Beobachtungsbericht vom 24. August 2012

Astronomie, Naturbeobachtung, Mikroskopie...
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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 24. August 2012

Beitrag von Alrukaba »

Wie soll es anders sein, es war wieder mal öffentlicher Abend angesagt und wenn man Tagsüber den Wolkenzug verfolgte, war es fast schon ein Wunder, daß doch noch etwas daraus wurde.
Als ich von zu Hause losfuhr, sah es in Richtung Ötscher regnerisch aus und als ich in Purgstall war, war der Vaterberg zweigeteilt. Über der östlichen Hälfte hing eine dicke Wolkendecke, die sich weiter nach Osten zog und westlich von ihm war es klar.
Kurz nach halb 8 war ich dann auf der Alm. Werner war schon da und Mojo – Martin, den es, auf der Suche nach den dunkelsten Plätzen in Österreich, diesmal zu uns verschlagen hat. Werner bereitete alles in der Hütte vor, um unseren Gästen einige Bilder des Universums zu zeigen und Martin stellte seinen Dobson bei der Treppe auf.
Ich platzierte meinen Refraktor, wie immer am Osteck der westlichen Hütte und schon kamen auch die ersten Gäste auf die Station. Hinter Christa, die ihr Sohn Alexander endlich überreden konnte, mal mit ihm auf die Alm zum beobachten zu fahren, fuhr ich von St. Anton weg hinterher. Die dritte im Bunde bei ihnen war Theresa, ihre Tochter. Das Trio kannten wir schon von der Messe im Februar.
Neben Martin, der aus Schwechat angereist war, hatten wir auch noch zwei andere weitgereiste Gäste. Angela und Christoph waren extra aus Purkersdorf angereist, um bei uns zu beobachten. Christoph ist bei der Wiener Hochquellwasserleitung beschäftigt und kommt daher öfter in die Gegend und hat so unsre Sternwarte ausgekundschaftet. Außerdem kannten sie unsre Homepage.
Da Saturn zu der Zeit schon untern Horizont war, holte ich den Mond vom Himmel. Er hatte gerade das erste Viertel, stand bei seiner Wanderung über den Himmel in der Waage und damit schon deutlich über dem Meridian.
Roman und Hans verstärkten unsre Truppe. Roman stellte seinen Dobson mitten auf den Platz und Hans öffnete das Dach seiner Hütte, um seinen Newton zumindest auslüften zu lassen.
Kurz nach halb neun sollte die ISS das erste Highlight werden. Sie tauchte im Nordwesten auf, ging durch den Zenit und wurde dabei -3,4 mag hell und verschwand wieder in Südwesten. Eine Stunde später wäre sogar ein Iridium Flaer mit -5,6 mag zu beobachten gewesen, nur leider sehr tief am Nordhorizont und der war für uns nicht sichtbar.
Ich schulte Alex auf meinem Refraktor und Martins Dobson ein, wie man das eingestellte Objekt im Okular behielt, was ein gewisses Leuchten in seine Augen zauberte. Und plötzlich wurlte es auf der Station vor Kindern. Der soziale Verein „rettet das Kind“ war bei uns eingetroffen und die ca. 10 bis 15 Kinder belebten diese natürlich sehr.
Roman und ich teilten uns die Rasselbande, während Werner und Hans sich um die Erwachsenen kümmerten. Die kleinen waren vom Mond fasziniert und jedes sah etwas anderes in ihm. Ein Mädchen sah einen Laib Käse, ein anderes einen Keks. „ Von dem host owa schon die Höfte gessn!“ -meinte ich. Den dritten fragte ich gleich, was er den sieht. Er meinte: „Den Mond!“ Wos sunst!
Für die kleinen brauchte ich natürlich eine Leiter und ich mußte aufpassen, daß sie nicht hinten runterfallen. Irgendwann hatten sich die Kinder satt gesehn und sie bekamen von Werner einen kindgerechten Vortrag über das Universum und später, als Kurt und Gerald auch da waren, schnappte sich Gerald die Bande und zeigte ihnen am Parkplatz den Sternenhimmel und erzählte seine üblichen Gruselgeschichten dazu.
Jürgen und Hermi waren auch wieder da und mischten sich unter die Gäste und irgendwie ergab es sich, daß ich die beiden, sowie Angela und Christoph über den Sternenhimmel führte. Den Mond hatten sie schon gesehn und so suchte ich am Himmel, was sich sonst noch bot.
Sehr dunkel war es ja, Mond sei Dank, noch nicht. In dem Fall sind Doppelsterne willkommene Objekte. Albireo holte ich als erstes rein, der durch seinen Farbkontrast immer wieder gut ankommt. Weiter im Schwan, da durfte natürlich auch 61 Cygni nicht fehlen. Und wieder mal erklärte ich alles über die Parallaxe. Fasziniert waren sie, als ich ihnen erklärte, das die beiden die doppelte Strecke Sonne Pluto voneinander entfernt sind und als ich sie fragte, ob sie wüßten was eine Parallaxe ist, forderte ich sie auf, ein Auge zu schließen und den Mond mit dem Daumen zu bedecken und dann das andere Auge zu öffnen. „Der jeden bekannte Daumensprung ist die kleinste Parallaxe, die jeder selbst messen kann!“ – erklärte ich ihnen.
Eigentlich hätte ich ihnen nun gerne den Nordamerikanebel gezeigt, nur für den war der Mond zu hell. Auf die Frage, wie man auf solche Namen kommt, zeigte ich ihnen ein Foto von ihm. Die beiden Damen sahen alles, nur nicht den Umriss des Nordamerikanischen Kontinents und was sie darin sahen, würde einen jugendfreien Bericht einen gewissen erotischen Tutch geben.
Anhand von Mizar - Alkor erklärte ich ihnen, was für Arten von Doppelsternen es gibt. Schließlich sind hier zwei davon vertreten. Und eigentlich wären die zwei Pärchen von Epsilon Lyra die nächsten gewesen, nur die standen zu dem Zeitpunkt sowas von im Zenit, das ich mich drehn und wenden konnte wie ich wollte, ich kam einfach nicht hin.
Martin holte M57, den Ring in der Leier, die Wirlpool Galaxie im Jagdhund und den Hantelnebel im Füchschen vom Himmel. Roman zeigte M13 im Herkules, einige Objekte in der Milchstraße und die Andromeda Galaxie. So richtig durchgeschaut hab ich aber bei ihm nicht. Werner unterhielt die Gäste mit Vorträgen und seinem umfassenden Wissen über die Astronomie, Hans erklärte sein Teleskop uns nebenbei den Sternenhimmel und Gerald stand wenigstens nicht im Weg. Kurt spechtelte mit und mischte sich unter die Gäste.
M31 war auch bei mir der nächste, nur das durch den Mond nicht seine ganze Pracht zu erkenne war. M15 im Pegasus ging dagegen gut, ebenso h&chi im Perseus, wenn die beiden auch noch ein wenig an den Baumwipfeln hingen.
Irgendwann fragte mich Angela, was es eigentlich mit dem 13. Tierkreiszeichen auf sich hat. Wie es der Zufall will, stand in dem Moment gerade Gerald bei uns und ich fühlte mich endlich nicht so allein mit dem Thema. Ich erzählte ihr, daß es sich dabei um den Schlangenträger handelt und daß ich in dem Zeichen geboren bin und zeigte ihn am Himmel. Sie verstand meine Überzeugung. Die erste, die das mit mir teilte. Selbst meine Kollegen, halten mich deswegen für verrückt und sie kannte auch den Film die 13 Geister.
Warum nicht noch einen Doppelstern und warum nicht den, der seine Position quasi nie ändert. Polaris war der nächste. Schön war sein Begleiter auf 11 Uhr zu sehn. Da alle möglichen Vertreter des Polarstens am Himmel waren, zeigte ich ihnen, welchen Weg die Erdachse in den Himmel zeichnet, während sie in zirka 26 000 Jahren einmal um sich selbst torkelt und gab so gut wie möglich weiter, welche Folgen das dies für die Astrologie hat, nur daß die das nicht kapieren wollen. Natürlich erzählte ich auch, wer das ganze entdeckte und schließlich nachwies.
So, nun waren die beiden Sternenpärchen von Epsilon Lyra endlich weit genug nach Westen gerückt, um sie vor die Linse zu bekommen. Obwohl sie keine geübten Beobachter waren, konnten beide die eng beieinander stehenden Sterne trennen.
Nun zog ich die Geisterstunde etwas vor und holte NGC404, Mirachs Geist in der Andromeda ins Okular. Dieser spukte auf 2 Uhr herum.
Als sich der Mond endlich vertschüßte hatte suchte ich uns noch M33, die Dreiecksgalaxie und M13 im Herkules. Danach verabschiedeten sich unsre letzten Gäste. Einige Kollegen waren zu dem Zeitpunkt entweder schon auf den Weg nach Hause oder ebenso schon in Aufbruchsstimmung. Eigentlich hatte ich vorgehabt, noch etwas weiterbeobachten, aber irgendwie war der Ofen aus. Ich wollte nicht mehr. Das Seeing war ohnehin nicht so berühmt, geben wir ihm mal eine 3 und die Grenzgröße lag bei zirka 5,7 mag. Wir hatten angenehme 17° und Wind war auch kaum einer zu spüren.
Obwohl wir nicht mehr beobachteten, dauerte es noch eine Weile, bis ich abbaute. Martin, Gerald und ich plauderten noch eine ganze Weile über Gott und die Welt und als wir endlich aufbrachen, war Mitternacht schon vorbei.
Der Abend war von den Bedingungen zwar nicht gerade berühmt, aber es war schön wieder mal einige unsrer Gäste ins Universum zu entführen. Besonders schön ist es immer wieder, Kindern die Weiten des Alls zu zeigen und zu erklären. Martin war sehr erstaunt, was bei uns für ein Betrieb ist, denn damit hatte er nicht gerechnet. Er schaute noch bis zirka 2 Uhr, ehe er zusammenpackte und sich im Almhaus zur Ruhe begab. Um diese Zeit war ich schon zu Hause, verfolgt von Gerald, der sich diesmal nicht abschütteln lies. Nun hoffe ich auf einen schönen Herbst, um noch ein paar Beobachtungen zu starten und euch mit meinen Berichten zu quälen.

Martin beobachtete mit einem Sky Watcher Dobson mit 200mm Öffnung und 1200mm Brennweite.
Roman hatte seinen 16“ Dobson mit 1800mm Brennweite mit,
und Hans erklärte zumindest seinen Newton mit 32mm Öffnung und 1420mm Brennweite, beobachtet hat er damit aber nicht wirklich.
Ich hatte meinen Fh 102 mit 1000mm Brennweite aufgestellt und meinen kleinen im Kofferraum, um damit in die Milchstraße einzutauchen, woraus es aber nichts wurde.
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Re: Beobachtungsbericht vom 24. August 2012

Beitrag von Mojo »

Hallo Alex!

Wieder mal ein sehr feiner Bericht von dir!
Der Abend war für mich sehr schön, trotz der nicht optimalen Bedingungen. Es ist immer wieder schön zu sehen wie sich vorallem die Kinder von der Astronomie anstecken lassen!
Da das meine erste Beobachtungsnacht war, mit Leuten die sich wirklich auskennen, werde ich den Abend so schnell nicht vergessen (Erikas Frühstück trägt auch dazu bei ;) )

Leider waren die darauffolgenden Beobachtungsnächte alle für die Katz, das Wetter war einfach zu mies. Zumindest eine schöne Nacht hatte ich noch in der Steiermark, den ich mit meiner Tochter hintern Okular verbrachte. (mein kleiner ED gehört schon ihr :) )

Ich hoffe wir können nochmal gemeinsam Beobachten, dann aber unter besseren Bedingungen ;)
...und Gerald stand wenigstens nicht im Weg
:lol:
Ich lach mich kapputt....

Cs und lg Martin
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Re: Beobachtungsbericht vom 24. August 2012

Beitrag von Alrukaba »

Servus Martin!

Danke fürs lesen! Kindern den Sternenhimmel näher zu bringen ist immer eine Herausforderung. Man darf sie nicht überfordern aber auch nicht langweilen.

Ich hoffe, daß Erikas Frühstück mit dazu beigetragen hat, daß du im Herbst noch mal zu uns kommst. Da kannst du ja dann deine Freundin mitnehmen. Wir wählen dafür ein Neumondwochenende, wo keine Gäste sind, der Himmel dunkel und hoffentlich nicht zu dunstig ist.

Der Humor darf bei meinen Berichten natürlich nie fehlen, auch wenn er oft etwas bissig ist.

Wir sehn uns hoffentlich wider mal! Ein schönes Wochenende

Alex

Ps.: Hoffentlich ist es mit dem ED und deiner Tochter nicht wie mit dem kleinen Finger! :wink:
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Re: Beobachtungsbericht vom 24. August 2012

Beitrag von Josef »

Servus Alex!

Fein, fein!
Da kann ich es mir gut vorstellen das bei so einer Rasselbande Gerald schon nahe
dabei war aus den Socken zu kippen! :lol:
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Re: Beobachtungsbericht vom 24. August 2012

Beitrag von Alrukaba »

Ich könntze dir jetzt nicht sagen, ob er überhaupt Socken anhatte! :lol:

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Re: Beobachtungsbericht vom 24. August 2012

Beitrag von darthvader »

Servus Alex,

schöner Bericht, es war sicher ein schöner Abend mit Nachwuchsbetreuung :)

Kann man bei den öffentlichen Abenden auch das eigene Teleskop mitbringen :?:

LG Andreas
Equipment:
Meade SC 305/3050 ACF LX 90, MEADE #1209 Microfokussierung
Sky Watcher Dobson 200/1200, Omegon Night Star 20x80
Omegon SWA 2´´ 38, 32, 26 mm
Omegon SWA 20+15 mm
Antares Speers Waler 9,4 mm
Antares Speers Waler 5-8 mm
HR Planetary 7 mm
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Re: Beobachtungsbericht vom 24. August 2012

Beitrag von Alrukaba »

Servus Andreas!

Schön, daß die der Bericht gefällt! Natürlich kannst du auch dein eigenes Teleskop mitnehmen. Der nächste öffentliche Abend ist am 21. September und wenn du willst, schau vorbei!

Gäste sind auch schon angemeldet. Jetzt braucht nur noch das Wetter passen!

Schönes Wochenende

Alex
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