Kaum ist es dunkel kann mich auch nichts mehr halten. Wird die neue Optik überzeugen oder ist sie eine Enttäuschung?( das Gebrauchtgerät kann ich ja nicht mehr zurückgeben). Das Seeing ist perfekt, die Luft steht völlig still, klar und dunkel. Schon mit freiem Auge sind tausende Sterne sichtbar, eines wird mir in diesem Moment klar: Wenn die Optik heute bei diesen perfekten Bedingungen nicht überzeugt dann wird sie es wahrscheinlich nie tun!
Nachdem ich die Montierung eingenordet habe kann’s endlich losgehen. Damit es jetzt schnell geht richte ich meinen Blick zuerst auf die hellen Standartobjekte welche ich schon des öfteren mit meinem Refraktor beobachtet hatte und dessen Lage keine Rätsel mehr aufgibt. Die Plejaden und M42 sind einfach ein Genuss. Viele Strukturen sind im Zentrum des Orionnebels sichtbar, das Trapez ist schon bei geringer Vergrößerung im 25mm Plössl eindeutig klar aufgelöst, war aber auch für den Refraktor eigentlich noch kein richtiges Problem. Jetzt aber auf M1 geschwenkt: Kein Vergleich zum Refraktor. Öffnung ist eben doch nur durch noch mehr Öffnung zu ersetzten. So eindeutig hätte ich mir den Unterschied vom 90/1000 FH zum 150/750 Newton nicht vorgestellt! M1 ist hier klar in der Form auszumachen, im Refraktor kann man die Lage wenn überhaupt nur annähernd erahnen. Danach Test an M31 der Andromeda Galaxie deren Anblick mich im Refraktor eigentlich auch immer enttäuscht hat. Auch hier macht sich die größere Öffnung eindeutig positiv bemerkbar. Die Oberflächenhelligkeit und Erkennbarkeit ist signifikant größer, die beiden Begleit-Sternhaufen sind klar ersichtlich. Schon jetzt bin ich von der Leistung des Geräts vollends überzeugt. Anscheinend hat zu meiner Verwunderung auch die Justage auf Anhieb einigermaßen funktioniert. Lediglich am Rand des Gesichtsfeldes sind die Sterne leicht verzeichnet was ich aber auf die billigen TS-Plössl Okulare zurückführe welche für eine schnelle f/5 Optik eigentlich nicht unbedingt geeignet sind. Das 20mm funktioniert aber sehr ordentlich und eigentlich fällt die Verzerrung am Rand kaum auf nicht wenn man nicht explizit genau darauf schaut. Danach der Test an diversen Sternhaufen, M36, M37, M38 und der Double-Cluster lassen keinen Zweifel an der positiven Gesamtbeurteilung. Als Fazit kann ich dieses Gerät ruhigen Gewissens jedem Anfänger empfehlen. Es ist noch einigermaßen gut transportabel und vor allem Montierungsfreundlich, und bietet bei Gebrauchtpreisen von etwa 100Euro ein meiner Meinung nach unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis! Der Refraktor war sowieso grundsätzlich als Sonnenteleskop gedacht wofür ich ihn in Zukunft wieder hauptsächlich nutzen werde wenn die Sonne sich entschließt endlich einmal einen Sonnenfleck zu produzieren
