Beobachtungsbericht vom 10. August 2013

Astronomie, Naturbeobachtung, Mikroskopie...
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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 10. August 2013

Beitrag von Alrukaba »

„Die letzte Nocht, sie woa sea schen,
i hob unzöhlige Sterab g´sehn.
Da Hümmi kloa
i hob nua so gschaut.
du riachst de Beagluft und nix is laut.
Nua des Glockngebimml von de Kia
hundate Grün ziapm eswia
und des is ollas wos i hea.“

Stille kann schon erdrückend sein, aber hört man sowas wie das Glockenläuten von Kühen, das zirpen von grillen oder das rauschen des Windes in den umliegenden Bäumen, kann man fast Kraft daraus tanken. Steht man dann noch unter einem Himmel, der über und über mit Sternen ist, dann hat das schon etwas an sich, daß einem überwältigen kann. Lauschen auch noch ein paar Leute um dich gespannt deinen Worten, dann fühlt man sich wie ein Lehrer, der nicht in einer Klasse, sondern da unterrichten darf, wo dich das zu lehrende umgibt, unter einem atemberaubenden Sternenhimmel.

Es war wieder mal öffentlicher Abend. Da das Wetter am Freitag wieder mal schlecht war und wir ohnehin erst einen solchen Abend in diesem Jahr hatten, verlegten wir ihn kurzerhand auf den Samstag. Natürlich wurde dies auch auf unserer Hp bekanntgegeben und E-Mails ausgeschickt, nur hatte leider niemand Zeit und so stand ich allein auf weitem Flur.
Ich war gegen halb 9 auf der Alm und meine Gäste, acht an der Zahl, wie ausgemacht, kurz nach mir. Zu ihnen zählte Herbert mit einem Bekannten und dessen Söhnen, zwei Burschen aus Steinakirchen und Christian, ein Kollege von Roman. Ich stellte mein Teleskop auf und wollte eigentlich gleich den Mond anvisieren, nur hatte sich mein Teleskop wieder mal „überdreht“. Dies war aber rasch behoben.
Herbert hatte schließlich die Venus, knapp über den Bäumen im Westen entdeckt, rechts des Mondes. Sie zeigte sich zu zwei Drittel beleuchtet, ansonsten konnte man aber nichts erkennen. Der vier Tage alte Mond stand weiter in Südwesten, kratzte aber auch schon an den Wipfeln.
Für die drei Kids wäre eine Leiter nicht schlecht gewesen, nur waren die in der Hütte von Hans und so mußten wir die Bank nehmen, damit sie auch in den Genuß kamen, sich tief stehende Objekte anzusehen.
Leider bekam die beiden nicht mehr jeder zu Gesicht, weil sie schneller unten waren als man schaun konnte. Da sich um die Zeit noch nichts anbot, um etwas zu beobachten, schlug ich vor, erst mal zu Erika zu fahren, um sich zu erfrischen.
Gegen halb zehn waren wir wieder da und der Himmel voller Sterne und Saturn ebenso schon tief in Südwesten. Ich nahm ihn also als erstes ins Visier. Leider war nur Titan über ihm zu erkennen aber sonst zeigte er sich von seiner besten Seite samt Wolkenstrukturen und Cassiniteilung.
In die Tiefen des Alls ging es dann erstmals mit M13, dem Kugelhaufen im Herkules. Trotz meines bescheidenen Geräts zeigte er sich ganz toll. Bei stärkerer Vergrößerung waren schon unzählige Sterne in ihm zu sehen.
Das Pärchen von 61 Cygni zeigte sich wie zwei Nadelstiche und auch der Ringnebel in der Leier war bei stärkerer Vergrößerung noch schön anzusehen.
Als nächstes präsentierte ich ihnen einen weiteren planetarischen und zwar M27 im benachbarten Füchschen. Tatsächlich konnten da einige meiner Gäste eine Hantel erkennen.
Ein weiterer Doppelstern war Albireo im Schwan. Das Farbenspiel der beiden Komponenten traf genau den Geschmack meiner Mitbeobachter.
Tief im Süden nahm ich M8 im Schützen auf´s Korn. Auch er und der in ihm eingebettete Sternhaufen waren ein wahrer Augenschmaus. Ein Stück weiter nördlich zeigte ich dann M20 und an Hand der beiden erklärte ich den Unterschied zwischen einem Reflexions- und einem Emissionsnebel. Einen Dunkelnebel gab es dann noch so zum drüberstreun.
M17, der Omeganebel im Dreisternbildeck Schütze, Schild und dem Schwanz der Schlange kam als nächstes an die Reihe, ehe ich über die Grenze zum Adlernebel in der Schlange hüpfte.
Die Andromeda war dann schließlich auch schon hoch genug, um sie noch etwas weiter ins All zu entführen und unsere Nachbargalaxie mit ihren Begleitern war dafür genau die richtige.
Weiter ging es mit dem Polarstern. Hier zeigte ich ihnen mal die Zwiebel-, ehh Beugungsringe. Die waren, dank des guten Seeing echt vom feinsten und zeigten nur ein paar Ausfransungen.
Ja, das Seeing war diesmal echt vom feinsten, wie man es selten hat. Es war zwar etwas besser als eine Woche vorher, aber vom perfekt dennoch noch ein Stück entfernt, also wieder eine 1 minus. Die Grenzgröße lag bei 5,6 mag., es war, bis auf ein paar leichte Böen, windstill und es kühlte diesmal bis auf 13° ab. So nebenbei huschten auch immer wieder Sternschnuppen über den Himmel.
Geistern ließ ich es wieder mal mit NGC 404 in der Andromeda, eben auch bekannt als Mirachs Geist. Zurück zu den Doppelsternen ging es mit Eta Cassiopeia, jener gelbe Stern, der von einem tiefroten umrundet wird. Sehr schön zu trennen waren auch Jota Cassiopeia, das Vierersystem Epsilon Lyra und Enif im Pegasus.
In geballter Form, wenn auch nicht so detailreich wie M13, präsentierte sich M15 etwas oberhalb von Enif. Offener zeigte sich noch tief im Nordosten h/chi im Perseus.
Irgendwann in der Zeit verabschiedeten sich erst Herbert mit seiner Begleitung und die zwei aus Steinakirchen.
Christian zeigte ich noch einen anderen Nachbarn im All. M33, den Dreiecksnebel. Die Galaxie war zwar schwer für ihn zu erkennen, aber er konnte sie sehen. Leichter zu sehen war NGC 752, ein weiterer offener in der Andromeda.
Vorenthalten hab ich den andren Gästen Barnards Pfeilstern. Ihn wieder zu finden hätte einige Minuten gedauert und die drei Jungs saßen ohnehin nur noch gelangweilt auf der Bank. Jetzt hatte ich allerdings Zeit und so zeigte ich Christian den Raser unter den Sternen im Schlangenträger.
Zwei Feldstecherobjekte waren die Schildwolke samt M11, dem Wildentenhaufen im gleichnamigen Sternbild und Cr 399, der Kleiderbügel im Füchschen. Den Haufen zeigte ich natürlich auch im Teleskop und bei dementsprechender Vergrößerung konnte man tatsächlich die Flugformation der Vögel erkennen.
Zu guter Letzt holte ich noch M71, einen Kugelsternhaufen im Pfeil vom Himmel. Dieser zeigte sich aber noch etwas schwächer als der vorher im geflügelten Pferd.
Gegen 1 Uhr verabschiedete sich auch Christian und ich war wieder mal alleine. Eigentlich wollte ich noch eine Weile beobachten, aber um mir noch etwas Neues zu suchen, war ich zu müde. Ich machte also nur noch meine Notizen, packte zusammen und fuhr nach Hause.

Beobachtet habe ich mit meinem Fh 102 mit 1000mm Brennweite und meinem 10x50 Feldstecher.
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Josef
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Re: Beobachtungsbericht vom 10. August 2013

Beitrag von Josef »

Servas Alex!

Jetzt sollte ich eigentlichen einen "TOAST" auf Dich anbringen lasse es aber lieber, trotzdem Danke das Du unsere Fahnen hochgehalten hast.
Kuhglocken und Grillen, da bist aber auf der Butterseite!
Bei mir im angrenzenden Wald war letztes mal sozusagen die Sau raus. Ein Gegrunze und Gewühle, habe mich nicht mehr aus der Sternwarte
rausgetraut, eine Ewigkeit gewartet bis ich nichts mehr gehört hab und zurück ins Haus. :roll:
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Re: Beobachtungsbericht vom 10. August 2013

Beitrag von Alrukaba »

Im Wald sehr kalt allein ein Schwein,
es schorft mit seinem Müffel, Trüffel.
Grunzend schorfend durch das Land.
Müffel keine Trüffel fand.
Traurig, sehr traurig! :mrgreen:

EAV läßt grüßen!!

Ja, der Abend war toll und wenn du willst, kannst du das nächste mal ja einen ausgeben! :wink:

Alex
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Re: Beobachtungsbericht vom 10. August 2013

Beitrag von rorma »

Hallo Alex,

einer deiner schönsten Berichte - war wie immer sehr schön zu lesen.

CS Robert
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Re: Beobachtungsbericht vom 10. August 2013

Beitrag von Alrukaba »

Danke Robert, dabei hab ich mich diesmal gar nicht so bemüht, weil ich immer noch im Verzug bin. Der Bericht vom Almkirtag, am 15. August, fehlt immer noch, wird aber hoffentlich dieses Wochenende fertig

Alex
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Re: Beobachtungsbericht vom 10. August 2013

Beitrag von rorma »

es wird Zeit für dein Buch Alex :wink:

LG Robert
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Re: Beobachtungsbericht vom 10. August 2013

Beitrag von Alrukaba »

Kennst einen Verlag, der das verlegen würde??

Alex
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Re: Beobachtungsbericht vom 10. August 2013

Beitrag von rorma »

Hi Alex,

ein Freund von mir hat gerade einen Roman geschrieben und nach 2-3 Versuchen tatsächlich einen Verleger gefunden - muss Fragen (hatte deine Frage erst heute gelesen).
Mein Freund hat nie an an eine Chance geglaubt - jetzt wird sein Roman herausgebracht :lol: - hartnäckig wie der ist.
Muss ihn nächste Woche, wenn er aus dem Urlaub mit seiner Frau, wieder in heimischen Gefielden ist fragen welcher Verlag.


Cs Robert
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Re: Beobachtungsbericht vom 10. August 2013

Beitrag von Alrukaba »

Wäre Supa und danke im Voraus

Alex
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Re: Beobachtungsbericht vom 10. August 2013

Beitrag von darthvader »

Servus Alex,
es ist immer schön nach dem Urlaub einen guten Beobachtungsbericht zu lesen :)

LG Andreas
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Re: Beobachtungsbericht vom 10. August 2013

Beitrag von Alrukaba »

Danke Andreas, aber eine Frage; was ist Urlaub?? :mrgreen:

Alex
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Re: Beobachtungsbericht vom 10. August 2013

Beitrag von darthvader »

Urlaub ist die Zeit, welche allein gut leistbar ist, mit Frau aber unbezahlbar wird :wink: :!:

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Re: Beobachtungsbericht vom 10. August 2013

Beitrag von Alrukaba »

Aha!!
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