Beobachtungsbericht vom 16. Juni 2012 - Odyssee im Weltraum

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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 16. Juni 2012 - Odyssee im Weltraum

Beitrag von Alrukaba »

Nur vier Mann hoch trafen wir uns in dieser doch sehr durchzogenen, leider kurzen und nicht gerade an beobachteten Objekten reichen sommerlichen Beobachtungsnacht.
Die Durchsicht war echt gut, es war ein indirekter 6er. Das Seeing ließ wegen des böigen Westwind und den hohen Tagestemperaturen etwas zu wünschen über, sagen wir -2, dabei kühlte es durch den durchziehenden Wind auf 16° ab.
Endlich fielen wieder mal zwei Termine auf ein Datum. Der Mond war günstig, es war 3 Tage vor Neumond, und das Wetter passte. Und das ganze fiel auch noch auf ein Wochenende.
Schon Anfang der Woche beobachtete ich die Wetterlage für dieses Wochenende. Was erschwerend hinzu kam war, daß am Freitag Sonnwendfeuer bei uns angesagt war. Aber der Termin für´s sternschaun ging natürlich vor.
Mitte der Woche wurde ein Mail ausgeschickt, wo sich schon wir vier herauskristallisierten und da für Freitag und Samstag eine klare Nacht vorhergesagt wurde, stand für ein paar Bier und eine Grillwurst beim Sonnwendfeuer auch nicht im Weg, obwohl Gerald und Kurt am Freitag schon bei Michael am Haberg beobachteten.
Gäste waren auch angesagt. Jemand aus dem Forum wollte mit einem Freund und dessen Sohn noch vor Sonnenuntergang, zwecks Beobachtung dieser und anschließenden Sternschauen, aus Baden zu uns anreisen. Gekommen sind sie aber nicht.
Kurz vor ¾ 8 fuhr ich von zu Hause los und eine schwache Stunde später war ich auf der Alm. Ich stellte mein Teleskop auf und ging zu Erika auf Kaffee, Apfelstrudel und ein Bier. Gerade als ich aufbrach kam Roman, der rüberging, sich zu stärken, als ich zurück kam.
Im Almhaus war auch nix los. Auf Schauboden, dem Nachbarberg, nördlich von St. Anton, war Sonnwendfeuer und damit kein Wunder.
Kurt war mittlerweile auch da und als er nach den Gästen fragte, sagte er mir, daß am oberen Parkplatz ein Wohnwagen stand. Das war aber ein Linzer.
Als Roman wieder da war, hatten wir Saturn in drei verschiedenen Teleskopen. Durch meinen 4“ Fraunhofer konnte ich Titan und Rhea links von ihm sehn. Außerdem blitzte Japetus, ebenfalls links, allesdings weit unter der Ringebene, immer wieder auf. Rechts von Saturn konnte ich auch etwas aufblitzen sehen. Ob es Tethys war oder der etwas schwächere Dione, oder beide abwechselnd, weiß ich nicht. Dafür hatte ich sie zu kurz beobachtet.
Durch Romans Dobson waren alle 5 direkt zu sehen, Tethys und Dione, fast übereinander und durch Kurt´s Apo mit Bino war alles noch etwas plastischer.
Roman nahm Mars aufs Korn, der irgendwo in Südwesten herumwabberte. Ich suchte mir Zuben Elschimali, den Beta Stern der Waage, von dem mich gelesen hatte, daß er grün leuchten soll. Ein leichter Grünstich war tatsächlich zu erkennen.
In der Zwischenzeit machte uns ein Vogel auf sich aufmerksam, der irgendwo südwestlich von uns seine Laute von sich gab. Genau waren es eigentlich zwei. Ein Junges und ein Altes, daß antwortete. Gerald, der die beiden sicher identifizieren hätte können, war aber noch nicht da.
Roman holte sich ein Objekt nach dem anderen vom Himmel. Erst M10 und M12, zwei Kugelhaufen im Schlangenträger, danach M65 und M66, zwei Galaxien im untergehenden Löwen. Ob die dritte im Bund auch im Okular war, darauf achtete ich aber nicht.
Gerald trudelte schließlich doch noch ein, obwohl wir schon hofften, daß er nicht mehr kommen würde. Er zeigte vorher seine Visage bei einer Vernissage, an der der in Amstetten soo bekannte Kunstkritiker unbedingt teilnehmen mußte.
Gerald kam rechtzeitig zum 2. Überflug der ISS, den ersten hatten wir eh übersehen. Roman wollte die durch seinen Dobson fotografieren und Gerald zog den Tubus durch den Telrad nach. Kurz nach ¼ über 11 tauchte sie über dem Kopf des Löwen auf, zog durch den Großen Bären und dem Kopf des Drachen, flog direkt über Epsilon Lyra und verschwand schließlich hinter den Bäumen im Osten. Dabei wurde sie -4,1 mag. hell und Roman gelangen ein paar tolle Schnappschüße. Leider hatte er auf Einzelbilder eingestellt und in der Eile wußte er nicht, wie man auf Serie umstellt.
Ich vergeudete anschließend sehr viel Zeit mit der Suche nach dem planetarischen Nebel NGC 6210 im Herkules. Im Facebook hatte jemand gefragt, ob es sein kann, daß man bei dem Farbe sieht, nämlich blau. Ich bezweifelte dieses und beschloß in mir mal vorzunehmen.
Die Sternkarte verriet mir, daß er etwa in der Mitte der Strecke zwischen Beta - und 51 Herkules zu finden ist. Stellarium zeigte mir eine Fünfergruppe vor und eine Dreiergruppe über der Hälfte der Strecke und in der Dreiergruppe müßte er zu finden sein.
Kurt hatte schon seit Beginn der Beobachtung einige Wanderer beobachtet, wie sie vom Rauhen Kamm ausstiegen und sich nun anscheinend im Gipfelbereich ein Biwak einrichteten. Schon die längste Zeit hatte er immer wieder Lichter, offensichtlich von Stirnlampen, im Bereich des Gipfels beobachtet.
Ich suchte in der Zwischenzeit eine ganze Weile herum und stieß irgendwann auf ein fast rechtwinkeliges Dreieck, welches ich im Stellarium aber nicht sah. Egal wie ich es auch anging, ich stieß immer auf das Dreieck, dessen dritten Eckpunkt ich aber nicht identifizieren konnte.
Kurt verabschiedete sich währenddessen, ihm war das Seeing zu schlecht und es ging ihm zu viel Wind und Roman machte eine Reise durch die südliche Milchstraße. Er zeigte M8 und M20, bei dem Gerald völlig frustriert war, daß er die Teilung nicht sehen konnte.
Die beiden suchte ich mir dazwischen auch mal, um nicht völlig verrückt zu werden, ging aber danach wieder in den Herkules zurück. Roman zeigte mir auch noch M80 im Skorpion und hatte später den Adler- und den Omeganebel im Visier.
Zu der Zeit holte ich die Bier aus dem Kühlschrank, die ich gleich nach meiner Ankunft rein gegeben hatte und die noch immer von Matthias seiner Einstandskiste waren. So eine kühles Blondes zu fortgeschrittener Stunde ist halt schon etwas feines.
Gerald sah M6 und M7 den Rauhen Kamm raufklettern und ich erklärte ihm, daß seien der Schmetterlings- und der Ptolemäushaufen.
„Schmettalingshaufm kenn i;“ meinte er – „Owa vom Ptolemäushaufm hob i nu nie g´heat!“
„Ptolemäus woa a Maun vom Nil, dea in der Stadt am Tiber über den Jordan ging;“ erklärte ich ihm. Welcher Ptolemäus das allerdings war, das weiß ich nicht, obwohl der Haufen sicher nach dem Astronomen benannt ist.
Ich gab nach langer Suche schließlich auf, NGC 6210 doch noch zu finden. Roman übernahm diese und stieß ebenso auf das Dreieck und konnte den Stern im rechten Winkel blaugrün sehen und schließlich diesen als den planetarischen Nebel identifizierte.
So hatte ich tatsächlich das Objekt meiner Begierde die längste Zeit im Visier, konnte es aber nicht als solches erkennen. Ich hab nämlich die längste Zeit nach einem verwaschenen Nebelfetzen gesucht und nicht nach einem kompakten blaugrünen Punkt, der bei meiner geringen Vergrößerung wie ein Stern aussah. Bei Roman kam er als richtige Scheibe rüber, die man fast mit einem Planeten verwechseln könnte.
M13 sollte eigentlich der nächste sein, um wieder ein Erfolgserlebnis zu haben. Der stand aber so steil über mir, daß ich ihn erst da ließ, wo er war.
Da fiel mir Lukas ein, der Schwan, den Gäste, die im April schon bei uns waren und ihn nach ihrem Sohn benennen ließen und der die östliche Flügelspitze des Schwan markiert. Ich schwenkte um und hatte einen rötlichen Stern im Okular, an dem sonst aber nicht besonderes war.
Danach ritt mich der Teufel und ich startete das Projekt, daß ich schon lange in Sinn hatte, die Suche nach Pluto. Zu finden sollte dieser südöstlich vom offenen Sternhaufen M25 im Schützen sein. Für genaueres befragte ich Cartes du Ciel. Ebenfalls in diese Richtung fand ich eine Sternenkette von 5-6 Sternen und dazwischen zeigte es mir ein Trapez und dem gegenüber wieder eine Dreierreihe, dessen mittlerer Stern näher beim nördlichen war und einen leichten Knick in die Linie machte und das suchte ich mir nun am Himmel.
Natürlich dauerte dies eine Weile und als ich die Szenerie endlich gefunden hatte, dachte ich mir: ‚Jetzt brauch i nua mea vagreßan.‘
Ich ging von Okular 17 auf Okular 8, also von 59-facher Vergrößerung auf 125x. Fehler, GROSSER FEHLER!! Ich hatte den Überblick verloren. Also gut, zurück zu 17mm, Region wieder gesucht und diesmal schrittweise näher herantasten, also auf 77 fache Vergrößerung. Was jetzt, schon wieder Überblick verloren.
Okay, nochmal zurück. ‚Wo is jetzt des vadaumte Trapez?‘ Ich suchte herum, aber ich war total daneben.
Den Vogel hörten wir zum Schluß auch wieder, aber ohne den Ruf des Großen konnte Gerald diesen nicht identifizieren.
Die anderen sprachen schließlich schon vom zusammenpacken, es war schließlich schon fast 2 Uhr. Also gut, ein paar Anläufe startete ich noch, aber keine Trapez und so gab ich die Suche auf und packte auch zusammen. Wir tranken das schon laue Bier aus und fuhren nach Hause.

Kurt hatte, wenn auch nicht lage, seinen Apo 152/1200 aufgestellt.
Roman beobachtete mit seinem Dobson 400/1800,
Gerald mit seinem Equinox Apo 120/900
und ich mit meinem Fh 102/1000
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Josef
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Re: Beobachtungsbericht vom 16. Juni 2012 - Odyssee im Welt

Beitrag von Josef »

Srvus Alex!

Daa habt Ihr ja fast einen Birding-Abend veranstaltet! :lol: :lol: :lol:
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Alrukaba
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Re: Beobachtungsbericht vom 16. Juni 2012 - Odyssee im Welt

Beitrag von Alrukaba »

Ja, nur hatte keiner Ahnung von Vögeln!! :mrgreen:

Alex
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nonsens2
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Re: Beobachtungsbericht vom 16. Juni 2012 - Odyssee im Welt

Beitrag von nonsens2 »

Hallo Alex!

Da ist es offensichtlich recht fröhlich bei Euch zugegangen. Gratuliere zum gelungenen Spechtelabend.


CS aus Wien
Grüße Niki
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Alrukaba
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Re: Beobachtungsbericht vom 16. Juni 2012 - Odyssee im Welt

Beitrag von Alrukaba »

Danke Niki!

Fröhlich geht es immer zu und wenn man ein Bier auch noch hat, wird es lustig!!

Alex
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