Ein Riss in der Sonne

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Alrukaba
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Ein Riss in der Sonne

Beitrag von Alrukaba »

Gestern stand wieder mal unser Tagesgestirn auf dem Beobachtungsprogramm. Nachdem mir Kurt bereits am Samstag den 24. wieder mal telefonisch bekannt gab, das ein Sonnenfleck mit bloßem Auge zu beobachten ist, hab ich da schon, erst mal mit meiner Finsternisbrille und später mit meinem kleinen die Sonne ins Visier genommen. Da stand dieselbe Fleckengruppe wie gestern gegen 15 Uhr noch etwas weiter im Osten und war auch noch weiter zusammengeschoben.
Während ich am Samstag nur etwa eine halbe Stunde beobachtete, widmete ich mich diesen Mittwoch, den 27., fast 1 ½ unseren Zentralgestirn. Inspiriert wurde ich durch ein Foto, das Tom schon am frühen Vormittag ins Forum gestellt hatte. Der Fleck vom Samstag zeigte sich langgezogen, fast wie ein Riss in der Sonne, wie er dazuschrieb.


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Ein ausgiebiges Mittagessen und eine kurze Siesta später stellte ich diesmal meinen großen auf die Terrasse und richtete ihn wieder in Richtung Sonne. Jeder, der den Stern im Zentrum unseres Systems, schon mal länger als 10 Minuten beobachtet hat, wird bemerkt haben, wie schnell sich Flecken auf ihm verändern. Als ich die Beobachtung um 14 Uhr 50 begann, waren drei fadendünne Linien im „Riss“ zu erkennen, als ich sie um 16 Uhr 10 beendete, waren da schon deutliche Zwischenräume zu beobachten.
Um so etwas mit der Kamera festzuhalten, dauert einen kurzen Fingerdruck auf den Auslöser. Um das gleiche Szenario auf Papier zu bannen dauert mindestens eine Stunde. Da verändert sich sehr viel bei den Flecken, weshalb ich oft etwas mogle.
Ich mach mir eine Detailskizze der großen Fleckengruppe und eine Totalskizze, um die Positionen der kleinen festzuhalten. Wenn um die eine Penumbra zu erkennen ist, mach ich einen Kreis rundherum. Danach halt ich mich an die aktuelle Zeichnung der Kranzel Höhe, nehme die grobe Struktur heraus und passe die Feinzeichnung meinen Skizzen an. Das dauert dann noch mal zirka eine Stunde.
Am Samstag hatte ich Glück, da wurde die Zeichnung der Kranzel Höhe erste eine Stunde vor meiner Beobachtung angefertigt. Die Flecken hatten sich also nur geringfügig verändert. Am Mittwoch lagen mehr als 6 Stunden dazwischen.
Nachdem ich mein Teleskop schon mal aufgebaut hatte und Gerald etwas spät für eine gemeinsame Beobachtung nach Hause kam, richtete ich am Abend mein Teleskop noch mal zu Hause in den Himmel.
Eigentlich wollte ich nur dreierlei Dinge beobachten. Als erstes die Supernova in M 101. Die stand schließlich schon halbhoch im Nordwesten aber auch in der Lichtversifften Dunstglocke von Amstetten. Drei Straßenlaternen leuchten bis 22 Uhr in meinen Garten vor dem Haus. Meinen Hund beizubringen, Laut zu geben bevor er einen fahren läßt, ist leichter als da ein Fleckchen zu finden, wo keine Laterne hin leuchtet, außer hinterm Haus. Da leuchtet mir aber die Nova nicht ins Teleskop. Also probierte ich es an der Südwest Ecke, wo mir nur eine halb abgedeckte Laterne ins Auge blendete.
Ob ich die Nova tatsächlich im Okular hatte, will ich aber nicht behaupten. Einen verwaschenen Fleck, welcher die Galaxie sein hätte können, mit ein paar Sternen rundherum hatte ich mal im Auge, nur sicher bin ich mir eben nicht. Es hätte auch eine schwache Reflektion der Laterne sein können.
Egal, der nächste Kanditat war Garradd. Der stand irgendwo im Nirgendwo zwischen Leier, Herkules, Schlangenträger und Adler, in der Nähe einer markanten Sternengruppe im Ostteil des Halbgottes. Sehr ansehnlich war aber auch der nicht.
Jupiter war der dritte im Bunde und war trotz des Dunstes erstaunlich gut zu beobachten. Es gab fast kein zittern und ich konnte einige Farbbänder und einen dunklen Fleck im oberen Wolkenband erkennen. Für den roten Fleck hätte ich aber bis 5 Uhr früh warten müßen. Im Teleskopo zeigte sich Io links, Kallisto fast über sowie Europa und Ganymed rechts von ihm.
Gegen 22 Uhr beendete ich die Beobachtung, da stand die Deichsel des Wagens noch tiefer im Siff als zwei Stunden vorher und meine Zehen wurden langsam naß.
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Christoph K.
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Beitrag von Christoph K. »

Hi Alex

Da hast du dir bei den Zeichnungen ja richtig Mühe gegeben (und das sieht man). Ich banne die Maximal auf Post-It zettel in Dreißig-Sekunden-Skizzen :D Wenn überhaupt.
Schöner Beobachtungsbericht. Kurz und Gut, besonders hat mir der Kommentar gefallen: 'Meinen Hund beizubringen, Laut zu geben bevor er einen fahren läßt, ist leichter als da ein Fleckchen zu finden, wo keine Laterne hin leuchtet'... muss ich mir merken :lol:

lg. Christoph
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Servus Christoph!

Du solltest dich mehr auf den Hochwissenschaftlichen Bericht - uahahahaa!! - konzentrieren, als auf die unqualifizierten Randbemerkungen :twisted:

Trotzdem, danke fürs lesen und danke für´s Lob :lol:

Alex
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