Beobachtungsbericht vom 6. Jänner 2014

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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 6. Jänner 2014

Beitrag von Alrukaba »

Mein Fenster zum Hof

Ist wohl schon eine Weile her, daß ich ein Beobachtungsjahr alleine startete und noch dazu auf der Alm. Zu verdanken hatte ich das meinem Disponenten, der meinte, ich müße unbedingt diese Woche meine restlichen ZA - Stunden abbauen, weiters dem “guten Wetter“, dem Föhn und dem Mond, der sich noch vor Mitternacht vertschüßen sollte.
Gleich mal vorweg, das Seeing war nicht gerade berauschend, aber der Reihe nach.
Eigentlich hatten wir schon für den Samstag davor eine Beobachtung ins Auge gefasst. Wir hatten da unsre Jahreshauptversammlung kurzfristig auf´s Hochbärneck verlegt, weil wir mit Erika wegen der Landeausstellung 2015 etwas zu besprechen hatten. Leider waren die Bedingungen an diesem Tag nicht optimal und so wurde eine Beobachtung zu Beginn der Woche angesetzt, auch wenn ich bei dieser alleine sein würde.
Der Wetterbericht hatte zwar für Montag und Dienstag gute Prognosen parat, aber in den letzten Tagen hüpfte der etwas zu sehr zwischen guten und schlechten Bedingungen hin und her und so entschied ich mich für den Montag, auch wenn am Dienstag auch Gerald Zeit gehabt hätte. Aber erstens traute ich dem Wetterbericht nicht ganz und zweitens verdünnisierte sich der Mond am Dienstag noch dazu eine Stunde später und damit erst nach Mitternacht. Dazu kam noch, daß auf Jupiter der rote Fleck gegen halb 7 im Meridian stand.
Um es kurz zu machen, ich entschied mich für den Montag, auch wenn das bedeuten würde, allein auf der Station zu sein. Die Auffahrt war etwas rutschig. Gerade unten, entlang des Baches und durch den Wald hinauf, gab es immer wieder ein paar eisige Stellen. Aber wie man liest, hab ich es überstanden und kurz vor halb sieben war ich auf der Alm. Noch spannender war dann die Abfahrt!
Rasch war alles aufgebaut und schnell rief ich noch im Almhaus an, denn ich wollte mir noch einen kleinen Imbiss genehmigen. Erika teilte mir mit, daß sie nicht mehr oben wäre, aber Monika wäre sicher noch länger da. Ich rechnete damit, daß sie sich, mit ein paar Gästen, zumindest noch den zweiten Durchgang des Herrnslaloms anschauen und damit sicher bis halb acht da sein würde.
Ich wollte mir erst noch schnell mal Jupiter mit dem roten Fleck zu Gemüte führen, aber was ich sah, war alles anderes als erbauend. Der Gasriese waberte nur so herum und nur meiner Hartnäckigkeit war es zu verdanken, daß ich den roten Fleck ein paar Mal zumindest für die Zeit eines Augenzwinkerns erhaschen konnte.
Diesmal sah es aus, als hätten die gallischen Monde Zuwachs bekommen, denn links von Jupiter zeigten sich zwei Lichtpunkte, oder Kleckse und rechts waren es gar vier. Des Rätsels Lösung. Ganz links und rechts, über der Bahnebene der Monde zeigten sich zwei Hintergrundsterne, welche sich nur scheinbar zu den anderen gesellten. Tatsächlich stand Io links, Europa, Ganymed und Kallisto rechts.
Wie ich auf Kleckse komm? Nun, das Seeing war alles andere als berauschend und bekommt eine schlechte 2. Die Grenzgröße lag, trotz Mond, bei 5,2 mag und das bei +4°, die sich aber wegen des Windes wesentlich frischer anfühlten. Anfangs war es noch eine leichte Brise aus südlicher Richtung mit einigen Böen. Später wurde er ein ständiger Begleiter.
Da ich mich vom herum wabernden Jupiter doch schon bald sattgesehen hatte, beschloß ich nun doch etwas früher rüber ins Almhaus zu fahren, um mich ein wenig zu stärken. Leider mußte ich aber feststellen, daß da schon alles finster und dicht war. Zum Glück hatte ich mir ein wenig Obst und was zu trinken mitgenommen.
Wieder zurück auf der Station, nahm ich erst nochmal den Götterboss auf´s Korn, aber sosehr ich mich auf darauf konzentrierte, den roten Fleck konnte ich nicht mehr ausmachen.
Die nächsten beiden waren M42, der Orionnebel und die Plejaden im Stier. Auch hier hüpften die Trapezsterne herum wie Rumpelstilzchen und auch die sieben Schwestern tanzten einen Reigen. Auch M35 in den Zwillingen sah eher aus wie ein Nest voller Eier.
Ich schwenkte um auf den Mond. Eigentlich wollte ich einen kurzen Spaziergang entlang des Terminators machen, aber auch er absolvierte einen Bauchtanz. Unser Trabant stand in den Fischen und sein Terminator verlief ca. entlang des 23. östlichen Längengrades.
Nun wurde es Zeit, mein neues Okular mal auszuprobieren, welches ich im Vormonat von meiner Frau zum Geburtstag bekommen hatte. Ich hatte es satt, Objekte wie den Orionnebel, die Plejaden oder die Andromeda Galaxie immer gerade noch ins Okular zu bringen oder diese abzutasten, um sie ganz betrachten zu können. Und so hab ich Kurt ein 38mm SkyWatcher Okular abgekauft und dieses ist nun quasi mein Fenster zum Hof.
Nochmals holte ich mir den Orionnebel, die Plejaden und M35 vor die Linse. Schon toll mal das gesamte Schwertgehänge auf einen Blick zu haben. Weiters visierte ich h/chi im Perseus, die Andromeda Galaxie mit ihren Begleitern und die aufgehende Krippe im Krebs an. Vom wabern der Sterne abgesehen waren sie allesamt ein schöner Anblick und so wird das Okular sicher bei mancher Führung durch die Milchstraße noch öfters in Einsatz kommen.
Genug aus dem Fenster hinausgelehnt, widmen wir und wieder anderen Objekten. R Lepus fiel mir ein, der Blutstropfen im Hasen. Rasch war der Hind´s Karmesin Stern gefunden und er dürfte gerade im Bereich des Maximums gewesen sein, denn diesmal stach er richtig ins Auge.
Beta und Gamma Lepus, zwei Doppelsterne im Hasen, waren die nächsten. Während ich bei Beta gerade noch zwei Sterne erkennen konnte, war der Gelbe Gamma von seinem blauen Begleiter schön zu trennen. Natürlich durfte bei meinem Spaziergang durch den Hasen auch M79, der Kugelhaufen im Langohr nicht fehlen.
Mein nächstes Ziel war Omikron2 Eridani, auch bekannt unter dem Namen Keid. Hier handelt es sich um einen Doppelstern der besonderen Art. Keid hat nämlich einen weißen Zwerg als Begleiter und dies ist der einzige seiner Art, den ich selbst in meinem bescheidenen Teleskop beobachten kann.
Der Mond machte sich nun daran, zumindest für mich die Himmelsbühne zu verlassen. Durch den relativ hohen Westhorizont, sank dieser hier schon eine gute Stunde vor seinen eigentlichen Untergang unter den Horizont. Leider zeigten sich da aber auch schon die ersten Wolken.
Nun ließ ich es nochmal weihnachtlich sein und stellte mir den Weihnachtsbaumhaufen oder NGC 2264 im Einhorn ins Okular. Wie bei Knut flog der Baum schon im hohen Bogen über den Himmel.
Etwas weiter südlich suchte ich mir im großen Hund den offenen Sternhaufen M41 und von diesem östlich im Hinterdeck des Schiffes M47 und M46, ebenfalls zwei offene.
Die Wolken zogen immer weiter nach Osten und so blieb mir nicht mir viel, was ich mir suchen konnte.
Ich wandte mich an die Zwillinge und wollte mir da noch ein paar Doppelsterne suchen. 38 Gemini war der erste, ein ziemlich enger, wo ein gelber Stern von einem orangen umrundet wird. Noch etwas enger standen die zwei weißen Komponenten von Alpha Gemini, auch bekannt als Kastor, beisammen, und der Helligkeitsunterschied war auch größer.
Nun wollte ich mir noch das Lächeln des Eskimo ansehen, nur blieb mir nicht mehr die Zeit dafür, den planetarischen in dem Brüderpaar zu betrachten, da sich vorher Wolken über ihn legten.
Fast eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Monduntergang war es dicht und so schloß ich kurz vor 23 Uhr meine Beobachtung, packte zusammen und fuhr nach Hause.
Neues hatte ich mir zwar an diesem Abend nicht gesucht und wenn er auch früher beendet wurde als geplant, tat es doch gut, wieder mal Sterne zu sehen und vielleicht werde ich in Zukunft nun öfter, auch mal wieder alleine auf die Alm fahren.

Beobachtet hab ich mit meinem Fh 102 mit 1000mm Brennweite
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Josef
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Re: Beobachtungsbericht vom 6. Jänner 2014

Beitrag von Josef »

Servus Alex!

Na da bist Du ja mit einem wahren Sternderltanz ins neue Beobachtungsjahr geschlittert!
Der rote Kerl im Hasen ist wahrscheinlich der Stern den uns damals im Winter da Michael in kurzen Hosen gezeigt hat, stimmts?

Dein Bericht macht Lust auf einen Beobachtungsabend auf der Alm, aber bei diesem S..wetter derzeit wohl nichts zu machen!
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Alrukaba
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Re: Beobachtungsbericht vom 6. Jänner 2014

Beitrag von Alrukaba »

Servus Sepp!

Genau der ist es, R-Lepus, der Blutstropfen im Hasen!

Tja, das Wetter kann man sich nicht aussuchen. Angesagt hatten sie besser. Über eine Beobachtung können wir reden. Der Neumond kommt wieder rüber und wenn es auch dieses Wochenende nichts wird, kann es das nächste schon wieder anders aussehen.

Wir sehn uns

Alex
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Re: Beobachtungsbericht vom 6. Jänner 2014

Beitrag von HHV »

Servus!

Immer wieder ein entspanntes und interessantes Lesevergnügen...

LG und CS,

Michael S.
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Re: Beobachtungsbericht vom 6. Jänner 2014

Beitrag von Alrukaba »

Danke für die Blumen Michael

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Re: Beobachtungsbericht vom 6. Jänner 2014

Beitrag von darthvader »

Servus Alex!

Einfach gesagt SUPER :D

LG und CS Andreas
Equipment:
Meade SC 305/3050 ACF LX 90, MEADE #1209 Microfokussierung
Sky Watcher Dobson 200/1200, Omegon Night Star 20x80
Omegon SWA 2´´ 38, 32, 26 mm
Omegon SWA 20+15 mm
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Alrukaba
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Re: Beobachtungsbericht vom 6. Jänner 2014

Beitrag von Alrukaba »

Danke auch dir für die Blumen Andreas

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