15. August 2012 – Almkirtag am Hochbärneck

Astronomie, Naturbeobachtung, Mikroskopie...
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Alrukaba
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15. August 2012 – Almkirtag am Hochbärneck

Beitrag von Alrukaba »

Dieses Datum ist für uns von der Astrostation alljährlich ein Fixtermin. Denn da ist immer unser Tag der offenen Tür und der fiel diesmal wieder auf gutes Wetter.
Zum Glück fanden sich wieder genug Leute, die sich Zeit nahmen, um den ganzen Rummel über die Bühne zu bringen. Kurt blieb gar von der Nacht davor übrig und um 6 Uhr früh war Roman schon oben. Werner, Hans und Gerald stießen im Laufe des Vormittags dazu und ich nahm mir die Freiheit, nach dem Essen auf der Alm aufzukreuzen.
Gegen ¾ 3 war ich oben und die Bude, ehh, die Sternwarte hätten wir wegen Überfüllung fast schließen können. Gerald und Hans nahmen die Gäste schon am Parkplatz in Empfang und zeigten ihnen das Ötscherpanorama und zwei an Weidesturln befestigte Bilder von Saturn und Jupiter. Werner zeigte in der Hütte unten Kurzfilme über das Universum und einigen mehr und Roman ließ die Sonne in seinen Dobson scheinen. Kurt war schon kurz nach Mittag nach Hause gefahren, ihn hatte ich also nicht mehr getroffen. Auch Jürgen und sein Frau Hermi mischten sich unter die Gäste und ich plauderte ein wenig mit den beiden. Auch Günter Jenner war wieder mal da und genoß das herrliche Wetter mit dem dazugehörigen Ausblick in die Umgebung.
Ich stellte meinen kleinen auf und schraubte den Coronado dran. Eigentlich hätte man damit Protuberanzen am Sonnenrand und ihre Körnung sehen sollen. Nur leider legten sich immer wieder Wolken über unser Tagesgestirn, sodaß man gar nichts erkennen konnte, denn für H-Alpha braucht man offensichtlich einen klaren Himmel und den hatten wir nicht.
Hans versuchte mit seinem Newton die Venus einzufangen, gelungen ist es ihm aber leider nicht. Gerald nervte schon eine Stunde, nach dem ich auf die Alm gekommen bin damit, daß er um 4 nach Hause fahren würde, weil er noch etwas vor hatte. Und was war, um halb 5 war er immer noch da.
Obwohl am Vormittag, wie mir die anderen mitteilten, ganz schön was los war, war der Trubel offensichtlich vorbei. Aufbruchsstimmung war angesagt und die Parkplätze rundherum lichteten sich rasch. Und nun trat wieder das ein, was dann immer kommt. Die Wolken verzogen sich und gaben die Sonne frei. Egal, sehr aktiv zeigte sie sich ohnehin nicht. Nur ein einzelner großer Fleck und ein paar kleine Protuberanzen rundherum zeigten sich. Obwohl, zumindest durch Romans Dobson konnte man eine Teilung des Flecks erkennen, von der Günter fasziniert war.
Obwohl, ein paar Gäste erwartete ich schon noch. Etwas spät aber doch kamen Andrea samt Mann und Kinder doch noch rauf zu uns, um sich unters Volk zu mischen. Sie waren den ganzen Tag zu Hause fleißig und konnten nicht früher kommen.
Was jetzt ein wenig unheimlich war, war das plötzlich unzählige fliegende Ameisen, wie auf einem Highway auf Wolfgangs Hütte auf und abliefen und auf der ganzen Station herumschwirrten. Ich weiß es nicht. War es eine Mischung von meinem Deo- und Schweißgeruch, mein weiße Hemd oder einfach meine Ausstrahlung. Ich wurde plötzlich von unzähligen dieser Viechen umschwirrt und sie krabbelten überall auf mir herum. Was es auch war, ich hätte darauf verzichten können.
Da wir alle schon am abbauen waren, der Himmel zeigte sich nicht gerade von der besten Seite, und wir ohnehin mal einen Imbiss zu uns nehmen wollten, packten wir zusammen und gingen zum Almhaus rüber!

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Die Speisekarte zeigte das gleiche, wie die Parkplätze rundherum, keine große Auswahl. Egal, ich bestellte mir ein, nein, das letzte Kotelett. Das lag auch schon eine Weile am Griller, aber der Hunger war gestillt. Kaffee und Torte rundeten das Ganze noch ab.
Schließlich konnte ich Andrea und ihre Familie noch dazu überreden, auf den nahen Aussichtsturm zu gehen, von dem man einen herrlichen Ausblick auf den Ötscher hat. Andrea hatte zwar etwas mit ihrer Höhenangst zu kämpfen, aber sie ließ es sich nicht nehmen, auch ganz nach oben zu steigen.
Kaum zurück war alles in Aufbruchsstimmung. Aber die, die nicht mit auf dem Turm waren, wußten nicht das, was wir gesehen hatten, nämlich daß es von Westen her wieder besser wurde. Aber sie ließen sich ohnehin nicht dazu überreden, noch eine Weile zu bleiben. Und so blieben Andrea und ich alleine übrig. Ihr Mann fuhr mit den Kindern nach Hause, genauso wie Roman, Hans und Werner.
Wir blieben noch eine Weile sitzen und dann spazierten wir vom Almhaus den kurzen Almweg in Richtung Parkplatz. Wir betrachteten das Ötscherpanorama und gingen die Straße hinunter zur Station.
Obwohl wir uns Zeit ließen, war es immer noch zu früh, um das SMS-Trio, Saturn, Mars und Spica auszumachen. Der Himmel klarte immer mehr auf und ich stellte meinen kleinen mitten auf den Platz der Station. Als das Trio sich endlich zeigte, mußte ich feststellen, daß es sich genau hinter der Birke westsüdwestlich von uns versteckte. Ich mußte mein Fernrohr an den ganz südöstlichen Punkt unserer Sternwarte stellen, um sie zu Gesicht zu bekommen.
Saturn konnte man natürlich erkennen, aber nur an den Ringen, Titan stand links von ihm. Mars war nur noch ein roter Klecks, der gegenüber vom Vortag, zwischen Saturn und Spica schon etwas nach Südwesten durch getaucht war und Spica war ein Stern, der im Mist herum wabberte.
Als die drei von der Bühne abtraten, war es aber dennoch zu hell, um andere Objekte aufzusuchen. Wir stellten uns eine Bank mitten auf den Platz, das Teleskop daneben und hielten nach Perseiden ausschau. Naja, recht hoch war die Ausbeute gerade nicht.
Als es endlich dunkel genug war, startete ich eine kurze Reise durch die Milchstraße, beginnend bei Deneb mit dem Nordamerika- und Pelikannebel. Okay, die USA war gerade noch zu erkennen, den Vogel konnte ich aber nicht ausmachen. Weiter ging es mit der Gegend um M29 und zum orangen Albireo und seinen blauen Begleiter.
Hier verliesen wir den Schwan nahmen den Kleiderbügel und M27, den Hantelnebel im Füchschen mit um über dem Kugelhaufen M71 im Pfeil, weiter in den Adler zu reisen. Quer über den stolzesten Vogel der Alpenrepublik verblieben wir schließlich eine Weile bei der Schildwolke im gleichnamigen Sternbild und betrachteten den im Norden an sie grenzenden Wildentenhaufen, auch bekannt als M11. Richtung Süden kamen wir zum Adlernebel im Schwanz der Schlange um schließlich in den Schützen einzutauchen.
Der Omeganebel oder M17 war hier der erste Kanditat, weiter zur kleinen Sagittariuswolke, oder M24, dem offenen M25, etwas tiefer zu M22, einem weiteren Kugelhaufen und westlich davon zu M20 und M8, dem Trifid- und Lagunennebel.
Den Abschluß machten M7 und M6, der Ptolomäus- und der Schmetterlingshaufen, sowie die Gegend um Antares, mit M4, M80 und dazwischen M62, drei Kugelhaufen im Skorpion.
Der Trip durch die Milchstraße dauerte zwar nur eine halbe bis ¾ Stunde und einige Objekte, wie M27 oder M8 holte ich auch mit dem 9mm Okular noch etwas größer vom Himmel. Den Rest betrachteten wir mit dem 40mm bzw. dem 30mm Okular und das war mehr als beeindruckend.
Endlich konnte ich Andrea den Himmel bei uns auf der Alm präsentieren und sie war überwältigt, wie viele Sterne man hier sieht und wie schön die Milchstraße rauskam. Leider mußten wir die Beobachtung bereits gegen 22 Uhr beenden, denn schließlich mußte ich am nächsten Tag arbeiten und diesmal war die Heimfahrt etwas länger, den Andrea mußte ich erst in Persenbeug absetzten und erst dann ging es nach Hause.
Und so ging diese Beobachtung mit einem leichten Schmerz in der Herzgegend zu Ende, denn schließlich hatten sich die Bedingungen, gegenüber dem Nachmittag, wieder sehr verbessert und auch das Seeing war brauchbar, es wehte nur ein leichtes Lüftchen und das bei ca. 15°.

Roman zeigte die Sonne in seinem Sky Watcher Dobson durch die Baderfolie.
Ich zeigte sie mit meinem kleinen Refraktor 102/500 mit dem Koronado im H-Alpha
Hans betreute am Parkplatz den Refraktor von Werner und zeigte das Ötscherkreuz
und Gerald durch seinen Equinox die Bilder von Jupiter und Saturn.
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Re: 15. August 2012 – Almkirtag am Hochbärneck

Beitrag von Snakeeye »

Na da schient ja doch einiges los gewesen zu sein .
Toller Bericht gefällt mir und liest sich gut .
Gefällt mir .
lg Timo
Ebenwaldler
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Re: 15. August 2012 – Almkirtag am Hochbärneck

Beitrag von Ebenwaldler »

Hallo Alex,

wie immer von Dir, ein lesenswerter und auch amüsanter Bericht!
Ja, es war tatsächlich ein sehr schöner (Almkir-) Tag.
Schade, dass ich nicht länger auf ein Abziehen der Wolken zugewartet hatte, denn als ich abends von der Alm Richtung Wien zurück fuhr, sah ich auf der Fahrt schon bald, dass es immer mehr aufklarte!
Aber nun wieder umdrehen und nochmals auf die Alm rauffahren, dazu konnte ich mich nicht mehr überwinden.
Schade, habe sicher eine prächtige Nacht auf der Alm versäumt!

LG, Günter
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Re: 15. August 2012 – Almkirtag am Hochbärneck

Beitrag von Alrukaba »

Servus Timo, hallo Günter!

Ja, es war einiges los bei uns auf der Alm und Günter, es hätte sich ausgezahlt, nochmal umzudrehen.

Danke fürs lesen und schön, das euch mein Bericht gefallen und amüsiert hat

Alex
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Josef
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Re: 15. August 2012 – Almkirtag am Hochbärneck

Beitrag von Josef »

Sauber Alex!

Nächstes Jahr schaut´s vom Kalender für mich wieder besser aus!
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Re: 15. August 2012 – Almkirtag am Hochbärneck

Beitrag von Alrukaba »

Supa Sepp, wenn es ein nächstes Jahr nach dem 21. Dezember gibt! :wink:
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darthvader
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Re: 15. August 2012 – Almkirtag am Hochbärneck

Beitrag von darthvader »

Servus Alex,

supa Bericht, und wie ich an den Bildern sehe, eine grosse Veranstaltung.

LG Andreas

PS: Das nächste mal mehr Kotelett bestellen :wink:
Equipment:
Meade SC 305/3050 ACF LX 90, MEADE #1209 Microfokussierung
Sky Watcher Dobson 200/1200, Omegon Night Star 20x80
Omegon SWA 2´´ 38, 32, 26 mm
Omegon SWA 20+15 mm
Antares Speers Waler 9,4 mm
Antares Speers Waler 5-8 mm
HR Planetary 7 mm
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Re: 15. August 2012 – Almkirtag am Hochbärneck

Beitrag von Mojo »

Hallo Alex!
Wieder mal ein sehr feiner Bericht von dir, danke fürs reinstellen!
Da war ja mächtig was los, bei euch auf der Alm :shock:

Ist das Andrea auf dem letzten Foto?

Schade, dass ihr schon so zeitig aufbrechen musstest, waren ja top bedingungen, wie man liest (zumindest in der Nacht).

cs und lg martin
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Alrukaba
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Re: 15. August 2012 – Almkirtag am Hochbärneck

Beitrag von Alrukaba »

Servus Martin!

Danke fürs lesen!

Ja, da war wieder was los und ja, das ist Andrea.

Hätte ich am nächsten Tag nicht arbeiten müßen, wär ich sicher länger geblieben, aber ich kam auch so erst um halb 12 nach Hause und dann um 5 wieder auf, daß schlaucht.

Der Bericht vom Freitag dauert noch, ich hab noch gar nicht angefangen, aber er kommt sicher

Alex
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Re: 15. August 2012 – Almkirtag am Hochbärneck

Beitrag von andrea1982 »

Ja das bin ich :D
Cs Andrea
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