Beobachtungsbericht vom 16. November 2012

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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 16. November 2012

Beitrag von Alrukaba »

Für mich stand eigentlich schon bald fest, daß ich an diesem Tag auf die Alm beobachten fahren würde. Am Samstag ging es leider nicht, da Sparvereinsauszahlung, also blieb nur der Freitag übrig.
Natürlich wurde auch Kontakt mit anderen Mitbeobachtern aufgenommen, von denen aber nur wenig Echo retour kam.
Schon Tage vorher sagten sie für den Freitag gutes Wetter voraus, nur der Nebel machte mir etwas Sorgen, denn wenn der in die Höhe steigt, wäre selbst auf dem Hochbärneck die Mühle zu. Aber am Vortag war schon, dank Webcam, nur blauer Himmel zu sehen und auch am Freitag sah es gut aus.
Von all jenen, die für eine Beobachtung zu mobilisieren waren, sagte allein Kurt sicher zu und Michael wollte sich erst telefonisch bei uns erkundigen, wie es den aussah.
Ich hörte an diesem Tag schon bald zu arbeiten auf, packte noch bevor es finster war alles ins Auto und als ich mit meinem Hund eine Runde ging, stand der Mond tief im Südwesten und das Sommerdreieck kam raus aus dem Dunst.
Kurz vor 18 Uhr fuhr los, rauf auf die Alm und eine schwache Stunde später war ich da, es war klarer Himmel und die Milchstraße war gut zu sehen. Der Wind blies böig aus östlicher Richtung und was noch störte, die Sterne funkelten ziemlich.
Ich hatte noch nicht mal aufgebaut, als ich unsre einzigen Gäste, ein Pärchen aus Kirchberg, begrüßen konnte. Ich hatte sie oben beim Almgatter schon überholt, als sie vom oberen Parkplatz zu Fuß zur Station gingen.
Um 19 Uhr zeigte ich ihnen als erstes die Andromedagalaxie mit ihren Begleitern. Danach schwenkte ich auf h/chi im Perseus und auf die Plejaden im Stier, die sie beim runtergehn schon bewundert hatten.
Ich erzählte ihnen von den Töchtern des Atlas und was es mit den ganzen M auf sich hat. Ich führte sie mit dem Laserpointer über den Sternenhimmel und gab die Perseussage zum besten.
Kurt war nicht ganz eine Stunde nach mir da und stellte seinen Apo vor die westliche Hütte. Ich hatte mich, aus Schutz vor dem Wind etwas zwischen den Hütten aufgebaut.
Epsilon Lyra präsentierte ich ihnen als nächstes, trennen ließen sich die beiden Pärchen aber nicht. Wesentlich schöner war M 57, der Ringnebel. Eigentlich wollte ich ihnen dann M13 im Herkules, als Vertreter der Kugelsternhaufen zeigen, nur stand der schon zu weit unten, sodaß er schon hinter dem Dach der westlichen Hütte war.
Also wählte ich M15 im Pegasus. Hatte ich den bei den letzten Beobachtungen quasi auf Anhieb im Okular, so suchte ich diesmal wie ein Verrückter umher, ohne ihn vor die Linse zu bekommen. Keine Ahnung, schieben wir es einfach der schlechten Tagesverfassung oder der Orientierungslosigkeit zu. Ich bat schließlich Kurt, mir den widerspenstigen Haufen vom Himmel zu holen.
Eigentlich wollten die beiden dann schon wieder aufbrechen, da meinte ich; - „aber nicht ohne vorher einen Blick auf Jupiter geworfen zu haben. Schließlich seit´s jo wegen eam kommen!“
Rasch war er eingestellt und bereit, um ihn zu bewundern. Obwohl, von bewundern konnte man gerade nicht reden. Er sah aus, wie wenn man Wasser über ihn geschüttet hätte, wie es Kurt beschrieb. Keine Details, keine Wolkenbänder. Io stand rechts, Europa, Ganymed und Kallisto links von ihm.
Ob das schlechte Seeing jetzt vom Hüttendach her kam, über dem der Gasriese zu dem Zeitpunkt noch stand und die Tagsüber von der Sonne aufgeheizt wurden oder allgemein so war, sollte sich erst später rausstellen.
Tatsächlich wurde das Seeing später etwas besser, mehr als eine 3 bekommt es aber diesmal nicht. Die Grenzgröße lag diesmal bei 5,5 mag direkt und indirekt bei 5,6 mag, manchmal blitze auch ein 5siebener auf. Wie schon erwähnt blies uns ein böiger Ostwind um die Ohren und wir hatten +2°
Als uns die beiden verließen, setzte ich mein voriges Vorhaben in die Tat um. Ich wollte eigentlich nur mein Teleskop aufstellen, mal nach dem rechten sehn und dann Erika einen Besuch abstatten. Aber dann kamen mir die beiden dazwischen und stehenlassen konnte ich unsre an diesem Tag einzigen Gäste auch nicht.
Kurt sagte, er würde nachkommen, sobald er alles aufgebaut hätte. Ich fuhr hinüber und genehmigte mir erst mal Kaffee und Kuchen. Schneewindtorte gab es noch keine. Genauso wenig wie ein Achterl Schilcher, also trank ich noch ein 8terl Zweigelt. Kurt war auch schon da und trank eine Tasse Tee.
Gegen 9 waren wir wieder auf der Station und Jupiter schon etwas höher. Viel besser zeigte er sich aber nicht. Ich hatte es diesmal wieder auf den großen roten Fleck abgesehn, der um halb 12 im Meridian stand.
Ich wollte mir ein paar Objekte in der Andromeda suchen, nur meine Karte zeigte mir nichts, was ich nicht schon kannte. Selbst mit dem Schneeball hatte ich schon mal das Vergnügen. Da fiel mir eine Galaxie im Perseus auf, an der Grenze zur Prinzessin von Äthiopien. NGC 1023 nannte sich die Gute, 9,4 mag hell und schon bald leuchtete die ferne Welteninsel in meinen Tubus. Schön war sie zwischen den Vordergrundsternen zu erkennen.
Etwas oberhalb lag M 34, ein offener, den ich auch noch nicht so oft aufgesucht hatte. Immer wieder warf ich dazwischen einen Blick auf Jupiter. Sein Abbild wurde zwar etwas besser, nur berauschend war es nicht. Mit ein Grund, warum Kurt schon bald wieder abbaute und mich allein ließ.
Ich wollte wenigstens bis 11 Uhr warten, denn ab dem Zeitpunkt sollte der rote Fleck weit genug in Richtung Meridian gerückt sein, um ihn selbst in meinem Teleskop gut zu erkennen.
Zwischendurch zog ich mich immer wieder in die Hütte zurück, um mich aufzuwärmen. Um die Zeit zu verkürzen holte ich mir M1, den Krabbennebel im Stier, den großen Orionnebel, bei dem nicht mal die Trapetzsterne gut zu trennen waren, sowie die beiden offenen Haufen NGC 1647 und NGC 1746, die Jupiter quasi flankierten.
Um 23 Uhr 20 warf ich einen letzten Blick auf Jupiter, der rote Fleck zeigte sich aber nicht. Das Seeing war zwar eine Spur besser geworden, aber dafür doch nicht gut genug. Schade, denn ab halb 1 hätte Io wieder seinen Schatten auf Jupiter geworfen um diesen eine halbe Stunde zu folgen.
Da mir schon kalt war und ich außerdem müde war, packte ich zusammen und fuhr nach Hause.
Wirklich gut war die Ausbeute diesmal wieder nicht, weil, wie so oft heuer, das Seeing nicht mitspielte. Immer wieder zischten einige helle Meteore über den Himmel, sie alle aber den Leoniden zuzuordnen wage ich mich aber nicht.

Kurt hatte, wenn auch nur kurz, seinen Apo 152/ 1200 aufgestellt

und ich beobachtete wieder mit meinen Fh 102 mit 1000mm Brennweite.
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Re: Beobachtungsbericht vom 16. November 2012

Beitrag von Mojo »

Hallo Alex!

Wieder mal ein sehr feiner Bericht von dir!

Tut mir leid für dich, das das Seeing wieder nicht so berauschend war, es ist für mich auch jedesmal sehr Enttäuschend wenn man keine Details auf unseren Gasriesen sieht!

NGC 1023 kannte ich bis dato nicht, werd ich gleich auf meine Liste setzen.
Kannst du mir bitte noch sagen wer die Prinzessin von Äthiopien ist? (Vielleicht Kassiopeia? )

Danke fürs Teilhaben lassen, und hoffentlich bis bald

Cs und lg Martin
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Josef
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Re: Beobachtungsbericht vom 16. November 2012

Beitrag von Josef »

Sehr gut Alex!

Da bekomme ich wenigstens ein Hauch davon ab was ohne Nebel ginge auch wenn das Seeing
diesmal ein wenig zu wünschen übrig ließ.

Bei Deep-sky ist das wohl weniger störend.

Habe heute mein 14" ACF abgeholt! :wink:
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Re: Beobachtungsbericht vom 16. November 2012

Beitrag von darthvader »

Servus Alex,

feiner Bericht! Habt ihr öfters unangemeldete Besucher, die nur "mal so vorbei schauen"?
Eines ist aber sicher, um die Verpflegungsmöglichkeiten bei einer kalten Beobachtungsnacht beneide ich euch :!:

LG Andreas
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Alrukaba
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Re: Beobachtungsbericht vom 16. November 2012

Beitrag von Alrukaba »

Hallo ihr drei!

Danke erst mal für die Blumen!

@Martin, auf NGC 1023 bin ich eher zufällig gestoßen und die liegt an der Grenze Perseus - Andromeda, der Tochter von Cassopeia und Cepheus, dem Königspaar von Äthiopien. :wink:

@Sepp, schade, das du dich nicht so gut gefühlt hast. Es hätte sich trotz schlechten Seeing ausgezahlt, den die Durchsicht war supa. Ich hoffe, das wir dann bald mal mit deinem neuen Gerät schaun können!

@Andreas, ja, wir haben öfter unangemeldeten Besuch, aber selten an Abenden, die nicht im Net stehen. Wäre am Samstag die Sparvereinsauszahlung nicht gewesen, wäre ich am Samstag rauf gefahren und Kurt sicher auch und die zwei wären umsonst raufgefahren. Und ja, das wir das Almhaus in der Nähe haben ist schon etwas feines. Gerade in den langen Nächten kann man sich da mal stärken und aufwärmen.

So, nun hoffen wir auf einen schönen Spätherbst, damit wir uns bis zum Weltuntergang noch ein paar Nächte reinziehen können :wink:

Alex
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