Beobachtungsbericht 01.10.2011

Astronomie, Naturbeobachtung, Mikroskopie...
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Christoph K.
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Beobachtungsbericht 01.10.2011

Beitrag von Christoph K. »

Hi Leute

Vorgeschichte:

In letzter Zeit ist ziemlich vieles meinem 'Minimalismus'-Trip zum erliegen gekommen. Heute waren unter anderem die Bilder dran, die ich an der Wand hängen hatte. Mal probeweise rausgeworfen um zu sehen, welche psychisch befreiende Wirkung ein Raum mit rundherum leeren Wänden haben kann... Hmmm damit lässt sich leben, hehe. So ganz nebenbei erwähnt, gammelt mein Fernseher schon seit drei Monaten im Abstellkammerl herum und das einzige was eigentlich nicht reduziert wurde ist METAL. Ohja, dass habe ich inzwischen sogar verdreifacht, da unterm Strich durch das streichen diverser Aktionen haufenweise Freizeit geschaffen habe, die ich nun mit Wertigkeit auffüllen kann. Mit der Astronomie ist das ja leider immer so eine Sache, denn drei Faktoren müssen auf jeden Fall gegeben sein, dass es bei mir zu einer Beobachtung kommt: Die Arbeitszeit muss passen, Das Wetter muss passen, die Mondphase muss passen und dann gäbe es da noch was: die Motivation muss passen, schließlich ist Wochenende die einzige Gelegenheit sich richtig zu erholen XD. In der zwischenzeit war ich auch schon am überlegen, dass Hobby ganz an den Nagel zu hängen, da ich zu allem überfluss mit meiner Schlafzimmer-Metal-Produktion ein Hobby gefunden habe, in was man noch mehr reinstecken kann als in Astronomie. Zu meiner Verteidigung muss ich aber anmerken, dass ich dieses Hobby immer betreiben kann und dass mit sehr hoher Frequenz regelmäßig tue.

However... über diese Entscheidung bin ich mir noch nicht ganz im klaren und mein Astronomieequipment hat in letzter Zeit eigentlich nur Staub angesetzt. Heute (oder gestern) hat es der Himmel so gefügt, wiedermal alle Faktoren in die richtige Konstellation zu setzen und dazu jetzt der... Ja - Beobachtungsbericht:

Schon am Tage, sah das Wetter hochgradig nach 'sternenklare Nacht' aus und die Entscheidung heute mal wieder das Teleskop rauszuschleppen wurde somit schon Nachmittags getroffen, nicht zuletzt, weil ich sichergehen wollte, dass das Teleskop noch einwandfrei funktioniert (man weiß ja nie). Also sowas um 20:00 herum hatte ich das Teil in den Garten verfrachtet, wobei mir auffiel, dass man wohl selbst fürs schleppen von Teleskop und Stativ eine gewisse Routine entwickelt, wenn man es denn regelmäßig tut, denn die habe ich scheinbar nicht mehr und stand somit erst mal vor der Frage, wie ich denn nun eigentlich bisher immer das Stativ in einem Stück bei der Tür rausmanövrieren konnte, ohne damit alles kurz und klein geschlagen zu haben, denn irgendwie hatte ich da gröbere Probleme damit das da durchzuwinden. Nachdem diese Hürde überwunden war, alles im Garten stand und zwar mehr schlecht als recht, denn Wasserwaage konnte ich heute keine Finden (Umbauarbeiten usw.) habe ich gleich mal versucht das Teil an den, schätzungsweise, zu der Zeit, fünf sichtbaren Sternen auszurichten. Die Ausrichtung dauerte sicher doppelt solange als normal, da das Teil ja recht schief stand und es somit noch ein bischen länger herumkorrigiert. Na wie auch immer, nach fünfzehn bis zwanzig Minuten danebenstehen und warten suchte sich das Teil erst mal obligatorische Allignment-Sterne raus... oder so. Was macht man wenn es genau zwischen zwei gleich hellen Sternen steht und schreibt: 'CENTER BRIGHTEST STAR' - raten. Stern zwei gesucht, der nirgens zu finden war. Stern drei, der war zwar alles andere als Hell aber das Teil schien wohl trotzdem mit der Ausrichtung zufriede gewesen zu sein: 'ALIGNMENT SUCCESFUL'. In nächster Instanz den Lüfter angeworfen, welcher irgendwie nicht mehr so stark bläßt wie früher - der hat wohl Staub angesetzt. Danach habe ich erst mal einen einstündigen Spaziergang im allerletzten Rest Tageslicht unternommen. Wieder daheim duschen etc. dann habe ich mir noch schnell Stellarium runtergeladen, was sich in der Zwischenzeit stark verbessert zu haben scheint. Nach kurzer Eingewöhnzeit hatte ich auch diese Version unter kontrolle und den Night-Vision-Modus begrüße ich sehr, auch wenn der nur die halbe Wahrheit ist, wenn da noch die dezent weiße Tasterturbeleuchtung entgegenscheint.

Jetzt erst mal häuslich eingerichtet, vorm Haus, nen Sessel rausgeschleppt wo ich den Computer draufgestellt habe, das restliche zeug eben usw. So muss Astronomie des 21. Jahrhunderts aussehen. Computer und haufenweise technisches Klumpat, na wie auch immer. Als ich probeweise mal Altair angefahren bin, hat das Teil mal Lichtjahre danebengeschossen. Das ist ja das lustige an GOTO. Man kann alles zweimal machen bevor es funktioniert. Nach dem zweiten Mal ausrichten, hat es dann dafür perfekt funktioniert. Kaum ausgerichtet war gerade Jupiter hinter der Scheune aufgegangen wodurch er zum ersten Objekt wurde. Also mal schnell gesehen ob man denn den schönen roten Fleck sieht, bei dem ich bisher noch immer Pech hatte. Irgend ein dunkles Teil zog sich da zumindest durch das obere Wolkenband, was durch ein Nicht-SC wohl das untere wäre. Ich habe erst mal einige Okulare durchprobiert wobei für das 4mm da das Seeing nicht ganz ausgereicht hatte. Mit 7,5mm konnte man aber schon einigermaßen was anfangen, die Erleuchtung brachte letzten Endes eine zwischenstellung im Zoomokular, also irgendwio zwischen 7,5mm und 22,5mm. Naja, ob man das dann wirklich als Erleuchtung bezeichnen kann sei in den Raum gestellt, aber es brachte zumindest ein halbwegs brauchbares Ergebnis.

In weiterer Abfolge meiner Beobachtungen habe ich fast ausschließlich das 40mm benutzt und bin draufgekommen dass ich nicht umfokusieren muss wenn ich zwischen 7,5mm und 40mm-Okular wechsle, was wohl auf den 1,25"-Adapter zurückzuführen sein wird, welcher ja um ein paar mm längeren Lichtweg erzeugt.

Weil es sich gerade so anbot, gings nun weiter in die Plejaden, wobei ich zu meiner Schande gestehen muss, dass ich mir gar nicht mehr so sicher war... war das jetzt M45? Nachdem die HBX aber schon PLEJADES anzeigte, nachdem ich M45 reingedrückt habe, konnte ich diesen Zweifel über Bord werfen. Dort angelangt musste ich allerdings feststellen, dass die mit freiem Auge fast besser rüberkommen, denn da siehts wirklich nach Nebel aus, was wohl hauptsächlich an meiner 'Schaßaugad-heit' liegt, welche durchs Teleskop ja nicht besteht. Es sah allerdings schon geringfügig um die hellen Sterne so aus, als wären die etwas weichgezeichnet. Das hat allerdings kaum einen ersichtlichen Effekt. Also M45 lieber Freiaug.

Weiter ging es nach M32, M31 welche darunter standen. M31 passte nicht ganz ins Bild, eigentlich noch nicht mal ansatzweiße, dafür konnte ich deutlich die spiralarme identifizieren, was mir bisher noch nicht gelungen war. M32 stand etwas schräg darüber und war immerhin noch deutlich als Galaxie mit Zentrum zu identifizieren. Ich hab dann mal die Info auf der HBX ablaufen lassen, was leider auf dem Display etwas schlecht lesbar ist. Wenn man von oben draufschaut gehts einigermaßen. Da steht dann eben das Zeug drinnen: M31, Entfernung 2,2 Mio LJ, Durchmesser 180.000 LJ, geschätzte 3 Bio Sterne. Bei M32: Durchmesser 2.400 LJ mit nem Schwarzen Loch in der Mitte mit geschätzten 3 Mio Sonnenmassen usw...
Ich habe dann noch eine Skizze angefertigt, welche bei Licht betrachtet sonderschirch aussieht :lol: Andromeda stand derart gut, dass ich mir bequem einen zweiten Sessel (diesmal zum sitzen) aufstellen konnte, was die Beobachtung sehr konfortabel machte.

Mittlerweile war es kurz vor Elf und mir wurde mit meiner, bei Nuclear Blast neu erworbenen supercoolen Sabaton-Coat-Of-Arms-Weste etwas kalt, obwohl 15°c. Schnell mal ne Jacke drüber und weiter.

IC 137, zwischen Andromeda und Triangulum gelegen, zeigte sich nur als schwacher Nebel. Nicht lange Beobachtet flog ein Satellit quer durchs Bild, was ich als Gelegenheit ansah, Stellariums Satellitentracking zu prüfen. Dieser Satellit war mal nicht drauf. Dafür hat Stellarium einige Satelliten gezeigt, die um die Burg nicht auffindbar waren. Ich zweifle sehr an der Genauigkeit der dort dargestellten Satellitenbahnen.

Weiter gings nach NGC 752, seineszeichen offener Sternhaufen welcher geradeso ins Okular passt. Stellarium hat außerdem angezeigt, dass hier gleich ein Satellit passieren würde. Einige Sekunden bevor ich diese Angabe überprüfen konnte, spürte ich etwas bei meinen Beinen, griff runter und fand eine liebesbedürftige Katze vor, welche mir für längere Zeit gesellschaft leisten würde. Den Satelliten-Moment habe ich verpasst, dafür habe ich mich sehr über den vierbeinigen Besuch gefreut.

Ich setzte meine, ständig durch Katze-streicheln-unterbrochene Beobachtung mit M34 fort, welcher ein ähnliches Bild zeigte wie auch schon sein Vorgängerobjekt und dem ich nicht ungemein lange Beachtung schenkte, als es mich schon zum nächsten Ziel lockte.

Das waren dann nämlich NGC 884 und NGC 869, doppelsternhaufen nahe Perseus. Diese passten sehr gut ins Bildfeld und hier blieb ich auch für einige Zeit hängen. Ein sehr schönes Doppelobjekt und nach einer weile kamen dann immer feinere Sterne hervor und dahinter dann noch feinere bis superfeine und alles superfein aufgelöst eben :D Hab das bisher eigentlich noch gar nie so stark bemerkt wie fein mein Teleskop nun tatsächlich auflöst :shock: Andersrum habe ich meistens auch weitaus schlechteres Seeing, denn das wurde mit der Zeit immer besser. Zu dem Zeitpunkt konnte ich praktisch gar kein wabbeln mehr ausmachen und durchs 40mm sowieso nicht.

Weiter ging es mit IC 1848 und IC 1805, offene Sternhaufen mit Nebel, was ich ja überhaupt nict gefunden habe und NGC 1027, ein Offener Sternhaufen, eher unscheinbar, was dazwischen lag. Von diesen Objekten fand ich allerdings nicht allzuviel vor und reiste weiter...

zur Pinwheel-Galaxie M33, welche aber nur ein unscheinbarer grauer Fleck war und mich auch nicht sonderlich ansprach... Gesättigt vor lauter Offenen Sternhaufen versuchte ich nochmal zwei kugelige Kandidaten. Erst mal M15, wo ich mich noch gewundert habe dass dies Teil irgendwie so sch....lecht aussah. M2 war da schon lustiger. Da habe ich dann herumfokussiert in alle Richtungen und konnte um die Burg nichts finden, bis feststand, dass ich mit dem Teleskop direkt in die Baumkrone reinschau. M15 war sich da noch knapp darüber ausgegangen XD

Ich hab dann noch schnell Uranus reingeschoben, welcher nur so sternenartig, leicht bläulich daherfunkelte.

Dann ging ich erst mal rein, mich bei einem nächtlichen, heißen Kaffe aufwärmen und ein bisschen Zeitung lesen mit dem Ziel zu warten, bis Orion aufgegangen ist. als es dann soweit was fuhr ich erst mal IC 434, den Pferdekopf an und dachte mir kurz darauf: Guter Witz, nachdem ich frisch aus der hellerleuchteten Küche wieder hinauskam, also disponierte ich auf den wesentlich einfacheren M42 um, welcher mit freiem Auge zwar gut erkennbar am Himmel stand, aber durchs Teleskop überhaupt nicht erkennbar war. Ich dachte vielleicht liegt das noch an meiner Adaption und beobachtete weite, wodurch es nicht besser wurde. Schlißlich beendete ich etwas enttäuscht meine Beobachtungen. Kaum das Teleskop ausgeschaltet fand ich auch schon das Problem:

Bild

Tja, wenn die Korrektorplatte schon mal in Milchglasmanier daherkommt, darf man sich nicht wundern warum man dahinter nichts mehr sieht. Was mich aber wunderte ist, dass ich vorher eigentlich überhaupt keine Probleme mit dem Tau hatte, dar war auch noch alles Staub trocken. Dieses Problem war erst dann wirklich eminent als ich wieder von der Küche eine dreiviertel Stunde später nach draußen ging. Wie auch immer. Somit begann ich wieder den Rückzug ins Haus. drinnen angekommen, hab ich erst mal die Tauheizung aktiviert, damit sich das Wasser dann nicht im Teleskop kondensiert wenn ich den Deckel wieder draufhau. Fürs nächste mal jedenfalls wieder was gelernt. Auf dem Foto sieht man jetzt rundherum schon die Tauheizung arbeiten. Soweit mal für den Moment....

lg. Christoph
Wish you a starry night!
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Servus Christoph!

Deine Berichte nehmen schon fast die gleichen Dimensionen an wie von dem andern Spinner, wie heiß er - Abrakadabra oder so ähnlich. Erst viel rundherum erzählt, bis man endlich zur Beobachtung kommt. Aber sehr amüsant.

Wenn ich mal Lichtjahre danebenschieße, dan deswegen, weil mein Zielfernrohr falsch eingestellt ist.

Ich hab übrigens auch noch einen Bericht vom Freitag ausständig, aber der geht erst nächste Woche ins Netz. Viel zu schön draußen, um vor dem Blechdrottel zu sitzen.

Aber weiter so mit den Berichten. Hier ghibt es ohnehin zu wenig, die mit dem Bericht eine Geschichte erzählen.

So, jetzt wieder raus. Bier, Stamperl und Tolkin warten auf mich

Alex
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Beitrag von rorma »

Hallo Christoph,


dein Bericht hat schon den Umfang eines Alex (Abaakadabara :lol: ) und wie ich meine ein schon kleiner Abschied aus dem Hobby. Lese ich da leise heraus, dass du nicht mehr ganz mit Herzblut bei der Sache bist.
Bei mir ist es umgekehrt, wir haben vor einer Woche aufgehört als Band zu spielen. Ich hatte zum Schluss einfach keinen Biss mehr.
Ich habe viele Jahre gerne gespielt und auch viel Geld und Freizeit darin investiert. Jetzt verkaufe ich mein ganzes Musikequipment und werde die Einnahmen davon in Astrozeuchs stecken :wink:

LG und CS Robert

@ Alex hoffe das Bier und Stamperl (Waldmeister?) haben geschmeckt :lol:
"Erwarten Sie nicht, beim Schauen schon zu sehen. Sehen ist eine Kunst, die erlernt werden muss!"
William Herschel
C11 CPC + Hyperstar, Skywatcher ED 80
MGEN II, Canon Eos 350D; 1000Da,
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Beitrag von Alrukaba »

Servus Robert!

Haben sie, es woa owa a Apfal, oiso a Kloaopfe :lol:

Alex
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