Beobachtungsbericht vom 16. März 2012

Astronomie, Naturbeobachtung, Mikroskopie...
Antworten
Benutzeravatar
Alrukaba
Austronom
Beiträge: 2811
Registriert: 03.01.2008, 22:53
Wohnort: Brand/Finsternau
Kontaktdaten:

Beobachtungsbericht vom 16. März 2012

Beitrag von Alrukaba »

Diesmal hatte ich doppelte Premiere. Es war mein erster richtiger Beobachtungsabend in diesem Jahr und ich hatte erstmals eine „Schülerin“.
Naja, eine kurze Betrachtung von Merkur, Jupiter und Venus kann man nicht wirklich als erste richtige Beobachtung in diesem Jahr nennen. Wäre diese Planetenparade nicht in den Himmel gezeichnet worden, hätten wir unsren A.… bei diesen Bedingungen sicher nicht raus bewegt.
Na und der Wettergott hat es bisher auch noch nicht wirklich gut mit uns gemeint.
Diesmal hatte ich mich schon ein paar Tage vorher mit Andrea und Gerald verabredet, um sich zu einen gemeinsamen Abend mit meiner „Elevin“ auf dem Hengstberg zu treffen, wo wir seit Jahresanfang eine gemeinsame Beobachtung vorhatten, auch wenn sich das Schauspiel mehr auf das auf dem Himmel bezog.
Beim Sender des Hengstberg war lange Zeit unser Treffpunkt zum gemeinsamen spechteln, lang bevor wir auf das Hochbärneck übersiedelten. Wolfgang und Hans hatten hier auch ein dunkles Plätzchen, wo sie ihre ersten Fotos machten. Der Hengstberg liegt im Gemeindegebiet von
St. Martin/Ybbsfeld und man kann ihn sicher noch zur Neustadler Platte zählen und wäre mit 571 Meter Höhe auch dessen höchste Erhebung.
Ich wollte spätestens um viertel nach 6 wegfahren, aber natürlich verspätete sich das um gut 20 Minute. Gerald meldete ohnehin, erst später zu uns zu stoßen, daraus wurde aber, wie sollte es anders sein, nix.
Erst hatte ich vermutet, daß er zu Kurt und Michael gefahren sei, wo Kurt seinen 6“ Apo in Michaels Sternwarte testen wollte. Daraus wurde aber offensichtlich auch nix. Mit Andrea war es auch nicht so leicht. Wie es mit der weiblichen Natur so ist, hat auch Andrea den Orientierungssinn eines Maulwurf.
Egal, nachdem ich ihr etwas entgegen gekommen bin, waren wir kurz nach 19 Uhr am ausgemachten Treffpunkt und etwas später Jupiter im Visier. Ganymed, Europa und Io, der gerade im Begriff war hinter Jupiter zu verschwinden, standen links von ihm, Kallisto weit rechts. Außer die üblichen Wolkenbänder war nichts zu erkennen, dafür stand er schon zu viel im Mist. Ebenso im Mist stand die Venus, die etwas über Jupiter zu finden war und sich halb beleuchtet zeigte.
Andrea hatte dann als nächstes den Orionnebel in ihrem Dobson und ungestüm wie sie ist, gleich bei voller Vergrößerung. Den suchte ich mir etwas später auch in meinem Gerät, Komponente E konnte ich aber, wahrscheinlich wegen seiner schon tiefen Stellung, nicht erkennen.
Ich riet ihr, zum suchen von Objekten erst mal ein Okular mit kleinerer Vergrößerung zu wählen, was sie bei den Plejaden dann auch brav befolgte. Um ihr das Vierersystem rund um Alkyon zu zeigen, vergrößerten wir dann aber doch weiter rein.
Als nächstes zeigte ich ihr, wo sie die Krippe findet und einen Augenblick später hatte sie sie auch schon eingefangen. Andrea war sichtlich begeistert, endlich mal mehr als die paar Planeten und Objekte zu finden, die sie bis jetzt immer von ihrem Garten aus beobachtet hatte. Ebenso begeistert war sie von wesentlich dunklerem Himmel als dem zu Hause, obwohl hier die umliegenden Städte und Orte von Ybbs im Osten bis Neustadl im Westen doch für einen ziemlichen Lichtdom sorgten. Da legte ich ihr nahe, uns mal auf der Alm zu besuchen.
Auf der Suche nach für sie neuen Objekten, wählte sie den einfachsten Weg. Sie sucht den Himmel mit freiem Auge nach Stellen ab, die etwas verschwommen erscheinen und visiert diese dann an. So hatte sie M 37 und M 36 im Fuhrmann gefunden, auch wenn sie nicht wußte, was sie im Okular hatte. Die identifizierte ich dann durch einen Blick durch den Sucher.
Natürlich durfte auch unsere Nachbargalaxie mit ihren Begleitern im Beobachtungsreigen nicht fehlen. Leider stand das Trio schon weit im Westen und in der Lichtglocke von Neustadl.
Ebenso dem Untergang geweiht war h/chi, der Doppelhaufen im Perseus. Die waren aber ein noch schönerer Anblick als die Andromedagalaxie, welche aber auch schon wesentlich tiefer stand.
Anhand von Mizar – Alkor erklärte ich Andrea welche Typen von Dopplersternen es gibt. Natürlich durfte auch eine Sternleiche nicht fehlen und dafür mußte der Krabbennebel im Stier herhalten. Da erklärte ich ihr auch gleich, was es mit den ganzen M´s auf sich hat.
Endlich war Mars hoch genug und hinter dem Sender hervorgekrochen um ihn auch mal auf´s Korn zu nehmen. Sehr viele Details waren nicht zu erkennen. Im Osten konnte man zwei dunklere Gebiete erkennen, und wenn ich mich nicht irre waren das die Acidalia Planitia und Chryse Planitia im Norden und die Thaumasia Planum im Süden. Westlich davon ging das Mare Erytraeum gerade durch den Meridian und ganz im Norden war die Polkappe schön zu sehen.
Nun war jenes Objekt angesagt, welches sich Andrea extra in ihrem Buch gekennzeichnet hatte und das sich auch für mich als eine Herausforderung herausstellte. NGC 2392, der Eskimonebel in den Zwillingen hatte es ihr angetan, aber es dauerte eine Weile, bis er uns ein Lächeln schenkte. Aber es war ein gutes Beispiel, um ihr das Starhopping zu zeigen. Wir gingen von Pollux aus die südliche Sternenkette runter bis zu Delta Gemini und tasteten uns von da langsam in Richtung des Inuit und hatten ihn schließlich beide in unsren Tuben. Wir waren uns zwar nicht ganz sicher, aber ich ging den Weg noch mal und kam wieder zum selben Ergebnis, nur ein Lächeln konnten wir keines erkennen.
Während ich Garradd als Vertreter der Kometen vom Himmel holte, er stand unmittelbar bei Lambda Draco, suchte Andrea weiter nach Flecken am Himmel, die ihr schleierhaft vorkamen. Garradd war zwar noch ein schöner Anblick, hatte aber schon sehr an Glanz verloren. Gefunden hatte dafür Andrea die beiden offenen Sternhaufen M 46 und M 47 im Hinterdeck des Schiffes.
Und wenn ich schon mal in der Polarregion war, schaute ich gleich mal nach der Grenzgröße. Die lag bei ca. 5 mag. und das Seeing war nicht sooo schlecht, sagen wir eine +2. Im Laufe des Abends kühlte es auf +5° ab und auch der Wind frischte etwas auf.
Aus dem Wald östlich von uns war ständig ein Waldkauz zu hören und aus dem westlich von uns ein knacken, das Andrea etwas beunruhigte. Ich erklärte ihr, das wären nur ein paar Rehe oder doch Zwerg Edeka und Wichtel Aldi. Recht beruhigt hatte sie die Erklärung aber nicht.
Genervt haben zwei Halbwüchsige, die ein paar Mal mit einem Moped direkt am Beobachtungsplatz herumkurvten und uns mit ihrem Scheinwerfer blendeten. Schließlich verzogen sie sich auf ein Plätzchen etwas abseits von uns und schauten, sagen wir mal, auch in die Sterne.
Zurück zur Beobachtung. Vom Pol ging ich anschließend wieder etwas nach Süden, machte an der Spitze der Deichsel des Großen Wagen halt und bog ab zu M 51 in den Jagdhunden. Andrea machte sich unterdessen über Saturn her, den sie unbedingt noch vor ihren 3sigsten, er ist ja nicht mehr weit, sehen wollte. Endlich war er hoch genug um ihm unsre Aufmerksamkeit zu schenken. Obwohl er nur knapp über den Bäumen stand waren schön die Cassiniteilung und die Wolkenstruktur zu erkennen. Rhea stand links, Dione und Titan rechts.
Den Comahaufen betrachteten wir nur mit meinem Feldstecher und als Vertreter der Kugelsternhaufen suchte ich erst M 3 in den Jagdhunden, ehe ich merkte, das auch M 13 im Herkules schon über dem Horizont war. Beide leuchteten schön ins Okular.
Für den Abschluß holte ich noch Cor Caroli vom Himmel, den Hauptstern der Jagdhunde, ein schöner Doppler. Carlo leuchtete blau und deren Begleiter weiß.
Um 11 Uhr war Schluß, uns fröstelte schon. Also packten wir zusammen und fuhren nach Hause.
Als Fazit könnte man sagen, es war ein gelungener Abend. Andrea war froh endlich mal etwas anderes als ihre üblichen Verdächtige zu sehen und ich darüber, daß überhaupt wieder mal ein Stern in meinen Refraktor blinzelt. Andrea konnte endlich tiefer ins Universum vordringen als bis zum Orionnebel und den Ringträger bewundern und ich konnte nach einer winterlangen Abstinenz wieder mal mit mehr als mit freiem Auge die Sterne betrachten und dabei auch noch meine jahrzehntelange Beobachtungserfahrung weitergeben. Was ich Andrea aber nicht beibringen kann ist, etwas geduldiger zu sein und nicht zu viel von dem Licht zu erwarten, daß in ihr Teleskop fällt. Aber auch das richtige Beobachten will gelernt sein, aber das werd ich ihr dann auf dem Hochbärneck beibringen.

Andrea beobachtete mit ihrem 8´´ Dobson mit 1200mm Brennweite
und ich mit meinem Fh 102 mit 1000mm Bennweite
http://www.astrostation.at

Der größte Irrtum der Menschheit ist der Glaube intelligent zu sein.
Benutzeravatar
Josef
Austronom
Beiträge: 4053
Registriert: 03.01.2008, 18:23
Wohnort: Saxen
Kontaktdaten:

Re: Beobachtungsbericht vom 16. März 2012

Beitrag von Josef »

Das ist mal wieder ein Beobachtungsbericht!

Das mit dem Maulwurf musste mir aber noch mal erklären, die Kerle finden immer wieder im Herbst zu mir in den Garten.
Dürften doch nicht so ein schlechtes Navi haben. :lol:

Habt ihr beiden auch einen Teleskopvergleich Spiegel gegen Linse gemacht!? :wink:
Benutzeravatar
Alrukaba
Austronom
Beiträge: 2811
Registriert: 03.01.2008, 22:53
Wohnort: Brand/Finsternau
Kontaktdaten:

Re: Beobachtungsbericht vom 16. März 2012

Beitrag von Alrukaba »

Servus Sepp!

Naja, ein Maulwurf ist blind und ich kenne mittlerweile einige Frauen, meine mitgezählt, die sich im dunkeln nicht zurechtfinden, noch dazu, wenn sie die Strecke nicht kennen.

Einen direkten Vergleichskampf machten wir nicht, aber bei Saturn mußte sie bei 200 facher Vergrößerung schon zugeben, daß er bei mir knackiger war. Außerdem bin ich froh, daß ich mir damals statt meines jetzigen Gerät´s nicht einen Dobsen gekauft habe, wie ich es mal ins Auge faste. Denn ich merkte, daß man da ganz schön am Boden herumknien muß.

So und ansonsten danke fürs lesen und schön, daß er dir gefallen hat

Alex

Ps.: Sehn wir uns am Wochenende auf der Alm??
http://www.astrostation.at

Der größte Irrtum der Menschheit ist der Glaube intelligent zu sein.
andrea1982
Austronom
Beiträge: 489
Registriert: 22.11.2011, 14:07
Wohnort: 3680 Persenbeug / Bezirk Melk
Kontaktdaten:

Re: Beobachtungsbericht vom 16. März 2012

Beitrag von andrea1982 »

tztz maulwurf ist dir nichts besseres eingefallen. Aber ja Orientierung auf der Strasse ist nicht die beste aber wenn man keine Adresse hat wie soll man sich da auskennen, aber am Himmel fand ich nach einer Erklärung schon das gesuchte.
Ja du bist am Boden gekniet aber du hast dann den Saturn gesehen was mit deinem nicht möglich war weil du dein Stativ nicht in der höhe verstellen kannst :mrgreen:
Cs Andrea
Skywatcher Dobson 203/1200
Sternengucker https://www.facebook.com/groups/255678611194182/
darthvader
Austronom
Beiträge: 275
Registriert: 10.02.2008, 13:46
Wohnort: Pernitz/NÖ

Re: Beobachtungsbericht vom 16. März 2012

Beitrag von darthvader »

Ohne Adresse und Navi aufgeschmissen :lol:
Das Navi ist der erste Schritt zum betreuten Wohnen :wink:

LG Andreas
Benutzeravatar
Alrukaba
Austronom
Beiträge: 2811
Registriert: 03.01.2008, 22:53
Wohnort: Brand/Finsternau
Kontaktdaten:

Re: Beobachtungsbericht vom 16. März 2012

Beitrag von Alrukaba »

Hallo!

@Andrea - Maulwurf deshalb, weil sie eben einfach von Natur aus blind sind und da nicht nur im Dunkeln. Sonst würden sie wissen, wo sie herauszukommen haben. Beim Nachbarn, im Wald aber nicht im Garten von Sepp. Und wir haben Saturn durch mein Teleskop gesehen, nur mußte ich den Tubus etwas herumdrehen, so etwa :roll: :lol: !

@Andreas - Ich brauche kein Navi. Entweder find ich mich so zurecht oder hab mein K. U. S. S. :lol:

Alex
http://www.astrostation.at

Der größte Irrtum der Menschheit ist der Glaube intelligent zu sein.
darthvader
Austronom
Beiträge: 275
Registriert: 10.02.2008, 13:46
Wohnort: Pernitz/NÖ

Re: Beobachtungsbericht vom 16. März 2012

Beitrag von darthvader »

Hi Alex, hab´auch nicht dich gemeint :lol:

Wos is´K.U.S.S. :?:

LG Andreas
Benutzeravatar
Alrukaba
Austronom
Beiträge: 2811
Registriert: 03.01.2008, 22:53
Wohnort: Brand/Finsternau
Kontaktdaten:

Re: Beobachtungsbericht vom 16. März 2012

Beitrag von Alrukaba »

Servus Andreas!

Ich weiß, daß das in eine andere Richtung gegangen ist, fühlte mich auch nicht angesprochen.

K. U. S. S. ist das älteste Navi, das sogar die Römer schon kannten, das KartenUunterstützte SuchSystem :lol:

Alex
http://www.astrostation.at

Der größte Irrtum der Menschheit ist der Glaube intelligent zu sein.
Benutzeravatar
rorma
Austronom
Beiträge: 1041
Registriert: 28.10.2009, 12:39
Wohnort: Wals/Salzburg
Kontaktdaten:

Re: Beobachtungsbericht vom 16. März 2012

Beitrag von rorma »

Hallo Alex,

endlich wieder ein Klassiker von dir und ich habe das Lesen sehr genossen, habts ja einiges erlebt :lol: - übrigens K.U.S.S. - i hob mi Oghaut :lol:

LG und CS Robert
"Erwarten Sie nicht, beim Schauen schon zu sehen. Sehen ist eine Kunst, die erlernt werden muss!"
William Herschel
C11 CPC + Hyperstar, Skywatcher ED 80
MGEN II, Canon Eos 350D; 1000Da,
http://www.meixnerobservatorium.at
Ebenwaldler
Austronom
Beiträge: 233
Registriert: 18.08.2009, 21:34
Wohnort: Wien

Re: Beobachtungsbericht vom 16. März 2012

Beitrag von Ebenwaldler »

Hallo Alex,

wie immer ist auch dieser Bericht von dir sehr lesenswert und amüsant!

Jetzt fehlt noch dein Bericht vom letzten Freitag, mit dem 1. Sternabend auf der Alm!

LG, Günter
Benutzeravatar
Alrukaba
Austronom
Beiträge: 2811
Registriert: 03.01.2008, 22:53
Wohnort: Brand/Finsternau
Kontaktdaten:

Re: Beobachtungsbericht vom 16. März 2012

Beitrag von Alrukaba »

Servus Günter!

Freut mich, das dir der Bericht gefällt.

Die Berichte von Freitag und Samstag werden noch etwas dauern, ich hab zur Zeit einiges um die Ohren, kommen aber bestimmt

Alex
http://www.astrostation.at

Der größte Irrtum der Menschheit ist der Glaube intelligent zu sein.
Antworten