Beobachtungsbericht vom 2. Juli 2022

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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 2. Juli 2022

Beitrag von Alrukaba »

Eigentlich wollte ich mein Teleskop schon am Nachmittag in den Garten stellen, um wieder mal unser Tagesgestirn zu beobachten. Aber Theresas Bruder war zu Besuch und den mußten wir gegen 7 Uhr nach Gmünd zum Bahnhof bringen und für danach stand ein Besuch bei den Fallschirmspringern in Fromberg in der Luft.
Nachdem wir also Willi zum Bahnhof gebracht hatten, fuhren wir nach Fromberg und kamen gerade zurecht, als der grüne Sky Van das letzte in die Luft ging und kurze Zeit später die Springer, über unseren Köpfen hinweg, wieder landeten.
Wir schlenderten ein wenig durch das Wohnwagencamp der Fallschirmspringer, schnappten ein paar Infos auf, so auch, daß „Green Hornet“, wie ich den Flieger taufte, nochmal starten hätte sollen, aber dafür hatten sich offensichtlich zu wenig Tandemspringer angemeldet und ein paar Solospringer wollten auch nicht mehr. Nebenbei machten wir auch ein paar Fotos und konnten zwei Starts eines Modells von Pink Boogie mitansehen, welches auch ein paar kleine Fallschirmspringer abwarf.
Gegen halb 10 waren wir zu Hause und ich stellte mein Teleskop auf. Theresa richtete noch eine kleine Jause her und um Viertel nach 10 startete ich die Beobachtung.
Da es noch ziemlich hell war, nahm ich die Wega auf´s Korn, um das Seeing zu testen. Die Zwiebelringe um sie waren nur etwas ausgefranst, also eine 1 -. Antares im Süden flackerte hingegen deutlich. Es war windstill und die Temperatur sank auf 13°. Ich hatte Schlapfen an und merkte so, daß das Gras etwas nass war und beim Abbau war der Tubus ganz schön angefeuchtet. Es herrschte also relativ hohe Luftfeuchtigkeit. Ungewöhnlich für diese Jahreszeit, aber bei dem Regen der letzten Tage kein Wunder.
In der Nachbarschaft von Wega boten sich natürlich gleich auch mal die beiden Sternpaare von Epsilon Lyra an. Sie waren, trotz der „Helligkeit“ auch gleich zu finden.
„Schwerer“ tat ich mir da bei Beta und Gamma Lyra, auch bekannt unter Sheliak und Sulafat. Ich orientierte mich, wegen der Helligkeit, in die falsche Richtung und landete bei Eta und 21 Lyra. Erst als mir bei Beiden kein Begleiter auffiel, merkte ich den Irrtum. Aladfar ist zwar auch ein Doppelstern, aber für die Vergrößerung (92x) oder gar für mein Teleskop, nicht zu trennen.
Aufmerksam wurde ich auf Sheliak durch mein Astro Jahrbuch, in dem ihm, als Veränderlicher Stern, ein Monatsthema gewidmet ist. Sheliak oder Beta Lyra ist ein weißer Stern mir einem bläulichen Begleiter in 46“ Distanz. Salafat hat, der ebenfalls weiß leuchtet, hat in 44“ Distanz einen gelben Begleiter.
Natürlich durfte, zwischen den Beiden, der Ringnebel nicht fehlen, der sich sehr schön zeigte.
Schon als ich, vor der Beobachtung, etwas herumschaute, dachte ich mir, dem Großen Bären einen Besuch abzustatten. Beim Blick in den Sternatlas, fiel mir M 40 auf, ein Messier Objekt, dass ein Doppelstern ist. Passt also so gar nicht zu den Nebeln, Galaxien und Sternhaufen des Katalog.
Es zeigten sich zwei, fast gleich helle Sterne, die mich ein wenig an 61 Cygni erinnerten. Dabei handelt es sich aber um einen optischen Doppelstern, dessen Komponente also nur zufällig, von uns aus, in einer Richtung stehen. Die beiden Sterne von M 40 sind, +/- ca. 600 Lichtjahre voneinander entfernt.
Dann ging es, ab in den Süden. Nicht in den Skorpion, den nehm ich das nächste Mal ins Visier. Seine Scheren, oder was heute als Waage am Himmel steht, waren Ziel meiner Neugierde.
Tatsächlich wurden die Sterne der Waage bei den Babyloniern und den Griechen, dem Skorpion zugeordnet und stellten dessen Scheren dar. Daher hieß die Konstellation bei den Griechen „Chelai“ (die Klauen). Auch bei den arabischen Astronomen gehörten diese Sterne zum Skorpion. Alpha und Beta Libra tragen heute noch die Namen Zuben el dschenubi und Zuben el schemali, was soviel wie südliche und nördliche Schere bedeutet. Alpha Libra steht dabei fast auf der Ekliptik. Erst die Römer bezeichneten, um 100 n. Chr., diese Sterne als Waage, das Sternbild der Gerechtigkeit. Obwohl, auch die Sumerer nannten diese Sterne Gis-rin, was soviel wie Waage bedeutet, weil sich hier, um 400 v. Chr., die Ekliptik und der Äquator kreuzten, der Herbstpunkt also. Hier hielt sich quasi der Himmel die Waage.
Warum dann 12 Tierkreiszeichen, wenn die Waage Teil des Skorpion war. Nun, weil die Sonne auch durch den Schlangenträger wandert und zwar von 30. November bis 18. Dezember und vorher nur 7 Tage durch den Skorpion. Mit ein Grund, warum ich mich, Mitte Dezember geboren, als Schlangenträger bezeichne.
Zurück zur Beobachtung. Irgendwo hab ich in letzter Zeit gelesen, dass Alpha Libra oder Zuben el dschenubi ein schöner Doppelstern sein soll. Also, der ist wirklich leicht zu trennen, mit 231“ Abstand zueinander, wobei Alpha weiß und sein Begleiter gelb leuchtet.
Eigentlich sollte NGC 5897, ein Kugelhaufen, zwischen Gamma und Sigma Libra gelegen, der Nächste sein, aber der war mit seinen 8,5 mag doch zu schwach, um sich aus der Dunst und Lichtglocke im Süden herauszuheben.
STF 1962 machte mich dann noch neugierig. Dieser befindet sich im nordöstlichen Teil der Waage, quasi waagrecht, östlich von Beta Libra, wenn man ihre Lage in einem Atlas betrachtet.. Hier sieht man einen 6,4 bzw. einen 6,5 mag hellen Stern, welche gelb leuchten und 11,6“ voneinander entfernt sind.
Wesentlich enger umkreisen sich die Komponente von Delta Serpens, im Kopf der Schlange. Nur 3,9“ trennt Komponente B, mit 5,2 mag, von Komponente A, mit 4,2“, welche beide weiß-gelb strahlen und für einen Umlauf 3000 Jahre braucht.
Natürlich machte ich auch noch einen Abstecher zum Kugelhaufen M 5, der mir, etwas weiter südlich schön in den Tubus leuchtete.
Zum Schluß suchte ich mir doch noch etwas vom Sommerhimmel. Obwohl, der Schwan und die Milchstraße standen erst halbhoch im Osten, der Schütze lugte, noch halb verdeckt, über die Bäume des Nachbarn und tief im Osten war Saturn schon zu erkennen.
Ich nahm mit dem 38mm Okular M 27, den Hantelnebel im Füchschen auf´s Korn, weiters Cr 399, den Kleiderbügel und den Kugelhaufen M 71 im Pfeil. Alle drei, immer wieder Objekte, die sich lohnen, sie zu besuchen.
Schon etwas müde schloß ich meinen Rundgang kurz nach Mitternacht und ging schlafen.

Beobachtet hab ich mit meinen Bresser AR 127/1200 und meinen 10x50 Nikon Feldstecher.
http://www.astrostation.at

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Josef
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Re: Beobachtungsbericht vom 2. Juli 2022

Beitrag von Josef »

Feiner Bericht Alex!
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Alrukaba
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Re: Beobachtungsbericht vom 2. Juli 2022

Beitrag von Alrukaba »

Danke Josef! 8)
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