Beobachtungsbericht vom 8. Mai 2013

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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 8. Mai 2013

Beitrag von Alrukaba »

Könnte blauer Himmel was schlimmes sein? Ich setzte mich am Nachmittag auf die Terrasse, mit einem Buch und einem Glas Wein. Da ich etwas müde war, legte ich mich nach ein paar Seiten etwas zurück und zwinkerte etwas länger. Erst als mein blinzeln wieder endete, merkte ich, daß der Himmel blau war und nach längerem überlegen, fiel mir auch ein, daß es um den Neumond sein muß. Erst dachte ich, okay, mußt halt allein auf die Alm fahren. Erst mein dritter Gedanke verriet mir, daß ja am nächsten Tag ein Feiertag ist. Warum meine Gedankenlosigkeit. Nun, ich selbst war im Urlaub und mein Plan total durcheinander.
Ich befragte erst mal ein paar Seiten im Net und schickte anschließend ein SMS aus und es kamen tatsächlich Antworten, wenn auch nur zwei positive. Bis zum Aufbruch, gegen halb 8, hatte ich noch fast drei Stunden, also keiiin Streß.
Kurz nach halb acht fuhr ich los und zirka eine dreiviertel Stunde später war ich auf der Alm. Der Himmel zeigte sich freundlich. Es zogen zwar ein paar Wolken herum, aber die, so hoffte ich, würden sich noch verziehen.
Ich stellte mein Teleskop auf und da es noch etwas dauerte, bis es richtig dunkel sein sollte, fuhr ich rüber zu Erika auf Kaffee und Torte.
Als ich wieder zurück war, hatten sie sich tatsächlich verzogen, aber die Sterne, nicht die Wolken. Die waren plötzlich überall und ich war immer noch allein. Kurt war aber dann bald da.
Bis die Wolken endlich etwas Brauchbares freigab, war es fast ¾ 10. Jupiter war der erste Kandidat. Leider stand er tief im Westen und damit nicht nur im Mist sondern auch zwischen Wolken. Unter den Umständen konnte ich auch nur einen kurzen Blick auf den Gasriesen werfen. Leider waberte er ziemlich herum und deshalb konnte ich auch nur drei Monde erkennen. Erst dachte ich, es wären vielleicht nur drei sichtbar, also einer der vier vor oder hinter ihm, aber Stellarium zeigte mir etwas anderes. Europa hatte gerade einen Durchgang hinter sich und stand ziemlich knapp an Jupiter und durch die Waberei und Wolken konnte ich ihn nicht erkennen.
Bei Saturn dauerte es noch eine Weile, bis er von den Wolken vorkam. Wenn auch höher, war er nicht gerade viel besser zu sehn. Die Cassiniteilung war gerade mal zu erkennen, Titan stand rechts und Rhea blinkte zeitweise links des Ringplaneten auf.
Erst eine ganze Weile später war es klar genug, um sich mal was zu suchen. Hans war in der Zwischenzeit auch da. Ob er mit der Kamera etwas ins Visier nehmen würde, darüber war er aber noch nicht schlüßig.
Ich holte mir erst mal das Leo Trio ins Okular. Wenigstens die drei kamen gut rüber. Das Seeing war, wie schon angesprochen, unter jeder Kritik, es bekommt eine -3. Die Durchsicht war okay. Ich konnte im kleinen Bären einen Stern mit 5,7 mag. direkt ausmachen. Die Wolken verzogen sich zwar immer mehr, aber bis es ganz klar war, dauerte es und das trotz böigen, lebhaften Westwind und es hatte +14°.
Womit ist ein Trio zu toppen? Na mit einem Quartett und das war ja nicht sooo weit entfernt, zumindest am Himmel. Ich brauchte nur vom Trio ein wenig nach Westen schwenken und es kam ebenso gut rüber.
Eigentlich wollte ich mir als nächstes M51 in den Jagdhunden suchen, nur stand die gerade genau im Zenit und egal wie ich mich drehte, ich kam nicht hin.
Kurt meinte, M81 und M82 im Großen Bären wären gut und schon hatte ich sie im Visier. Kurt wollte eigentlich seit langem wieder mal seinen Dobson aufbauen, nur waren ihm die Bedingungen zu schlecht und so verließ er uns nach diesem Pärchen wieder. Die beiden waren übrigens, wenn auch nur zu zweit, ein wahrer Augenschmaus.
Zwischendurch suchte ich mir den Comahaufen im Haar der Berenice, der wenigstens im Feldstecher eine gute Figur machte. Kurt verließ uns zu dieser Zeit und fuhr nach Hause.
Ein schwacher Nebelfleck in Südwesten machte mich schließlich neugierig, der sich aber als alte Bekannte entpuppte. Die Krippe war´s und nicht ein Nebel, nur fehlte mir etwas die Orientierung.
M57, der Ringnebel und Epsilon Lyra in der Leier bildeten schon fast den Abschluß der Beobachtung.
Der Ringnebel kam selbst bei höherer Vergrößerung noch schön rüber, was man bei Epsilon Lyra nicht gerade behaupten konnte. Nur als zwei längliche Sternpatzen waren die beiden Pärchen auszunehmen. Tja, das Funkeln der Sterne, daß jemand anderen vielleicht zur Poesie inspiriert ist für einen Beobachter des Gestirnten Himmels der größte Albtraum.
Als letztes Objekt im schillernden Reigen suchte ich mir M13, den hellsten Kugelhaufen der nördlichen Hemisphäre im Herkules. Ein wahrer Augenschmaus war aber auch er nicht.
Schon gegen Mitternacht baute ich ab und packte zusammen. Doch bevor ich fuhr, plauderte ich noch eine Weile mit Hans, der mit seiner Röhre auf die Sonnenblumengalaxie hielt, dafür noch ein paar Stunden Licht sammeln wollte und sich währenddessen schlafen legte.
Voller Hoffnung, beim nächsten Mal bessere Bedingungen zu haben fuhr ich schließlich nach Hause.

Beobachtet hab ich mit meinem Fh 102 mit 1000mm Brennweite.
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Re: Beobachtungsbericht vom 8. Mai 2013

Beitrag von darthvader »

Servus Alex,

schöner, hautnaher und etwas wehmütiger Bericht. Tut mir leid, dass es mit Deiner Beobachtungsnacht nicht so ganz funktioniert hat. Wir müssen leider mit der Tatsache leben, dass wir ein Freilufthobby haben. Es kann nur besser werden :!:

LG aus dem verregneten Tirol

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Re: Beobachtungsbericht vom 8. Mai 2013

Beitrag von Alrukaba »

Servus Andreas!

Danke für die aufmunternden Worte, aber wenn ich beim Fenster rausschau und mir die Prognosen für die nächsten 14 Tage im Net ansehe, hab ich wenig Hoffnung bald wieder Sterne zu sehen

Alex
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Re: Beobachtungsbericht vom 8. Mai 2013

Beitrag von Welser2011 »

Hallo Alrukaba,

schöner Bericht ! Auch von meiner Seite tut es mir für dich Leid, dass es nicht so geklappt hat mit dem Spechtln. Naja das wird schon wieder ... hoffentlich :shock:



CS


Nedim
Man kann es so oder so machen. Ich bin für so.

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EQ8 R Pro
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Alrukaba
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Re: Beobachtungsbericht vom 8. Mai 2013

Beitrag von Alrukaba »

Hallo Nedim!

Danke, daß dir der Bericht gefällt und eigentlich kann es nur besser werden

Alex
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