Beobachtungsbericht vom 8. März 2014

Astronomie, Naturbeobachtung, Mikroskopie...
Antworten
Benutzeravatar
Alrukaba
Austronom
Beiträge: 2811
Registriert: 03.01.2008, 22:53
Wohnort: Brand/Finsternau
Kontaktdaten:

Beobachtungsbericht vom 8. März 2014

Beitrag von Alrukaba »

Ja, es war wieder mal ein öffentlicher Abend, der erste in dem Jahr und er stand unter einem guten Stern, was beim ersten nicht immer der Fall ist. Außerdem hatten wir den Abend John Dobson gewidmet, der am 15. Jänner diesen Jahres im Alter von 98 Jahren verstorben war. Aus diesem Grund wurde weltweit zum ISAN 7 aufgerufen, der International Sidewalk Astronomy Night.
John Dobson, geboren am 14. September 1915 in Peking, war 23 Jahre als Mönch im Vedanta-Kloster in San Francisco. In dieser Zeit begann er sich intensiv mit dem Aufbau des Universums auseinanderzusetzen. Um mehr darüber zu erfahren, beschäftigte er sich mit der Astronomie. Da er gelobt hatte, in Armut zu leben, konnte er sich kein fertiges Teleskop kaufen, sondern konstruierte Instrumente aus einfachsten Mitteln. Er schliff Gläser von Flaschenböden zu Teleskopspiegeln und verwendete Schalungsrohre, die auf Baustellen anfielen, als Tubus. Seine Geräte besaßen keine herkömmliche Montierung, sondern waren beweglich auf einem Kasten aus Sperrholz aufgesetzt.
Wir standen zwar nicht am Gehsteig, aber auch wir zeigten unseren, für diese Jahreszeit, zahlreichen Gästen die Weiten des Universums und das unter anderem auch mit einem Dobson Teleskop.
Aus diesem Anlass hatten wir auch unsren öffentlichen Abend kurzfristig vom Freitag auf den Samstag verlegt und es sah so aus, als hätte Mr. Dobson von seiner Wolke aus uns diese vertrieben und uns dadurch einen wirklich wunderbaren Abend beschert.
Aber der Reihe nach. Meinem Aufruf folgten diesmal auf Anhieb mehr Kollegen als erwartet und es wurden auch nicht weniger. Ein paar Tage vorher sah es auch gar nicht so gut aus mit dem Wetter, aber das wurde, wie schon gesagt, offensichtlich von oben gelenkt.
Schon beim Vereinsabend am Montag vorher war bekannt, wer wir alles auf der Alm sein würden und am Samstag war das SMS kaum ausgeschickt und schon trudelten die ersten Antworten per SMS oder Anruf retour.
Auch per Mail kam eine Anfrage einer Familie rein und so war uns sicher, daß wir zumindest drei Gäste haben würden.
Kurz vor 6 Uhr am Abend fuhr ich los und eine schwache Stunde später war ich auf der Alm. Eigentlich hatte ich erwartet, daß ich, wenn schon nicht der erste, zumindest nur Roman oder/und Kurt schon auf der Station seien. Aber es waren nicht nur die beiden schon da, sondern auch Sepp und die ersten Gäste, wenn auch nicht die, die sich angemeldet hatten, denn die konnten nicht vor 9 kommen.
Die Partie, knapp zehn Personen, war aus Scheibbs mit ein paar Verwandten aus Wels. Sie haben auf unserer Homepage davon gelesen und einer kannte sogar meine Berichte. Mit einem Besuch bei Erika war es damit vorerst nix. Wir zeigten ihnen dem Mond und Jupiter, die beide im Bereich des Meridian standen und ich führte sie mit dem Laserpointer über den gesamten Winterhimmel.
Ich machte auch ein paar Fotos, um sie Hannes zu schicken, von dem ich die Info über ISAN 7 hab. Noch waren die Teleskope fürs fotografieren nicht ausgerichtet und die Augen gut adaptiert. Später hätte ich das nicht mehr gewagt, wo doch die Zeit wieder rüber kommt, wo man den gekreuzigten gedenkt.
Da unser Gäste noch sehr kleine Kinder dabei hatten, war ihr Besuch nur kurz. Wir verabschiedeten unsre und begaben sich zu Erika. Die war auch nur noch deswegen hier, da unsre Gäste vorher die ihren waren und so wartete sie noch eine Weile. A brave Wiatin, oda!?
Wir bestellten uns alle eine Kleinigkeit zu essen und wir waren auch schon mit dem Nachtisch fertig, als Gerald hereinspazierte. Er kam, wie üblich, noch fast eine Stunde später, als es uns eigentlich gesagt hatte. Zu guter Letzt spendierte Erika auch noch eine Runde Zirberl. Wirklich brav, die Frau!!
Kurz vor halb 10 waren wir zurück auf der Station und wir nahmen uns nochmal Jupiter und den Mond in Ruhe vor. Jupiter stand da, wie ausgestochen. Io stand links, Europa, Ganymed und Kallisto rechts des Gasriesen. Dank des guten Seeing sahen die Monde aus, wie kleine Stecknadelköpfe.
Ja, die Bedingungen waren diesmal wirklich hervorragend. Das Seeing bekommt eine glatte 1. Die Zwiebelringe von Regulus waren kaum ausgefranst. Nachdem der Mond unterm Horizont verschwunden war, konnte mein müdes Auge Sterne bis mind. 5,7 mag ausmachen. Nach noch schwächeren Sternen Ausschau zu halten wäre mir zu vorgerückter Stunde schon zu mühsam gewesen. Anfangs zogen ein paar leichte Nebelschleier durch, aber die verflüchteten sich bald wieder. Wind war kaum welcher zu spüren und die Temperaturen fielen von +4° am Beginn des Abends auf -1°, als ich nach Hause fuhr.
Gerald hatte sein Teleskop gerade mal auf der unteren Terrasse aufgestellt, Kurt das seine auf M51 in den Jagdhunden gerichtet, die er sehr erfolgreich ablichtete und Sepp fluchte immer noch herum, weil sein Werkel nicht so laufen wollte, wie es sollte, als die nächsten Gäste, Gerald und Doris mit Sohn und Freunden aus St. Martin, diesmal waren es sieben, eintrudelten. Roman stocherte auch irgendwo am Himmel herum und ich hatte gerade den halb beleuchteten Mond, der im Stier zu finden war im Visier, den ich sofort präsentierte.
Ich muß bemerken, daß wir mehr diskutiert und erklärt haben als beobachtet. Durch den hellen Mond war aber nicht viel da, was man großartig zeigen konnte.
Ich machte nochmal einen Rundgang über den Sternenhimmel und auch Gerald nahm sich einen Teil der Besucher, ging mit ihnen runter zu seinem Teleskop und brachte ihnen da die Astronomie näher.
So wie unsre Gäste fasziniert vom gesehenen und gehörten waren, faszinierte Gerald der Ruf eines Waldkauzpärchens. Immer wieder konnte man das Männchen rufen hören und manchmal antwortete auch das Weibchen. Durch das charakteristische „komm mit“ wurde sie früher auch Totenvogel genannt. Ich fragte Gerald, ob er schon Zucker auf´s Fenstabrett strat hod, owa des mocht ma jo beim großn schwoazn Vogl.
Ich zeigte noch den Orionnebel, der ziemlich blass rüber kam, die Plejaden im Stier und Mizar - Alkor im Großen Bären. Kurz darauf verließen uns die Freunde von Gerald und Doris, wegen ihrer kleinen Kinder, schon wieder.
Immer wieder zogen wir uns in die Hütte zurück, um uns aufzuwärmen. Gerald erklärte die Entstehung des Mondes und zeigte ihnen, anhand von Fotos in seinem Mondatlas, welche Formationen älter und welche noch jünger sind. Schließlich verließen uns auch die drei und auch Roman packte zusammen.
Das erste, was ich anvisierte, als ich wieder draußen war, war die Krippe im Krebs. Sie stachen mir einfach ins Auge, als ich aus der Hütte rausging und hochsah.
Gleich danach schwenkte ich um auf den roten Planeten. Er stand schon hoch genug, um ihn auf´s Korn zu nehmen. Hab ich schon erwähnt, daß unser Osthorizont niedriger geworden ist? Sie haben in den letzten zwei Monaten fast die gesamte Baumgruppe auf beiden Seiten zur Almhütte umgeschnitten. Nur noch eine kleine Gruppe haben sie stehen lassen. Erika meinte, weil sie schon zu krank und morsch waren. Naja, wir haben dadurch ein paar Grad am Osthorizont gewonnen, was uns mindestens eine viertel Stunde bringt, daß wir aufgehende Objekte früher sehen.
Sehr aufregend zeigte sich unser äußerer Nachbar noch nicht, schließlich ist er erst in einem Monat in Opposition, aber man konnte immerhin schon die Polkappe und ein paar dunkle Gebiete erkennen.
Kurt zeigte zwischendurch immer wieder Einzelbilder von M51, die wirklich vielversprechend aussahen. Roman zeigte den Kugelhaufen M13 im Herkules, der durch seinen Dobson natürlich eine echte Augenweide war.
Natürlich stand auch die Supernova in M82 im Großen Bären auf meiner Beobachtungsliste, aber Sepp meinte, ehe er uns verließ, die wäre nur noch 14 mag. hell und damit 1. schon uninteressant und 2. für mein Gerät unerreichbar.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, an diesem Tag mir eines meiner noch fehlenden Messier Objekte zu suchen. Ja, es ist traurig, aber war, aber ich hab nach 30 Jahren noch immer nicht alle Objekte gesehen, die einst Charles Messier zu seinem Katalog zusammenfasste.
M93, im Hinterdeck des Schiffes, ist einer der Kandidaten. Leider stand der offene Haufen schon ziemlich tief im Südwesten und machte es daher schwer, das Objekt zu finden. Gefunden hatte ich ihn leider nicht, wobei nicht nur sein tiefer Stand schuld war, sondern auch das noch ziemlich helle Mondlicht.
Nun wurde es Zeit, Jupiter nochmal auf´s Korn zu nehmen. Der große rote Fleck stand kurz vor Mitternacht im Meridian und wir richteten alle unsre Teleskope auf den Gasriesen. Schön war der rote Fleck zu sehnen und was noch auffiel, ein Mond fehlte. Io zog zu der Zeit gerade hinter Jupiter vorbei.
Was mir in meiner Messiersammlung auch noch fehlte, war M83, die südliche Feuerradgalaxie in der Wasserschlange. Die stand aber noch etwas zu tief, um sie vom Himmel zu holen. Aber M68, ebenfalls in der Wasserschlange, direkt unter den östlichen beiden Sternen des Raben, war schon fast im Meridian zu finden und so schwenkte ich erst mal auf den Kugelhaufen. Sehr aufregend war er zwar nicht, aber schön, den wieder mal zu sehen.
Saturn in der Waage war auch nun schon hoch genug, um ihn mal näher zu betrachten. Seine Zeit kommt aber erst in zwei Monaten, wenn er in Opposition steht. Titan konnte ich auf jeden Fall rechts von ihm entdecken und bei hoher Vergrößerung war auch die Cassiniteilung zu erkennen.
Nach einer letzten kurzen Aufwärmphase machte ich mich nun daran, M83 zu finden. In der Endphase meiner Beobachtung stand sie zwar schon fast im Meridian, aber mit einer Deklination von fast -30° steht sie für unsre Breitengrade nichts gerade hoch über dem Horizont.
Ich ging von Gamma Hydra aus, wo leicht südöstlich davon drei Sterne in der Form der Wagendeichsel zu finden ist, unter der, noch etwas weiter östlich, die Galaxie stehen sollte. Im Feldstecher hatte ich die Position bald gefunden. Mit 7,6 mag. sollte sie ja kein Problem sein, aber man sieht, wie bei M33, direkt auf die Galaxie drauf und die Atmosphäre unsres Heimatplaneten verschluckt quasi noch mal eine Größenklasse.
Ich suchte eine Weile umher und schließlich hatte ich etwas sehr diffuses im Okular. Ich wußte nicht, täuschten mich meine müden Augen, oder war da tatsächlich was. Ich fragte Kurt, der Spezialist für solche Fälle ist und er meinte, da ist eindeutig etwas zu erkennen. Also der Kern war „schön“ zu sehen, viel mehr konnte ich aber nicht erkennen.
Gerald hatte während meiner Suche bereits zusammengepackt und nach M83 beendete auch ich meine Beobachtung kurz vor 2 Uhr. Kurt harrte noch aus, um noch ein paar Bilder zu machen.
Alles in allem war es ein toller Abend, mit Bedingungen, wie wir sie leider zu selten haben. John Dobson hat schützend seine Hand über unsre Station gehalten und wir haben in seinem Sinne, wenn auch nicht am Gehsteig, unsren Besuchern das Universum näher gebracht.

Sepp fotografierte mit seinem ASA Astrographen mit 200mm Öffnung und 700mm Brennweite

Kurt mit seinem APO mit 152mm Öffnung und 1200mm Brennweite stand auf der unteren Terrasse

Roman hatte seinen Dobson, 400/1800mm mitten auf den Platz aufgestellt

Gerald mit seinem Dublett Apo 120/900 stand ebenso auf der unteren Terrasse

und ich beobachtete mit meinem Fh 102/1000 und meinem 10x50 Feldstecher
http://www.astrostation.at

Der größte Irrtum der Menschheit ist der Glaube intelligent zu sein.
Benutzeravatar
Josef
Austronom
Beiträge: 4053
Registriert: 03.01.2008, 18:23
Wohnort: Saxen
Kontaktdaten:

Re: Beobachtungsbericht vom 8. März 2014

Beitrag von Josef »

Hallo Alex!

Herrlicher Bericht, da kann man den Abend noch einmal Revue passieren lassen!
Welser2011
Austronom
Beiträge: 574
Registriert: 16.09.2011, 22:58
Wohnort: 4030
Kontaktdaten:

Re: Beobachtungsbericht vom 8. März 2014

Beitrag von Welser2011 »

Hallo Alex,

einen schönen Bericht hast Du da zusammengestellt! Freu mich schon auf den nächsten :wink:


MfG.

Nedim
Man kann es so oder so machen. Ich bin für so.

SW 150 Quattro, Eigenbau 20" f4 Astrograph
EQ8 R Pro
Zwo 220MM + OAG von QHY
QHY268M + LRGB SHO Antlia V- Pro

Astrobin - https://www.astrobin.com/users/NedimBevrnja/
Benutzeravatar
Alrukaba
Austronom
Beiträge: 2811
Registriert: 03.01.2008, 22:53
Wohnort: Brand/Finsternau
Kontaktdaten:

Re: Beobachtungsbericht vom 8. März 2014

Beitrag von Alrukaba »

Servus Sepp, hallo Nedim!

Danke für die Blumen!! Freu mich, wenn er gefällt und Nedim, der nächste kommt bestimmt!!

Alex
http://www.astrostation.at

Der größte Irrtum der Menschheit ist der Glaube intelligent zu sein.
darthvader
Austronom
Beiträge: 275
Registriert: 10.02.2008, 13:46
Wohnort: Pernitz/NÖ

Re: Beobachtungsbericht vom 8. März 2014

Beitrag von darthvader »

Servus Alex,

schön, dass es für Euch mit dem öffentlichen Abend geklappt hat, super Bericht :)
Ich konnte ebenfalls am 8. März nur kurz Mond und Jupiter mit meiner Schubserröhre (Frau spechtelte mit :) )beobachten, bevor es wieder zuzog.
Bei mir im Burgenland war uns ist es zum aus der Haut fahren. Heute, die Front kommt von Westen, wieder nichts :evil:

LG und CS Andreas
Equipment:
Meade SC 305/3050 ACF LX 90, MEADE #1209 Microfokussierung
Sky Watcher Dobson 200/1200, Omegon Night Star 20x80
Omegon SWA 2´´ 38, 32, 26 mm
Omegon SWA 20+15 mm
Antares Speers Waler 9,4 mm
Antares Speers Waler 5-8 mm
HR Planetary 7 mm
Benutzeravatar
Alrukaba
Austronom
Beiträge: 2811
Registriert: 03.01.2008, 22:53
Wohnort: Brand/Finsternau
Kontaktdaten:

Re: Beobachtungsbericht vom 8. März 2014

Beitrag von Alrukaba »

Servus Andreas!

Ja, daß war ein erfolgreicher Abend.

Ich bin sicher, auch deine Nacht wird noch kommen

Alex
http://www.astrostation.at

Der größte Irrtum der Menschheit ist der Glaube intelligent zu sein.
Antworten