Beobachtungsbericht 12.09.15 + Zeichnungen

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Chris153
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Beobachtungsbericht 12.09.15 + Zeichnungen

Beitrag von Chris153 »

Hallo,

Vergangenen Samstag nutzte ich wieder einmal das schöne Wetter aus. Der Wetterbericht war bis Mitternacht durchaus vielversprechend und auch um 20:00 waren noch kaum Wolken zu sehen, höchstens ein paar höhere Schleierwolken. Also schnell alles zusammengepackt und ins Auto geworfen und dann ab auf den Hemmaberg, wo ich auch schon letztens war.
Um 22:20 oben angekommen, baute ich alles auf und wartete einige Minuten, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewohnt hatten. Dann fiel mir ein, dass ich meine Augentropfen zuhause vergessen hatte. Die brauche ich bei allem, wo ich meine Augen anstrenge, also beim Arbeiten am Computer, Fernschaun und auch beim der Ausführung der visuellen Astronomie. Da ich aber nicht mehr zurückfahren wollte, hoffte ich, dass ich zumindest 1 Stunde lang aushalten werde. :)

Um 22:30 wurde dann auch schon das erste Objekt angesteuert, der Kugelsternhaufen M15.
Das Wetter war so halbwegs, es wehte leichter bis mäßiger Föhn, der sich aber immer weiter verstärkte, die Schleierwolken störten kaum und die Grenzgröße lag bei etwa. 6 mag. Die Suche hat ein wenig länger gedauert, weil ich den Haufen beim ersten Mal übersehen hab. Dann hab ich ihn aber doch erblickt: ein kleiner, aber durchaus heller runder Nebel direkt neben einem helleren Stern. Das Zentrum war schön hell und die äußeren Bereiche als Nebel rund herum sichtbar. Auffallend war eine schöne Sternenkette links unterhalb des Haufens, gebildet von 3 Sternenpaaren zu je 2 Sternen (siehe Zeichnung). Hier nun die Zeichnung samt Infos:
Bild
Fakten zu M15:

Messier 15 ist ein 6,2 mag heller Kugelsternhaufen im Sternbild Pegasus. Seine Entfernung beträgt etwa 30.000 Lichtjahre. Die hellsten seiner mindestens 500.000 Mitglieder erreichen eine scheinbare Helligkeit von 12,6 mag. Der Sternhaufen wurde 1746 von Jean-Dominique Maraldi entdeckt und als nebelhafter Stern beschrieben. Messier 15 ist der erste Kugelsternhaufen, in dem ein Planetarischer Nebel entdeckt wurde: 1928 Pease 1. Er enthält überdies neun Pulsare – Überreste von Supernovae aus der Zeit, als M15 noch jung war. Außerdem gehört er zu den Kugelhaufen mit den meisten Veränderlichen Sternen; bisher hat man 112 identifiziert.


Nachdem ich schon bei M15 war, steuerte ich als nächstes den Kugelsternhaufen M2 an.
Dieser war schneller als M15 gefunden, weil er in einer sehr sternarmen Umgebung liegt und so herausstach. Er machte einen ähnlichen Eindruck auf mich wie M15, jedoch war M2 besser zu sehen und er erschien mir etwas heller als zuvor M15. Das helle Zentrum und einen nebelartigen Halo rundherum konnte ich wunderbar sehen, Einzelsterne sind hingegen mit einem Fernglas Mangelware. :D Hier nun die Zeichnung:
Bild
Fakten zu M2:
Messier 2 ist ein Kugelsternhaufen im Sternbild Wassermann auf der Ekliptik. Er liegt rund 50.000 Lichtjahre vom Sonnensystem entfernt im inneren Halo der Milchstraße und hat einen Durchmesser von etwa 150 Lichtjahren. Mit rund 100.000 Mitgliedern ist er einer der sternreicheren und kompakteren Kugelsternhaufen, sein Alter wird auf 12 Milliarden Jahre geschätzt. Er besitzt die höchste Raumgeschwindigkeit aller bekannten Kugelsternhaufen des inneren Halos und umläuft das galaktische Zentrum auf einer sehr exzentrischen Bahn, die ihn in den nächsten Milliarden Jahren rund 150.000 Lichtjahre weit in die Außenbereiche des Halos hinaustragen wird.


So nun hatte ich aber genug von Kugelsternhaufen und steuerte als nächstes M34, den Spiralhaufen an.
Mittlerweile war es schon kurz vor 23:00, meine Augen brannten noch nicht so stark wie gedacht und die Temperaturen sind Dank des Föhns auch auf 14 Grad gestiegen. Der offene Sternhaufen war schnell gefunden und lies sich wunderbar untersuchen. Ich erkannte in etwa 5-6 hellere Sterne im Zentrum des Haufens, und viele kleine weitere Sterne rundherum. Jedoch erschien der Hintergrund des Haufens ein wenig nebelig, was vermuten lässt, dass da noch viel mehr Sterne sind, die ich aber nicht sehen kann. Außerdem erschien mir M34 kompakter als gedacht, erinnerte mich fast an ein Bild eines stark vergrößertem Kugelsternhafens. Hier die Zeichnung:
Bild
Infos zu M34:

Messier 34 ist ein mittelgroßer offener Sternhaufen mit einer scheinbaren Helligkeit von 5,2 mag. Er steht im Sternbild Perseus an der Grenze zur Andromeda, etwa halbwegs zwischen den Sternen Algol (β Per) und Alamak (γ And). Der Haufen ist rund 1.400 Lichtjahre vom Sonnensystem entfernt und hat einen Durchmesser von etwa 15 Lichtjahren. Er besteht aus etwa hundert Sternen, die gemeinsam vor etwa 200 Millionen Jahren entstanden sind. Da M34 nur rund 100 Sterne enthält, die sich über mehr als Vollmondbreite erstrecken, ist diese Anhäufung von Sternen relativ unauffällig.


Gegen 23:10 fingen meine Augen dann schon leicht an zum brennen und ich wusste dass ich nur mehr ein paar Minütchen Zeit haben werde. Ich stellte also das nächste Objekt ein, den Alpha Persei Haufen rund um den Stern Mirfak. Diese helle Sternregion ist schon mit bloßem Auge ein schöner Anblick. Der Haufen, wenn man ihn so nennen darf, hat eine sehr große Flächenausdehnung und füllt das komplette Gesichtsfeld meines Feldstechers aus. Es war ein fantastischer Anblick, besser als jeder andere offene Sternhaufen zuvor. Ich erkannte rund 50 Einzelsterne im Haufen und noch weitere rundherum. Was mir nach längerem Beobachten auffiel ist eine scheinbar sternlose Region in der Mitte des Haufens, rechts unterhalb von Mirfak. Ich vermute dort sehr viele schwächere Sterne die ich im Feldstecher aber nicht sehe. Für die Zeichnung brauchte ich dann in etwa 20 Minuten, nur um die Position aller sichtbaren Sterne so gut es ging festzuhalten. Da mir meine Augen immer mehr schmerzten zeichnete ich den Haufen erst am nächsten morgen fertig. Hier nun die Zeichnung:
Bild
Infos zum Alpha Persei Haufen:
Die α-Persei-Gruppe, auch Melotte 20 und Collinder 39, ist ein offener Sternhaufen im Sternbild Perseus, der mit bloßem Auge beobachtet werden kann. Das Alter des Haufens wird mit etwa 50-70 Mio. Jahren angegeben und die Entfernung beträgt in etwa 601 Lichtjahren. Der Sternhaufen besteht aus einer relativ großen Anzahl bereits mit bloßem Auge sichtbarer Sterne um den Hauptstern des Sternbildes Perseus herum. Der hellste Stern des Haufens ist α Per (Mirfak), ein Stern der Spektralklasse F5 mit einer Helligkeit von 1,8 mag. Durch seine Größe und Helligkeit ist dieser Sternhaufen seit der Antike bekannt, wie viele andere Sternhaufen, die eine sehr geringe Entfernung zur Erde haben und daher einen großen scheinbaren Durchmesser besitzen. Interessant ist weiterhin, dass dieser Sternhaufen ein sogenannter Bewegungshaufen ist, d.h. die Sterne besitzen alle eine ähnliche Eigenbewegung.

Dann war es auch schon nach halb 12 und ich packte alles zusammen, bevor mir meine Augen noch mehr brannten oder der nahende Föhnsturm mich wegblies. :D
Das war mein vermutlich letzter Bericht für eine Weile, weil ich jetzt für die Uni sehr viel zum lernen hab. Vielleicht geht sich aber noch einmal eine kurze Nacht aus, was ich doch sehr hoffe.
Bis dahin,
Lg und Cs,
Chris


Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die Dummheit der Menschen. Aber beim Universum bin ich mir noch nicht so sicher.
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Alrukaba
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Re: Beobachtungsbericht 12.09.15 + Zeichnungen

Beitrag von Alrukaba »

Servus Chris!

Wie immer schöner Bericht und tolle Zeichnungen. Ich war am Samstag auch unterwegs und hab mir u. a. den Ring um Polaris angeschau. Sieht echt toll aus

Alex
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TONI_B
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Re: Beobachtungsbericht 12.09.15 + Zeichnungen

Beitrag von TONI_B »

Die Berichte sind so spannend - als ob man selbst dabei gewesen ist!
lG
TONI


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Chris153
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Re: Beobachtungsbericht 12.09.15 + Zeichnungen

Beitrag von Chris153 »

@Alrukaba Danke für das Lob :)
Leider hab ich noch immer keine Infos zum diesem Asterismus entdeckt :(

@ TONI_B Das ist auch mein Ziel, ich möchte in dem Bericht allles genau so schildern, wie es auch tatsächlich war :)
Lg und Cs,
Chris


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