabschiedeten sich die letzten Gäste.
Ich schaute anhand von Wega endlich noch, wie das Seeing ist. War gar nicht so schlecht, sagen wir eine gute Zwei. Die Grenzgröße war bei 5,7 mag, es wehte kaum Wind und die Temperatur rasselte von Anfangs ca. 20° auf frische 11° herunter.
Ich ließ nochmal meinen Blick über den gestirnten Himmel schweifen und da fiel mir mein letztes Messierobjekt ein, das mir in der Liste noch fehlte. M70, ein Kugelsternhaufen im, für uns, südlichen Teil des Schützen. Ich fragte meinen Atlas und wurde ziemlich in der Mitte von Ascella oder Zeta Sgr. und Kaus Australis oder Epsilon Sgr. fündig. Voriges Jahr hatte ich schon mal Ausschau nach ihm gehalten, da stand der Zentaur aber schon etwas westlicher über dem kleinen Ötscher und M70 im Mist. Diesmal stand er im Meridian und ich hatte gute Chancen, den Kugelhaufen vor die Linse zu bekommen. Ich tastete mich von Epsilon Sgr. nach Osten über zwei Sterne 5. und 6. Größe und über ein paar noch schwächere hin zu einem diffusen Fleck, der wohl M70 sein mußte. Mit 8,1 mag. war er zwar etwas schwach auf der Brust, aber er war da. Ich war happy, mein letztes M endlich gefunden zu haben.
Gleich darauf, also kurz nach Eins, schloß ich meine Beobachtung und fuhr nach Hause.

Gerald hatte sein Speki mit 80mm Öffnung und 460mm Brennweite aufgestellt,

Roman stellte seinen Dobson auf mit mit 400mm Öffnung und 1800mm Brennweite.

Auch Toni hatte einen Dobson mit 250mm Öffnung und 1200mm Brennweite.

Hans fotografierte mit seinem 12,5 Zoll Newton mit 1420mm Brennweite

und ich beobachtete mit meinem Fh 102 mit 1000mm Brennweite

Bilder findet ihr hier: https://www.facebook.com/alexander.hoch ... 115&type=3
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Puukka
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Re: Beobachtungsbericht vom 10. Juli 2015

Beitrag von Puukka »

Danke für den netten Bericht!
LG Herbert

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Josef
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Re: Beobachtungsbericht vom 10. Juli 2015

Beitrag von Josef »

Schöner Bericht Alex!

Fotos kann ich mir aber nicht anschauen!
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Alrukaba
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Re: Beobachtungsbericht vom 10. Juli 2015

Beitrag von Alrukaba »

Servus Sepp!

Danke! Vielleicht deswegen, weil du nicht auf Facebook bist!

Alex
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Josef
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Re: Beobachtungsbericht vom 10. Juli 2015

Beitrag von Josef »

Hallo Alex!

Dann bleibt es sich finster! :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
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