First Light with 12,5"

Astronomie, Naturbeobachtung, Mikroskopie...
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prokyon
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First Light with 12,5"

Beitrag von prokyon »

Hallo Forum!

Vor vielen Jahren hatte ich mal ein 14" Dobson, mit dem ich tolle Beobachtungen machte. Dann folgte eine lange astronomische Schaffenspause, Ausrüstung verkauft.
Dann ein Rückfall und ich stieg ein wenig in die Astrofotografie ein, das machte ich jetzt ein Jahr. Aber nun kam wieder das Bedürfnis nach visueller Beobachtung auf.
(Ausgelöst durch eine tolle Beobachtungsnacht mit dem Pentax 75 SDHF )

Seit wenigen Tagen besitzte ich ein 12.5" Starfinder Dobson. Abgekauft von einem Astrofreund, der das Ding ordentlich getuned hat.
Zugekauft habe ich einen Telrad, mit dem ich vorher noch nie nach Objekten gesucht habe. Einziges Manko, ich verfüge nur über Super Plössls von TS, die nicht unbedingt als Dobson-Okus zu bezeichnen sind. Aber da wird sich bald was ändern
Heute war es nun endlich so weit, ich konnte den Dob mal so richtig testen.

Ich kam erst gegen Mitternacht nach Hause. Als ich im Lavanttal wegfuhr, kam große Vorfreude auf, denn es schien eine sehr klare Nacht zu werden. Während der Fahrt blickte ich natürlich immer aus dem Fenster und stellte beruhigt fest, dass mich Jupiter strahlend hell auf meiner Fahrt begleitet.
Endlich daheim packte ich den Dobson in mein Auto, das geht schneller als das Zusammenklauben der Astrofotografieausrüstung ;) .
Ziel war mein Beobchtungshügel auf 1000m Seehöhe.

Hier der Blick nach Süden, vorige Woche aufgenommen:

http://www.prokyon.startime.at/Bilder/S ... upiter.jpg

Hier noch zur Doku der Lichtverhältnisse:
Bild



Aber als ich alles drin hatte musste ich feststellen, dass es plötzlich total zuzog. Was mach ich nun? Flucht nach vorne: Ab auf die Hochrindl, in 1600m Seehöhe ist es ja immer schön. :wink:

Hier eine alte Aufnahme von mir von dort: Blick nach SO
Bild

Das ist ein Parkplatz, der sich mit Sonnenuntergang leert und dann ist dort alles wie ausgestorben. In der Skisaison sieht es leider schlechter aus, da laufen in der Nacht wahrscheinlich die Schneekanonen :? Die Rundumsicht ist dort sehr gut, was man am Foto vielleicht nicht vermuten würde. Ich werde bei Gelegenheit vernünftige Fotos von dort nachreichen.
Nach 30min Autofahrt war ich dort, als ich ausstieg war ich überwältigt. Die Milchstraße war mit einer Brillanz zu sehen, die eben nur am Berg möglich ist.
Voller Eifer stellte ich den Dob auf, das dauerte nur 1min, herrlich!

Erstes Objekt: M13, einfach nur der Hammer, mit dem 9mm bin ich in den Haufen eingetaucht. Ja genau, deshalb wollte ich wieder so ein Ding haben.
Dann weiter zum Ringnebel. Bereits im 40mm war deutlich ein Ring zu sehen. Im 6mm glaubt man fast schon Strukturen zu erkennen.
Und dann kommt es mir, eines der tollsten Objekte war ja immer der Cirrus-Komplex. OIII rein ins 40er und los. Aber dann der Schreck :confused: , es zogen plötzlich von Osten her Wolken auf, und das mit rasender Geschwindigkeit.
Nun war ruhig bleiben angesagt, die werden schon wieder vergehen. Und sie taten es wirklich, zwar nicht zur Gänze, aber ich konnte klare Stellen am Himmel zum Beobachten ausnutzen.
Und nun auch den Cirrus: Einfach unglaublich, mit dem 9mm (170fach) wanderte ich den gesamten Komplex ab und konnte mich an den vielen Strukturen nicht satt sehen, herrlich 8)
Dann ab zum Hantelnebel. Gewaltig, wie hell der Knabe ist. Auch noch bei 254fach!

Bemerkung am Rande: Der Mond war bereits aufgegangen!!

Trotzdem wagte ich mich dann an schwierigere Objekte:
1. Helix-Nebel: wirkte im 40mm mit OIII am besten, deutlich war die Ringstruktur zu erkennen!
2. Crescent Nebula: ein weiterer Fall für den OIII, mit 100fach wirkte er am besten, deutlich war der typische Bogen zu sehen, eine Hälfte recht hell und dann übergehend zur zweiten Hälfte immer schwächer werdend. (freu mich schon auf eine Beobachtung ohne Mond!)
3. M33: Deutlich helleres Zentrum und Ansätze von Spiralen (auch hier sei nochmals auf den Mond hingewiesen)
4. Der kleine Hantel Nebel, na ja, der ist nicht schwierig, trotz Mond bei 254fach wunderschön anzusehen!
5. NGC891: Endlich kann ich die auch wieder beobachten! Trotz Mond fand ich sie im 40mm beim herumfahren. Die wird bei absoluter Dunkelheit sicher der Kracher!

Summa summarum eine tolle Beobachtungssession, zwar nur 2 Stunden, aber ich warte auf eine Nacht ohne Mond. Jedenfalls eröffnet mir dieses Teleskop einen Himmel, wie ich ihn seit meiner Zeit mit dem 14"er nicht mehr erlebt habe.

Nun noch was zum Telrad, der war nach wenigen Minuten zugetaut. Ich lernte dann, mit beiden Augen zu suchen, sprich ein Aug sah den roten verwaschenen Fleck, das zweite blickte gegen den Himmel und so schaffte ich es irgendwie, die Objekte zu finden.
Dieses Tauproblem muss ich unbedingt lösen. Werde mir eine TAukappe basteln. Aber wie man mit dem Telrad umgeht, bin ich auch drauf gekommen. Da musste ich als alter Sucherfernrohrnutzer umdenken.

Jedenfalls möchte ich wieder viel mehr visuell beobachten, die Freude dafür habe ich wieder gewonnen.



Grüße

werner
Ich liebe die Sterne zu sehr um die Nacht zu fürchten.

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Richard-visuell
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Beitrag von Richard-visuell »

Nochmals hallo Werner,

herzlichen Dank für deine verbesserte Form (zus. Fotos u. Infos) deines ohnedies schon tollen BB - siehe astrotreff :!: Daß du wieder Freude am visuellen beobachten hast, finde ich echt suuupaaaa. Vielen Dank auch für dein heutiges umfassendes E-Mail.

In der Vorfreude auf weitere visuelle BB von deiner Seite :wink: verbleibe ich mit schönen Grüßen aus Hallein
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo Werner!

Willkommen als Wiedereinsteiger bei den visuellen Beobachtern, toller Bericht

Alex
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Joe_Malik
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Beitrag von Joe_Malik »

Hallo Werner,

ich hab zwar auch schon im Astrotreff geantwortet, wollte mich aber ebenfalls noch nach deinem Aufpeppen des Berichts zu Wort melden. Man bekommt bei Berichten gleich viel mehr von der Atmosphäre mit, wenn man weiß, wie's am Beobachtungsort aussieht. Die Lichtverschmutzungskarte tut ihr übriges.

Es ist ja anscheinend ein recht weit verbreitetes Phänomen, dass Astrofotografen nach einer gewissen Zeit (das kann Jahrzehnte dauern) wieder zur "richtigen" (auweh, dafür gibt's Schläge von den Fotografen ;)) beobachtenden Astronomie zurückkommen und der Fotografie den Rücken kehren. Hab das schon von vielen anderen Hobbyastronomen gehört. Ich wünsch dir jedenfalls noch viel Spaß mit deinem tollen Starfinder und freue mich auf die hoffentlich kommenden Beobachtungsberichte! :)

LG Christian
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prokyon
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Beitrag von prokyon »

Danke für eure Antworten!

Abkehren will ich mich von der Fotografie ja nicht, ich will beides betreiben.

Die visuelle Beobachtung ist einfach entspannend, man sieht die Objekte live und genießt das sanfte Kribbeln auf der Netzhaut, wenn Photonen, die Millionen Jahre quer durch das All reisten, endlich bei mir ankommen. 8)

Mit der Fotografie werden halt Objekte zugänglich, die visuell in den größten Amateurteleskopen kaum auszumachen sind. Aber es ist halt sehr aufwendig und man soll seine Bilder auf keinen Fall zu sehr mit jenen anderen vergleichen, kann frustrierend sein. Das gibt es beim visuellen Beobachten nicht! :wink:

Jetzt werde ich jedenfalls den Dob anständig ausreizen und wieder mit der Sternkarte auf die Jagd nach nicht so bekannten Objekten gehen.

cs

werner
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prokyon
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Beitrag von prokyon »

Vorgestern habe ich Astronomie "extreme" betrieben :D .

Mit zwei weitern Sternfreunden sind wir auf den Berg gefahren und genossen einen 7mag(!) Himmel.

Folgende Optiken waren gen Himmel gerichtet: 80/1200 FH Refraktor, Newton 200/1000, 127/1500 Mak, Pentax 75 SDHF, 10x50 Feldstecher von Bresser und Swarovsky und last but not least der 12,5" Dobson.

Ich war sogar so verrückt und fotografierte neben dem Beobachten den Nordamerikanebel (siehe Thread im Bilderforum).
Da die Kamera nach jeder Belichtung 10min Rechenzeit braucht, nutzte ich diese Zeit zum Beobachten.

Ich will nur einige Objekte nennen, die unsere Augen erfreuten: M22, Trifidnebel mit Dreiteilung, Helixnebel mit Details, NGC891 mit Staubband, M33 mit Spiralstruktur, M51 mit vielen Details, zahlreiche Kugelsternhaufen darunter selten beobachtete wie M30 im Steinbock usw. usw.

Nebenbei konnten wir auch noch viele Boliden beobachten, damit hatte keiner gerechnet. Muss erst schaun, welcher Strom das war.

Außerdem war die Nacht absolut trocken, kein Tropfen Tau auf dem Tubus!

Da ich leider am nächsten Tag einen Termin hatte (10Uhr) brachen wir um 3 Uhr nach Hause auf und nahmen die tollen Eindrücke mit.

Nach diesem astronomisch gesehen verhauten Sommer lässt der Herbst ja auf einiges hoffen.

Grüße

werner
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Richard-visuell
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Beitrag von Richard-visuell »

Hallo Werner,

Gratulation zu deiner sehr erfolgreichen "Simultannacht" :!: Dann auch noch als "Draufgabe" mehrere Boliden. Bin selber froh, ab und zu einen Boliden pro Nacht zu sichten. Deinen Nordamerikanebel finde ich als Nichtfotograph sehr gelungen, detailreich an Struktur und Farbe und für meinen persönlichen Geschmack auch rot genug :wink:

LG Richard
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo!

Schöner Bericht. War auch wieder mal beobachten, hatten leider nicht so eine tolle Sicht, Bericht folgt

Alex
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