Beobachtungsbericht vom 24. April 2009

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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 24. April 2009

Beitrag von Alrukaba »

Aahhh! Endlich wieder mal Almluft schnuppern. Diesmal war ich der jenige, der die anderen belästigte und schickte bereits am frühen Vormittag ein paar SMS aus.
Um ¾ 7, später als geplant, fuhr ich los, kurzer Zwischenstopp bei Michael und gegen 20 Uhr waren wir auf der Alm. Schnee lag keiner mehr, zumindest nicht bei der Astrostation. Wir luden nur Michaels Gerät aus, ich wollte mit meinem nämlich noch vom Parkplatz der Almhütte, nach Merkur Ausschau halten. Etwas nach uns trafen auch Kurt und David ein und nach einem kurzen Gespräch fuhr ich rüber. Rasch war mein Refraktor aufgebaut und ich suchte den Westhorizont nach dem flinken Planeten ab. Das Wintersechseck war schon erkennbar und tief in Westnordwest funkelte etwas, das dort nicht hingehörte, Merkur. Halb beleuchtet wabberte er Augenblicke später durchs 9mm Okular. Ich rief den anderen und auch sie warfen einen Blick auf Merkur. Ein Bierchen in der Hütte gab es leider nicht, die war wegen Reichtum geschloßen.
Wieder auf der Station nahm ich natürlich erst mal Saturn aufs Korn. Das Seeing war fast optimal, -1 später -2, um es mal mit Schulnoten auszudrücken und so stand der Ringplanet wie ausgestochen da. Links von ihm Rhea, knapp unterhalb der Ringkante. Rechts, im maximalen Abstand, Titan und dazwischen, etwas über der Achse Saturn – Titan, Japetus, der Ausreiser. Aber auch Tethys und Dione blitzten manchmal auf, wenn man sich darauf konzentrierte. Bei den anderen drei waren natürlich auch die zwei problemlos zu sehen. Ich suchte mir als nächstes M 44, echt toll im 40mm Okular. Viel mehr ging noch nicht und ich hatte mit dem Löwen noch eine Rechnung offen.
David hatte M 65 und M 66 in seinem Dobson und auch er hatte, wie ich 2 Wochen vorher, leichte Orientierungsprobleme, was NGC 3628 betrifft. Aber auch ich schwenkte erst in die falsche Richtung, im Newton muß man einmal mehr um die Ecke denken und so hatte ich die dritte Galaxie erst beim zweiten Schwenk, diesmal unterhalb der beiden Messier – Objekte.
Nun ging´s aber ums Eingemachte. Ich möchte die Grenzen meines Refraktors austesten und deshalb mal etwas schwächere Galaxien hernehmen. NGC 3190 und 3193 standen auf der Prüfliste, 11,1 bzw. 10,9 mag. hell. Diesmal hatte ich einen Ausdruck aus dem Cartes du Ciel dabei. Ich suchte zwar an der richtigen Stelle, war mir aber wieder nicht sicher. Also bat ich Michael, mit seiner Goto mal diese Galaxie anzuvisieren. Unterhalb des mittleren Stern, einer der Deichsel des Großen Wagen ähnelnden Dreierkette, stand NGC 3193 und etwas unterhalb, etwa in gleicher Höhe wie der untere Stern der „Deichsel“, NGC 3190. Wieder bei meinem Gerät hatte ich auch da die Deichsel im Okular und nun konnte ich mir sicher sein. NGC 3193 war noch relativ gut zu erkennen, aber auch NGC 3190 blitzte gerade noch auf. Also auf zur nächsten, NGC 3162, 11,6 mag. hell. Sie bildet mit den beiden Galaxien und
zeta Leo fast ein Gleichschenkeliges Dreieck. Ich suchte lange, bat dann aber doch wieder Michael, sie mal einzufangen. Selbst bei ihm kam sie ziemlich schwach rüber, bei mir war aber diesmal nichts zu sehen. Ist eben doch noch mal eine halbe Größenklasse schwächer als NGC 3190. Somit liegt, zumindest unter diesen Bedingungen, die Grenze irgendwo zwischen 11,1 und 11,6 mag.
Der Himmel ließ diesmal 6,2 mag. zu und das, bei längeren hinsehen sogar direkt. Der Wind frischte in laufe der Nacht immer mehr auf, was die Temperatur von Anfangs + 12° auf ca. +6° sinken ließ. War etwas frisch für Michael in seinen ¾ Hose.
Nun aber erst etwas Entspannung. David hatte nacheinander NGC 4565 im Haar der Berenice, M 51 in den Jagdhunden und M 104 in der Jungfrau im Visier. Sehr schön waren Staubbänder, Spiralarme und bei M 51 die Verbindung zur irregulären Begleitgalaxie NGC 5195 zu erkennen. M 51 wollte ich mir dann auch selber reinholen, aber die stand für meine Azimut-Montierung etwas zu sehr im Zenit. Also suchte ich mir den Coma - Haufen, der kam aber im Feldstecher besser rüber.
Michael hatte, M 13 ausgeblendet, NGC 6207 im Refraktor und Kurt hatte das Vereins – Bino auf seinen Apo aufgepflanzt und damit nochmal den Saturn eingefangen. Er war zwar schön anzuschauen, kam aber, wahrscheinlich wegen der geringen Ringöffnung, nicht sehr plastisch rüber.
Ich machte dann im Löwen weiter und suchte mir in seinem südlichen Teil NGC 3521. Die war noch relativ leicht zu finden. Schwieriger war da schon NGC 3640. Die steht ca. im rechten Winkel zu den Sternen Sigma und Tau Leo. Tau Leo ist übrigens ein schöner Doppelstern. Komponente A ist 5,1 mag. hell und strahlt orange, Komponente B ist 8 mag. hell und strahlt im blauen Licht. Die beiden stehen in einem Abstand von 89´´ zueinander und sind schon mit geringer Vergrößerung leicht zu trennen. Für die Galaxie brauchte ich aber noch mal Michaels Hilfe, konnte sie aber auch bei mir erkennen.
Er wollte im Gegenzug bei mir den Doppelstern Izar im Bootes sehen und war überrascht, dass ich auch den trennen konnte. Es war zwar schwierig, aber man konnte deutlich rechts über Epsilon Bootis den nur 2,6´´ entfernten B - Komponente ausmachen. Michael machte einen Galaxiendurchgang von Bootes, Jungfrau bis Haar der Berenice. David hoppste über den Südhimmel und Kurt hielt mal nach den Kometen Swan im Perseus ausschau, konnte ihn aber nicht finden. Vielleicht war er auch nur zu nahe am Nordhorizont.
Ich suchte mir dann auch mal M 13, die anderen hatten ihn alle schon im Visier. Der Kugelhaufen war echt toll, die Galaxie von nebenan war aber nicht zu sehen. Michael zeigte mir dann noch NGC 6210, einen planetarischen im Herkules und ich suchte mir noch M 53, einen Kugelhaufen im Haar der Berenice. Mit Saturn schloß ich schließlich kurz vor 1 Uhr den Beobachtungsabend. David hatte uns schon etwas früher verlassen und auch Kurt packte sein Gerät wieder ein.
Es tat gut wieder mal auf der Alm zu beobachten und beim nächsten mal hab ich noch mit ein paar Galaxien im Hinter - , äähm - im hinteren Teil des Löwen eine Rechnung offen.


Benutzte Geräte:
Michael hatte einen 6´´ Refraktor mit 900 mm Brennweite
Kurt einen 5´´ Refraktor mit 952 mm Brennweite
David einen 12´´ Dobson mit 1500 mm Brennweite
Ich hatte wieder mal meinen 4´´ Refraktor mit 1000 mm Brennweite im Gepäck
Das Vereins – Bino ist ein Zeiss Bader, Mark V
Zuletzt geändert von Alrukaba am 28.04.2009, 19:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Josef
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Beitrag von Josef »

Wieder mal erste Sahne dein Bericht Alex!

War am Tag darauf auf der Alm, Seeing war nicht so toll aber eine Durchsicht die dich einfach vom Hocker haut, und Sterne über Sterne!
Bocki
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Beitrag von Bocki »

Seass Alex!

Feiner Bericht - wieder einmal! Danke! Ich glaub das war ein selten guter Himmel am Freitag. Hoffentlich bald wieder.

Highlight des Abends war für mich das Saturnbild in Kurts Apo - das war schon sehr beeindruckend....

LG, David
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo Sepp, Servus David!

Dank zurück! Wäre fast zu kitschig das Seeing vom Freitag und die Durchsicht vom Samstag zu haben, aber möglich ist alles. Ich hatte am Samstag leider keine Zeit, wir hatten Godentag und Merkur sah ich mir mit zu voller Wampe nur mit freiem Auge an. David, deine Hoffnung teile ich mit dir. Mein nächster Termien auf der Alm, vorraussichtlich am 29. Mai

tschüß Alex
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Joe_Malik
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Beitrag von Joe_Malik »

Servus Alex,

wie immer ein wirklich toller Bericht von dir! Freut mich, dass du zwei der vier Hickson-44-Galaxien knacken konntest!

LG Christian
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo Michael!

Danke erst mal für dein Lob und danke, daß du mich da auf etwas aufmerksam gemacht hast, was ich gar nicht gewußt habe. Ich habe, von den Hickson-44-Galaxien noch nie etwas gehört und wenn doch dann wieder vergessen. Habs natürlich gleich nachgegoogelt

tschüß Alex
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo Michael!

Danke erst mal für dein Lob und danke, daß du mich da auf etwas aufmerksam gemacht hast, was ich gar nicht gewußt habe. Ich habe, von den
Hickson-44-Galaxien noch nie etwas gehört und wenn doch dann wieder vergessen. Habs natürlich gleich nachgegoogelt

tschüß Alex
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