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wie weit ist visuelle beobachtung möglich?

Verfasst: 08.08.2018, 23:37
von kemi
Hallo!
Da mir die Fotografie viel zu aufwendig schwierig und teur ist frage ich mich folgendes..
Kann man mit einem Fernrohr unter 1000€ nebel galaxien und sterne sehen?
oder geht dass nur mit Kamera und vollzeitbelichung?

Re: wie weit ist visuelle beobachtung möglich?

Verfasst: 09.08.2018, 09:25
von Antares
Hallo,

warum soll das nicht gehen?
Um diese Objekte zu sehen reicht bereits das blose Auge bzw. ein Fernglas.

schöne Grüße,
Bernhard

Re: wie weit ist visuelle beobachtung möglich?

Verfasst: 09.08.2018, 09:28
von Markus_K
Hallo,

da lässt sich schon einiges machen. Die Frage ist, welche Erwartungen du hast bzw. ob dir klar ist, wie die Objekte visuell ausschauen. Die Objekte sind alle schwarzweiß - Farbe kommt erst durch Langzeitfotografie ins Spiel. Auch muss man sich auf das visuelle Beobachten einlassen (Augen an die Dunkelheit gewöhnen, keine Lichtquellen, indirektes Sehen, ...).

Ich habe vor ein paar Jahren meine ganze Ausrüstung verkauft, weil mir das alles zu mühsam wurde und ich nur mehr wenig Zeit hatte. War auf Fotografie ausgerichtet, habe aber zwischendurch auch immer mal visuell beobachtet und bei dunklem Himmel konnte ich mit meinem 10-Zöller viele DeepSky-Objekte gut beobachten (und ich hatte keine teuren Okulare, geschweige denn irgendwelche Filter).

Da mir das Hobby aber fehlt, überlege ich im Moment auch, wieder einzusteigen, dann allerdings nur visuell. Einen 10"-Dobson bekommst du jedenfalls unter 1.000 Euro (Zubehör kommt halt noch dazu).

CS
Markus

Re: wie weit ist visuelle beobachtung möglich?

Verfasst: 09.08.2018, 11:30
von Tackleberry
Hallo Kemi

Wie Markus richtig gesagt hat, das wichtigste ist die richtigen Erwartungen zu haben. Ich kenne so viele die in der Erwartung Hubble-aufnahmen zu sehen ihr Equipment nach sehr kurzer Zeit wieder verkauft haben. Das sind dann meistens diese 50-100€ Teleskope auf Willhaben. Wenn du unter 1000€ bleiben und einigermassen eine Leistung willst bist du wirklich mit einem Dobson am besten dran- zB den hier: https://www.astroshop.de/teleskope/skyw ... ob/p,14975
Dann kauf dir noch 2 gute Okulare (zb ein 30 und ein 15mm) und such dir einen dunklen Beobachtungsplatz. Du kannst mir glauben, der Unterschied vom Stadt- zum dunklen Landhimmel ist enorm, das macht mehr als 50% aus. Voraussetzung dafür ist natürlich ein Auto. Falls du kein Auto besitzt empfehle ich dir einen guten Feldstecher und ein leichtes Fotostativ.

CS Gabriel

Re: wie weit ist visuelle beobachtung möglich?

Verfasst: 09.08.2018, 14:55
von kemi
Danke für die Antworten!
Dass ich für das wenigste Geld am meisten bekomme bei einem dobson wurde mir schon mal vorgeschlagen.
Allerdings will ich unbedingt ein Fernrohr wo man dahinter gut sitzen und beobachten kann.
wiso heisst es denn immer Farbfehler bei den refraktoren wen doch alles schwarzweiß ist bei der visoellen beobachtung?
Sollte dass nur für Fotgrafie gelten könnte ich doch einen grossen Achromaten für 600€ kaufen und eine Azimontale Montierung wie diese hier
https://www.astroshop.de/azimutal-ohne- ... ta/p,59405
Gefallen würde mir der refraktor 120/600
https://teleskop-austria.at/SWR1206_120 ... ktor-OTA#m
Liege ich da richtig?

Re: wie weit ist visuelle beobachtung möglich?

Verfasst: 09.08.2018, 17:37
von Markus_K
Zum Thema Farbfehler können andere sicher besser antworten.

Ich kann dir nur sagen, wenn du Deep Sky beobachten möchtest, sind 2 Dinge wichtig: Dunkler Himmel und Öffnung, Öffnung, Öffnung. Bei einem Newton hast du einfach viel mehr Lichtsammelvermögen.

Bei einem Dobson ist durch die flache Montierung noch halbwegs angenehmes beobachten möglich und du kannst das Geld in eine möglichst große Optik stecken, ohne dass die erforderliche Monti zu teuer wird.

Das ist aber nur meine persönliche Meinung, ich will dir nichts ausreden oder aufschwatzen!

Re: wie weit ist visuelle beobachtung möglich?

Verfasst: 10.08.2018, 08:56
von visir
kemi hat geschrieben:Danke für die Antworten!
Dass ich für das wenigste Geld am meisten bekomme bei einem dobson wurde mir schon mal vorgeschlagen.
Allerdings will ich unbedingt ein Fernrohr wo man dahinter gut sitzen und beobachten kann.
wiso heisst es denn immer Farbfehler bei den refraktoren wen doch alles schwarzweiß ist bei der visoellen beobachtung?
Dass Weiß alle Farben enthält, weißt Du aber schon, oder? Und Licht wird bei einer (einzelnen) Linse oder bei einem Prisma eben je nach Farbe/ Wellenlänge verschieden stark gebrochen, dadurch kann man Licht ja mit einem Prisma in seine Komponenten auffächern.
In einem Achromaten ist dieser Fehler nicht korrigiert, also bleibt es aufgefächert. Dein Auge nimmt da nur hell/dunkel wahr, weil es so wenig Licht ist (Stichwort Stäbchen/ Zäpfchen), aber durch die Auffächerung wird das Bild einfach unschärfer.
Gefallen würde mir der refraktor 120/600
https://teleskop-austria.at/SWR1206_120 ... ktor-OTA#m
Das hat halt auch nur 120mm Durchmesser. ein 200mm (8") Newton fängt mehr als das Doppelte an Licht ein, ein 250mm (10") bereits mehr als das Vierfache. Und so weiter.
Weiters ist durch die Öffnung auch die Vergrößerung beschränkt. Bei 120mm ist bei ca. 200fach Schluss, darüber wirds nur noch größer, aber ohne mehr Details. (die Begründung hat was mit "Beugung" zu tun und kann ich auch nicht erklären, aber es gibt Erklärungen im Netz)

Wenn Du schon von hinten reinschauen willst, gibt es auch andere Möglichkeiten.
Bevor Du Dich aber darauf festlegst, solltest Du aber idealerweise zu einem Beobachtungstreffen gehen, wo Du verschiedene Teleskope in Betrieb sehen kannst und besser beurteilen kannst, was praktikabel ist und was nicht. Kreuzprobleme konnte ich mir bei meinem Newton auf parallaktischer Montierung am wenigsten.

lg, Wolfgang

Re: wie weit ist visuelle beobachtung möglich?

Verfasst: 10.08.2018, 11:08
von Niki
Hallo Kemi,

Wolfgangs Tipp, Dir mal bei einem Teleskoptreffen oder bei Sternfreunden selbst ein Bild zu machen ist wohl das beste Herangehen an die Antworten auf Deine Fragen. Das Netzt ist übrigens voll von guten Erklärungen, schau mal auf die Webseite von Sven Wienstein und andere, da musst Du nicht alle Fragen nochmal stellen, die dort schon sehr gut beantwortet sind. :)

Weil Du sagst: "wieso heisst es denn immer Farbfehler bei den Refraktoren wenn doch alles Schwarzweiß ist bei der visuellen Beobachtung?"

In einem halbwegs großen APO sieht man Mars prächtig Rot, den Großen Roten Fleck am Jupiter Rotorange, die Bänder am Jupiter bräunlich/bläulich, am Saturn die Polkappe leicht türkis, und so weiter.
ABER: die schwachen Nebel und Galaxien siehst Du in Schwarzweiss, da reicht das Licht nicht aus, dass Deine Augen das in Farbe sehen. Und bei einem ED macht, wie Wolfgang sagte, der Farbfehler auch Unschärfe.

Wenn Du nur gucken willst, und nicht fotografieren, dann kommen natürlich nicht nur Dobsons in Frage, sie sammeln halt um wenig Geld das meiste Licht. Ich bin einfach (noch) kein Dobson Fan, ich schau lieber hinten rein, in so einem Fall wäre das Günstigste ein 150er Maksutov und eine stabile Montierung so ab der EQ5. Ein Mak ist etwas lichtschwächer als ein Dob, aber für Planeten (und manche, kleinere Deep Sky Objekte) gut - er hat ja so um die 1800mm Brennweite.

Für Galaxien (und Planeten) wäre ein 8" f/5 Newton wahrscheinlich für Dich nicht falsch, ob als Dob oder parallaktisch montiert, aber man guckt halt seitlich rein. Dafür gibt´s viel Licht für Deep Sky. Und Planten sind mit einer Barlow-Linse dann auch nett anzusehen.

lg
Niki

Re: wie weit ist visuelle beobachtung möglich?

Verfasst: 10.08.2018, 11:43
von Tackleberry
Einfacher gesagt: Du wirst um die Sterne herum einen blauen Ring sehen.
Wenn dich das nicht stört, dann kannst du schon auf einen Achromaten greifen.

Ich hatte zu Beginn folgendes Gerät und war damit wirklich sehr zufrieden: https://www.teleskop-express.de/shop/pr ... --OTA.html

Die Abbildungsquälität war wirklich gestochen scharf und meiner Meinung nach hatte das Ding auch absolut genug Lichtsammelvermögen- ich meine das Teil hat eine Lichstärke von f5 bei 150mm Öffnung und ich finde die 760mm sind auch eine gute Brennweite.
Natürlich werden die Apo und Newton-puristen schreien:" Um Gottes Willen- Farbwerfer", aber ich hatte mit dem Teil wirklich sehr schöne Beobachtungserlebnisse. Ich hab sogar meine ersten Astroaufnahmen mit dem Ding gemacht-hier kannst du zB genau sehen was man unter Farbfehler versteht:

https://www.astrobin.com/full/250494/0/

Da ich dann komplett auf die Fotografie gegangen bin wurde mir der Blausaum allerdings zu störend, aber visuell war das Teil echt fein ;)
Du musst natürlich rechnen dass diese Röhre auch nicht gerade klein ist, aber eine EQ3 trägt das Teil schon für visuelle Zwecke. Ich hatte eine EQ5, die war ein wenig massiver und kostete nicht so viel mehr.
Vielleicht bekommst du ja irgendwo etwas gebrauchtes.

CS Gabriel

Re: wie weit ist visuelle beobachtung möglich?

Verfasst: 10.08.2018, 14:57
von Kahless
Hallo Kemi,

also mit 1000 Euro kann man schon super Deep Sky (=Nebel, Galaxien, usw.) beobachten!

Voraussetzung dafür ist "nur" ein dunkler Himmel und möglichst viel Teleskopdurchmesser - am besten 25cm aufwärts!

Und damit sind wir wieder beim Dobson, denn das ist der einzige Teleskoptyp bei dem du für unter 1000 Euro genug Durchmesser bekommst! Für 1000 Euro kriegt man da problemlos 25cm Öffnung, teilweise sogar 30cm und da macht die DeepSky Beobachtung wirklich Spaß!

Bei einem Refraktor bekommst du für 1000 Euro vielleicht 15cm Öffnung - das ist für Deep Sky das Spaß macht deutlich zu wenig (finden ich)!

Und ob einen der Farbfehler stört oder nicht muss jeder selbst entscheiden. Fakt ist, alle Sterne werden einen Farbsaum haben, etwa wie hier: https://www.teleskop-express.de/shop/BI ... _Sirus.jpg

Daher: Ja, mit 1000 Euro kann man super Deep Sky beobachten! Aber ansich nur mit einem Dobson! Bei allen anderen Teleskopen zahlt man für die nötige Öffnung weit mehr als 1000 Euro!

Grüße, Mario

PS. Von wo kommst du eigentlich? Falls du bei mir in der Nähe bist (OÖ), kann ich dich gerne mal mitnehmen - ich hab mit meinem 8'' Dobson auch ein Gerät für deutlich unter 1000 Euro und könnte dir zeigen, was damit bezüglich Deep Sky visuell möglich ist!

EDIT: Wenn für dich erreichbar, wäre das ITT im Herbst doch was für dich …
https://www.alpsat.at/astronomie/intern ... ffen_D.php

Re: wie weit ist visuelle beobachtung möglich?

Verfasst: 10.08.2018, 15:52
von Niki
Allerdings muss man dazusagen, dass ein Anfänger ein solches 25cm Rohr auch transportieren und aufstellen muss - ob das das geeignete Einsteigergerät ist (und Kemi ist ein Einsteiger, sonst würde sich seine ganze Fragestellung hier ja nicht ergeben... hat er ein Auto, einen Garten?), stell ich erst mal zur Diskussion... ;)

lg
Niki

Re: wie weit ist visuelle beobachtung möglich?

Verfasst: 10.08.2018, 15:57
von Kahless
Guter Einwand!
Ich hab diese Aspekte mal außen vor gelassen und bin nur auf "Deep Sky gut mit 1000 Euro möglich" und meine Erfahrungen damit eingegangen.

Dann warten wir doch mal, was uns Kemi diesbezüglich so mitteilen kann.
Ich weiß auch gar nicht, ob das Thema hier theoretisch oder eine reale Kaufhilfe sein soll.
Laut seinem Vorstellungsthema hat Kemi ein Teleskop!

Grüße, Mario