Beobachtungsbericht vom 12. Juli 2013

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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 12. Juli 2013

Beitrag von Alrukaba »

Wahnsinn, dies war die erste öffentliche Beobachtung in diesem Jahr und erst das zweite Mal, daß ich heuer auf der Alm war. Nie hat das Wetter mitgespielt. War es im März zu viel Schnee, dann warn es ein anderes Mal zu viele Wolken oder es hat gleich geregnet.
Diesmal hat es aber mit dem Wetter geklappt, denn der Wetterbericht zeigte schon einige Tage zuvor gute Bedingungen. Es sollten zwar immer mal Wolken durchziehen, aber die sollten nicht stören.
Auf meinen Aufruf folgte diesmal ziemlich viel Echo und am Freitag wußte ich, daß wir mindestens 5 Personen von unserer Seite sein werden.
Um halb 9 war ich auf der Alm und zu meinem Erstaunen war ich nicht der erste. Roman und Werner waren schon da. Roman bastelte an seiner Säule und Werner hatte bereits das Vereins Mead aufgestellt und machte sich Gedanken, wie er den Beamer am besten über der Tür anbringen könnte.
Ich wollte mir den Mond ansehen, nur leider war der Sucher verstellt. Also richtete ich ihn ein und betrachtete kurz unseren Trabanten. Anschließend stellte ich mein Teleskop auf und beschloß, noch bei Erika vorbeizuschaun.
Schon bald waren auch zwei unserer diesmal leider raren Gäste und Kurt da. Kurt baute wieder mal seinen Dobson auf, Konrad, seine Tochter Melanie und Werner folgten mir. Nach einer kurzen Stärkung, waren wir bald wieder auf der Warte zurück und es war dunkel genug, um Saturn ins Visier zu nehmen.
Sepp und Hans waren auch schon da. Beide hatten diesmal vor den Lagunen- und Trifidnebel im Schützen aufzunehmen. Dafür hatte Sepp mein Teleskop kurzerhand auf die andere Seite des Platzes verpflanzt. Auch da, waren zwei Burschen aus St. Anton, die sehr interessiert waren und am nächsten Tag einen Tandemsprung in Gmunden vor sich hatten.
Bei mir zeigte sich der Herr der Ringe schon vom feinsten. Man konnte Wolkenbänder erkennen, die Cassiniteilung war schön zu sehen und Titan stand zu seiner Rechten. Außerdem blitzte Rhea zwischen den beiden immer wieder mal auf.
Durch Kurtls Dobson war das ganze natürlich noch etwas beeindruckender zu beobachten und außerdem konnte man Thetys und Dione noch zwischen Saturn und Rhea gut erkennen.
Der wirklich hervorragende Saturn, war dem diesmal guten Seeing zu verdanken. Es bekommt diesmal eine gute 2. Auf die Grenzgröße hatte ich leider nicht so geachtet. Solange Besucher da waren hatte ich keine Zeit und als uns die verlassen hatten, zogen immer wieder Wolken herum und gerade im Norden war der Himmel immer wieder sehr milchig. Aber ich schätze sie lag zwischen 5 und 5,5 mag. Anfangs war es wirklich schön klar, doch dann begannen Wolken erst durch- und schließlich aufzuziehen, was uns schließlich verjagte. Es kühlte bis auf 12° ab, brrr und das im Juli, dafür wehte kein Wind.
Als nächstes ließ ich etwas tiefer blicken und zeigte ihnen den Ringnebel in der Leier. Schön zeigte sich der Sternenrest einer längst vergangenen Sternenexplosion. Kurt konnte durch seinen Dobson später sogar den Zentralstern erkennen, ein Objekt, welches aber nur Kurt vorenthalten blieb, weil er einfach die Fähigkeit besitzt, Sachen zu erkennen, die anderen verborgen bleiben.
Einige Millionen Lichtjahre weiter entführte er uns zu NGC 6140 im Drachen, jener Galaxie, die Sepp einige Tage zuvor fotografiert hatte. Sehr viel zeigte sich nicht von ihr. Man mußte schon genau hinschaun, um etwas zu erkennen.
Beeindruckender war natürlich M13 im Herkules. Bis ins Zentrum zeigte sich der Kugelhaufen schön aufgelöst. Nicht ganz so pompös, aber doch ansehnlich, zeigte er sich bei mir.
Um diese Zeit kam auch schließlich Gerald zu uns. Er hatte diesmal kein Teleskop mit, sondern spechtelte erst bei Kurt und mir mit und holte sich später Konrad und seine Tochter auf den Parkplatz und erzählte ihnen einige Schauergeschichten.
61 Cygni war der nächste Kanditat, jener Doppelstern im Schwan, an dem erstmals eine Parallaxe gemessen wurde.
Natürlich durfte auch Epsilon Lyra bei der Führung nicht fehlen. Schön waren die beiden Pärchen zu trennen.
Mit M27, dem Hantelnebel im Füchschen, holte ich einen weiteren Sternenrest ins Okular. Auch er war ein wahrer Augenschmaus.
Weiter südlich suchte ich und den Wildentenhaufen, der am Rande der Schildwolke nach Süden zieht. Er zeigte sich in seiner vollen Pracht, nur Anates fera konnte ich keine erkennen.
Anhand von Lagunen- und Trifidnebel, noch etwas weiter südlich im Schützen, erklärte ich unseren Gästen den Unterschied von Emmisions-, Reflexions- und Dunkelnebel.
Kurte hatte zu der Zeit die Whirlpoolgalaxie in den Jagdhunden und etwas später den Omeganebel im Schützen in seinem Dobson. Die Galaxie war schon vom feinsten und der Schwan war auch nicht von schlechten Eltern.
Langsam lichtete es sich auf der Sternwarte. Werner fuhr nach Hause, Sepp, wo irgendetwas mit dem Guiding nicht klappte und Roman packten zusammen und unsere Gäste verließen uns auch.
Leider galt das nicht für den Himmel. Da zogen immer mehr Wolken durch.
Im Süden war es noch klar und mir fielen die „Mini Hyaden“ im Schlangenträger ein, in denen der Doppelstern 70 Ophiuchi eingebettet ist und in dessen Nähe sich auch Barnards Pfeilstern befindet.
Die „Mini Hyaden“ werden auch als „Stier von Poniatowski“ bezeichnet und soll an den Polenkönig Stanislaus II. August Poniatowski (1732-1798) erinnern. Fünf Sterne bilden hier eine V-förmige Anordnung, die an die Hörner eines Stieres erinnert. Die lateinische Bezeichnung dafür lautet Taurus Poniatowski. Die Gruppe befindet sich etwas östlich des Stern Beta und Delta Ophiuchi und ist unter den Kathalognummern Collinder 359 und Melotte 186 bekannt.
Ein Monatsthema im Jahrbuch hatte mich auch die Gruppe aufmerksam gemacht. Darin ist zu lesen, daß die beiden Komponenten von 70 Ophiuchi zur Zeit ihre größte Entfernung zueinander haben und so auch in kleinen Teleskopen zu trennen sind. Die beiden sind gut 16 Lichtjahre von uns entfernt und im Mittel zirka 3,4 Milliarden Kilometer entfernt, also von der Sonne irgendwo zwischen Uranus und Neptun.
Im Teleskop zeigte sich das Pärchen gelb und orange leuchtend. Komponente A ist 4,2 mag. und B 6 mag. hell. Es lohnte sich wirklich, die beiden wieder mal zu besuchen.
Ophiuchi 67, ein weiteres Mitglied der Sternengruppe war mein nächstes Ziel. Hier währen gleich fünf Komponente zu beobachten, erkennen konnte ich aber nur Komponente A und C. Komponente A zeigt sich bläulich und ist knapp 4 mag. hell, C erscheint rötlich. Komponente B wäre mit 5 Sekunden Abstand zwar auch zu trennen, das Pärchen von Epsilon Lyra 1 ist 2,6 Sekunden voneinander entfernt, ist aber mit 13,7 mag. zu schwach und wird von Komponente A überstrahlt. Die anderen beiden Sterne, D und E sind mit 12,5 mag und 10,9 mag ebenso zu schwach. Aber ich glaub, den muß ich noch mal genauer unter die Lupe nehmen, wäre doch gelacht, wenn ich zumindest Komponente E nicht auch aufspüren kann.
Nun machte ich mich auf die Suche nach dem letzten Objekt, welches ich mir hier in diesen Gebiet suchen wollte, Barnards Pfeilstern. Ich ging dafür vom Stern 66 Ophiuchi aus und nach einem ausführlichen Studium einer Karte, hatte ich ihn schon bald identifiziert. Leider machte ich keine Skizze, denn dann hätte ich feststellen können, wie weit er sich seit meiner ersten Beobachtung vor acht Jahren bewegt hat, aber das werd ich beim nächsten Mal nachholen.
Wenn man bedenkt, daß dies mit 6 Lichtjahren der viertnächste Stern zur Sonne ist, nur die drei Sterne des Alpha Centauri System ist näher, so ist dieser Stern mit 9,5 mag. doch ziemlich lichtschwach und damit nur mit einem Teleskop zu beobachten. Nach einem astronomischen Wimpernschlag von 11600 Jahren wird er gar nur 3,8 Lichtjahre entfernt sein und so der nächste Stern zur Sonne sein.
Da nun schon alle in Aufbruchsstimmung waren, dachte auch ich daran, zusammenzupacken. Nur wollte Hans schnell noch den Kugelhaufen M15 im Pegasus und die Galaxie M31 in der Andromeda sehn und so holte ich ihm die beiden Objekte vom Himmel. Damit lassen die Herbstbilder schon mal grüßen.
Kurz nach halb 2 Uhr beendeten wir schließlich den Abend, da die Bewölkung eine weitere Beobachtung ohnehin unmöglich machte. Ich baute also auch ab und fuhr nach Hause.
Auch wenn wir an diesen Abend fast nur Standartkerzen beobachteten, so endete er doch mit Objekten, die ich bei nächster Gelegenheit nochmals genauer in Augenschein nehmen werde und stieß dabei wieder mal in Bereiche vor, die ich noch nie zuvor gesehen habe.

Beobachtet wurde mit dem Vereinsteleskop, einem Mead Schmidt-Cassegrain mit 250mm Öffnung und 2500mm Brennweite,
mit Kurts Dobson mit 450mm Öffnung und 2000mm Brennweite
und meinem Fh 102 mit 100mm Brennweite.
Hans fotografierte mit seinem 12,5 Zoll Newton und 1420mm Brennweite
und Sepp mit einem 8 Zoll ASA-Astrographen mit 700mm Brennweite.
Roman bastelte eigentlich nur an seiner Säule herum, die er für sein Triplet Apo mit 115mm Öffnung und 800mm Brennweite gebaut hat.
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Josef
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Re: Beobachtungsbericht vom 12. Juli 2013

Beitrag von Josef »

Toller Bericht Alex, verkürzt mir die Zeit beim Fotografieren!

Gerald hatte seinen 120mm APO mit, hat in erst später aufgebaut.
Damit haben wir uns mehrere Objekte im Schützen reingezogen.
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Alrukaba
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Re: Beobachtungsbericht vom 12. Juli 2013

Beitrag von Alrukaba »

Servus Sepp!

Schön, daß dir mein Bericht die Zeit vertreibt! Danke, das mit Gerald hab ich doch glatt vergessen! Ich sollte die Berichte kürzer nach der Beobachtung schreiben, wenn die Erinnerung noch frisch ist!

Da hier nachbessern nicht geht schreib ich es so dazu: Gerald baute also, etwas später, seinen Equinox Apo mit 120mm Öffnung und 900mm Brennweite links von mir auf und durchforstete damit den Schützen!! Der Gesamte, berichtigte Bericht, ist hier zu finden!! http://www.astrostation.at/content_21-de.html

Ich glaub, ich brauch ein Album mit nen silbernen Knopf!! :roll:

Alex
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Re: Beobachtungsbericht vom 12. Juli 2013

Beitrag von darthvader »

Servus Alex,

schöner Bericht :D Mit dem Wetter waren wir heuer nicht gesegnet :cry: Ich habe die nächsten zwei Wochen frei und hoffe auf das Beste :!:
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Alrukaba
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Re: Beobachtungsbericht vom 12. Juli 2013

Beitrag von Alrukaba »

Servus Andreas!

Danke fürs lesen!! Sehr gesegnet waren wir mit dem Wetter heuer wirklich noch nicht. Ich hab ab 5. August zwei Wochen Urlaub und hoffe auf gutes Wetter. Am 9. haben wir unseren öffentlichen Abend und am 15. unsren Tag der offenen Tür im Zuge des Almkirtag.

Hoffen wir mal das beste

Alex
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