Am vergangenen Wochenende durfte ich 2 großartige Nächte erleben. Hierbei könnte man die 1. Nacht als intensive Arbeitsnacht (Kampfspechteln) bezeichnen, da ich aufgrund der Gott sei Dank endlich wieder funktionierenden Nachführung voller Energie und Tatendrang war. Die 2. Nacht endete bereits so gegen Mitternacht wegen der ausgeprägten aus NM Richtung heranziehenden hohen Bewölkung. Von Sa/So gab`s viel Nebel, wodurch Abtenau im Tale komplett abgeblockt wurde - diese Ortschaft sieht man, wirkt sich aber nicht störend aus.
Seeing sehr wechselhaft von 2-4 Antoniadi, Temp. 4°C, Fst. ca. 6,8 mag - M33 konnte indirekt gehalten werden. Kein Taubeschlag.
Equipment: 12"/f4 Orion Newton u. 102/500 Refraktor auf Doppelführung, Monti. EQ6. Okulare u. Filter siehe Text.
Daß die Herbstnächte lang sind, wird der geneigte Leser unschwer an der Länge des nun folgenden Berichtes erkennen
Da die Trattberg -Höhenstraße nur von Mai-Okt. geöffnet ist, stellen diese beiden Nächte sozusagen daß Saisonfinale dar. Was wurde nun beobachtet?Epsilon Lyrae Vierfachsystem i. 14mm Pentax XW (86x) als DS zu sehen. Im 9mm Nagler (133x) alle 4 Sonnen mit dunklem Zwischenraum getrennt. Im 7mm Nagler (171x) deutlich aufgelöst. Bei sehr gutem Seeing kann man mit bloßem Auge versuchen, diesen als DS zu trennen = Schärfeprüfer für`s Auge.
Gamma Delphini u. Struve 2725 Im 14mm P. XW ist dieses "Vierfachsystem" bereits aufgelöst. Im 5mm Pentax XW (240x) mit 20` GF sind beide DS mit 15` Abstand zueinander, gut aufgehoben u. deutlich getrennt. Gamma Delphini steht auf 3Uhr u. Struve 2725 auf 10Uhr i. GF. Gamma Delphini besteht aus einem 4,3 mag u. einem 5,1 mag Stern mit 9,2" Abstand. Struve 2725 setzt sich aus einem 7,5 mag u. einem 8 mag Stern i. 5,7" Abstand zusammen. Empfehlenswerte Internetseite zu Thema DS: www.epsilon-lyrae.de
OS Roslund 4 befindet sich an der Grenze zwischen Cyg u. Vul. Im 26mm Nagler aufgrund der in diesem Sternhaufen enthaltenen Emissions- u. Reflexionsnebeln, rasch aufgefunden. Meine Sichtung von 28. 9. 08 war schon okay. Das erlebt man halt immer wieder, wenn man ein nicht einfaches Objekt zum 1. Mal aufsucht und man noch nicht genau weis worauf man schauen muß, bzw. was einem erwartet, kann es beim ersten Besuch durchaus Probleme bereiten. Pease 1 i. M15 habe ich aus diesem Grund auf meiner persönlichen Liste in Klammer gesetzt u. mit einem großen Fragezeichen versehen. Diese Grenzbeobachtung war nach meinem heutigen Wissenstand, möglicherweise tatsächlich fehlerhaft. Für eine Bestätigung war mir daß Seeing an diesem WE nicht gut genug. Nun zurück zu Roslund 4. Der Sternhaufen selber ist unscheinbar u. hebt sich kaum vom übrigen Sternenfeld ab. Sehr interessant hingegen sind die 3 Nebelgebiete mit der Bez. Ced. 175a,b u. c. Die Nebelgebiete tragen auch die Bez. IC 4954/55. Von den 3 Nebelgebieten ist d. nördlichste Ced. 175c mit Abstand d. schwierigste, da er am kleinsten ist u. sich unmittelbar an einem 9,5 mag Stern befindet. Mit 9mm N. u. 7mm N. sowie 6mm Televue Radian (200x) und ohne Filter betrachtet.
OS NGC 752 ("First light") i. And. Bereits mit bloßem Auge als nebliger Fleck zu erkennen. Im 26mm Nagler sieht man einen großen (50`) OS mit lockerer Anordnung seiner Mitgliedsterne, die von unterschiedlichen Helligkeiten geprägt sind. SW steht der helle DS 56 And mit einer 5,7 u. 5,9 mag hellen Komponente in großem (3,4`) Abstand zueinander. Für kleinere Optiken empfehlenswert.
Gx NGC 7814 ("First light") i. Peg. Mit hellem, leicht ovalem Zentralbereich. Mit indirektem Sehen läuft sie leicht diffus aus. Mit 26mm Nagler u. 2x Barlov (92x), 200x u. 240x betrachtet. Größe: 4,7`x2,4`, 10,6 mag u. 13,2 mag FH.
Komet C/2008 W1 Mc Naught ("First light") i. Ophiuchus. Mit seiner Helligkeit von 7,5 mag ist er bereits i. Refraktor leicht zu erspähen. Der Komet ist vom Rand der Koma bis zum Zentrum hin deutlich kondensiert (DC 5). Seine Größe beträgt etwa 8` - in Anlehnung an Winnie`s Angaben. Komet mit 26mm Nagler (46x), 14mm P. XW, 9 u. 7mm N. u. 5mm P. XW unter die Lupe genommen.
OS NGC 6791 ("First light") i. d. Leier. Gilt als ältester Sternhaufen, wobei zu erwähnen ist, daß in der Literatur NGC 188 auch als solcher eingestuft wird NGC 188 i. Cep habe ich heuer ja bereits kennen gelernt. Im 26mm Nagler nur einzelne Sterne aufgelöst mit großem nebligen Hintergrund aus unaufgelösten Sternen. Mit zunehmender Vergrößerung (86x, 171x u. 240x) immer mehr Sterne zu sehen; es verbleibt jedoch die große mattleuchtende Hintergrundfläche. Größe: 16`x 16`, 9,5 mag u. FH 15,26 mag. Für Besitzer von größeren Optiken ist dieser OS sicher noch lohnenswerter.
GX NGC 7479 ("First light") i. Peg, die Propeller-Galaxie. Die Gx besitzt einen hellen, elongierten Zentralbalken. SW Arm der Gx indirekt teilweise zu erkennen; O Arm nur ansatzweise. Bei 200x u. 240x betrachtet. Größe: 4`x 3,1`, 10,9 mag u. FH 13,4 mag.
PN NGC 40 ("First light") i. Cep, der Bow-Tie Nebel. Ist aufgrund seiner isolierten Lage nicht leicht aufzufinden, benötigte gut 15min. dafür. Im 7mm Nagler (!) aufgefunden, wobei der helle ZS (11,6mag) von einem deutlichem, elongierten Nebel umgeben ist. Mit 7mm Nagler u. 2x Barlov (340x) ist die charakteristische Hantel- oder Fliegenform (hier ist nicht das Insekt gemeint, sondern daß, was wir Männer anstatt einer Krawatte um den Hals tragen) zu erkennen. Überraschenderweise ist er ohne Filter am besten. Beim Einsatz d. O-III verliert er deutlich an Helligkeit, UHC schwächte ihn nicht ganz so stark ab. Mit 5mm P. XW u. 2x Barlov (480x) ist er am besten. Hantelform in O-W Richtung deutlich, besonders i. Westen hellere Flecken. In den Außenbereichen heller Nebelring zu sehen. Größe: 1`x 0,7`, 10,7 mag, FH 7,3 mag. Alter 4500 Jahre.
Gx M 33 Bei 92x Spiralarme sehr schön u. deutlich. Ebenso die NO stehende H-II Region NGC 604, in die ich heute mal ordentlich hineinzoomen werde. Mit dem 5mm P. XW u. 2x Barlov gelang es mir 2-3 Superstarcluster oder YMC vor allem indirekt deutlich als stellare Spots zu detektieren.
Komet C 2006/W3 Christensen ("First light") i. Cep. Helligkeit: 10,5 mag, Größe nur etwa 2`. Mit 7mm Nagler u. 5mm P. XW genauer betrachtet.
GN IC 1805 ("First light") der Herznebel i. Cas. Größe: 1,5° x 1°, 6,5 mag u. FH 15,13 mag. Im 26mm Nagler u. O-III Filter ist der berühmte Nebelring in doch größeren Fragmenten zu erfassen. Deutlich d. SW Teil des Ringes. Die hellste Stelle ist die "Spitze des Herzes", NGC 896, welche aus 2 Teilen besteht, die an Größe aber deutlich differieren. Zentral sitzt der gleichnahmige OS der auch die Bez. Mel 15 trägt.
M 42 der große Orionnebel mit 26mm Nagler u. 2x Barlov. Zentrale Huyghensregion mit den herrlichen Trapezsternen leicht grünlich (O-III Strahlung) angehaucht und die Blase rötlich angehaucht. Die Schwingen vom Nebel erfreuen jedesmal auf`s Neue das menschliche Auge. Möchte an dieser Stelle erwähnen, daß ich grundsätzlich die Objekte dann betrachte, wenn sie entweder kulminieren oder möglichst hoch stehen.
Gx NGC 891 Vorzeige Edge-On Kracher. Vor allem bei hoher Vergrößerung mit deutlichem u. strukturierten zentralen galaktischen Staubband. Diese Gx eigenet sich sehr gut um den eigenen Fokus beim indirektem Sehen in Erfahrung zu bringen.
Gx-Haufen Abell 347 ("First light") befindet sich 40` SO von NGC 891. Habe mit dem 5mm P. XW folgende Gx sehen können: NGC 910, 911, 898, 906, 914, 909 und NGC 923. Klar, da geht noch mehr. War aber mit dieser Ausbeute für`s 1. Mal zufrieden. Das Gx sammeln war bei Abell 426 um einiges einfacher.
Zu Beginn der 2. Nacht habe ich mir einige Standardobjekte im Schützen "gegönnt". Vor allem M 17 bei 92x mit UHC hat mir besonders gut gefallen. Der "Schwan" war überaus deutlich u. hell zu bestaunen. M 8 u. M 20 hinterließen i. Refraktor bei 17x u. O-III Filter einen wirklich schönen visuellen Eindruck. An dieser Stelle wurde mir wieder mal bewußt, wie "genial" doch die Kombination von Spiegel und Linse ist!
Gx NGC 100 ("First light") i. Peg. Schon beim aufsuchen (ca. 15min.) anspruchsvoll. Der Superthin-Charakter (Achsenverhältnis von mind. 7:1) ist vor allem indirekt als schwacher, feiner Kreidestrich mit Helligkeitsanstieg zu Zentrum hin, klar zu erkennen. Diese Gx steht senkrecht i. GF des Okulars mit einer tatsächlichen Ausrichtung von NW-SO. Bei 133x u. 200x und schwarzem Tuch über meinem Kopf, habe ich diese tolle Gx sehr genossen! Größe: 5,7`x 0,6`, 13,3 mag u. FH von 14,6 mag.
Umgebungs- bzw. Hintergrundgalaxien von NGC 7331 mit 5mm P. XW war NGC 7340 mit einer FH von 12,9 mag einfach, ebenso NGC 7335 mit gleicher FH und NGC 7337 am schwierigsten, mit einer FH von 14,3 mag. Diese 3 Gx stehen in Dreiecksform i. östlicher Richtung an 7331 angrenzend.
M 31 u. h u. chi i. Perseus waren im Zenit natürlich traumhaft!
Wer es tatsächlich bis hierher geschafft hat, verdient ein großes DANKE SCHÖN für`s lesen. Hoffe, es war nicht allzu langweilig.
LG Richard
) mit vielen Informationen und natürlich einer Objektauswahl, die keine Wünsche offen lässt. Obendrein steht fast alles auch auf meiner Abschussliste (hätte so viel zu beobachten, aber so wenig Zeit 
). 
