Verhältnis Objektiv-/Okularbrennweite bei gegebener Öffnung

Was Du schon immer wissen wolltest, aber bisher nicht zu fragen wagtest...
Antworten
lysander68
Beiträge: 6
Registriert: 12.07.2017, 09:36

Verhältnis Objektiv-/Okularbrennweite bei gegebener Öffnung

Beitrag von lysander68 »

Schönen Nachmittag!
Ich habe eine technische Frage rund um das Verhältnis Objektivbrennweite zu Okularbrennweite. Bekanntlich ergibt sich die Vergrößerung eines Teleskops aus Objektivbrennweite dividiert durch Okularbrennweite.
Ein Beispiel, und lassen wir Farbfehler mal außen vor - oder gehen wir hypothetisch davon aus, daß beide Objektive weitgehend apochromatisch abbilden.
Nehmen wir zwei Refraktoren, beide mit einer Öffnung von 100mm. Der kurze hat eine Brennweite von 500mm, der lange hat eine von 1000mm. Also einmal Öffnungsverhältnis fünf, das andere mal zehn. Ansonsten sind die Geräte ähnlich, beide hätten einen zweizölligen Auszug.
Nehmen wir weiter an, daß beide Geräte visuell genutzt werden sollen. Empfohlen wird im allgemeinen, bei der maximalen Vergrößerung nicht über das Doppelte der Brennweite in mm hinauszugehen, woraus sich eine Austrittspupille von 0,5mm ergibt. Bei 100mm Öffnung wäre das eine 200fache nutzbare Vergrößerung.
Um diese Vergrößerung zu realisieren müßte am langen Rohr ein 5mm Okular verwendet werden, am kurzen Teleskop eines mit einer Brennweite von 2,5mm.
Meine Frage: Ergeben sich aus der Kombination kurze Objektivbrennweite/extrem kurze Okularbrennweite Nachteile?
(Ohne die aufwendigere Farbkorrektur des kurzen Refraktors zu berücksichtigen!)
Danke im voraus!
Benutzeravatar
tommy_nawratil
Austronom
Beiträge: 5914
Registriert: 13.06.2008, 10:34
Kontaktdaten:

Re: Verhältnis Objektiv-/Okularbrennweite bei gegebener Öffn

Beitrag von tommy_nawratil »

hallo Lysander68,

empfohlen wird max. das Doppelte der Öfnnung in mm, nicht der Brennweite - Flüchtigkeitsfehler..

In der Theorie ergeben sich keine Nachteile durch das stärkere Okular an einem schnelleren Teleskop, aber:
1. Das Okular muss mit einem stumpferen Lichtkegel auskommen, und einer grösseren Bildfeldwölbung (die ist reziprok zur Brennweite)
beides ergibt bei günstigen Okulartypen Randunschärfe. Die Wölbung schaffen oft auch teurere Okulare nicht
2. Ein kurzbrennweitiges Okular hat auch oft einen kleineren Augenabstand, und ist weniger angenehm als ein
länger brennweitiges. Teurere Okulare schaffen das aber.

Aus beiden Punkten hat sich die traditionelle Aufspaltung in Planetenrefraktors und des Kometensuchers entwickelt.
Langbrennweitige Fernrohre mit langsamem Öffnungsverhältnis sind farbreiner und man hat längeren Augenabstand beim Okular.
Kurzbrennweitige schnellere Teleskope werden nur mit Übersichtsokularen für max. Austrittspupille empfohlen.

Heute schafft man vieles, was früher nicht ging.
zB ein f/5 Newton (farbrein) + Komakorrektor (der auch gegen Bildfeldwölbung wirkt) kann sowohl für grosse AP als auch für Planeten verwendet werden.
Bei einem kurzen Apo mit guter Farbkorrektur (noch immer schwierig und teuer) kann man auch einen Bildfeldebner verwenden für grosse AP.

lg Tommy
ist heute
Physik ist die Poesie der Natur..
arbeite fröhlich mit bei https://teleskop-austria.at
Antworten