Moon Illusion

Was Du schon immer wissen wolltest, aber bisher nicht zu fragen wagtest...
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wstroh
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Moon Illusion

Beitrag von wstroh »

Hallo allerseits!

Nicht wirklich eine Einsteiger-Frage, aber die anderen Foren schienen mir auch nicht viel besser geeignet. Also:

Anlässlich des sonnwendnahen Vollmondes letzte Woche war sogar beim Astronomy Picture of the Day ein Foto der "Moon Illusion" gewidmet, d. h. dass der (Voll-) Mond in Horizontnähe wesentlich größer wirkt als hoch am Himmel. Bekanntermaßen ist das wirklich nur eine Illusion, der Mond ist angeblich immer gleich groß.
Meine Frage: Müsste der Vollmond bei Mondaufgang nicht sogar etwas KLEINER sein als hoch am Himmel?
Begründung: Durch die Erddrehung komme ich dem Mond von Mondaufgang bis zur Kulmination doch ungefähr den Erdradius näher, oder? Für einen Äquatorbeobachter müssten das rund 6400 km sein, für unsere Breiten vielleicht 4000 km. Das sind rund 1 - 1,5 % der Entfernung zum Mond. Wenn ich also den Mond beim Aufgand digital fotografiere (Annahme: Durchmesser ist 1000 Pixel) und bei der Kulmination wieder, dann müsste der Durchmesser bei der Kulmination ca. 1010 - 1015 Pixel betragen. Überlagert werden kann das natürlich durch das Annähern oder Entfernen des Mondes von der Erde, wobei das meiner Meinung nach in 6 Std. nur amx. 1000 - 2000 km ausmachen kann.
Liege ich da mit meinen Gedanken richtig, oder sitze ich irgendeinem Fehler auf?

Clear skies,
Wolfgang
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo Wolfgang!

Meines Wissens wird die Ansicht des Mondes in Horizontnähe, durch die dickere Luftschicht, durch die das Licht erst mal durch muß, verzerrt. Steht er hoch am Himmel ist die Luftschicht dünner und er erscheint kleiner. Aber das gilt nicht nur für den Mond, sondern auch für die Sternbilder, so erscheint z. B. der Große Bär oder der Orion in Horizontnähe auch größer, als im Meridian. Eine andere Erklährung hab ich auch nicht

tschüß Alex♦
wstroh
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Frage wiederholt

Beitrag von wstroh »

Hallo Alex und Reinhard!

Danke für eure Replys. Dass astronomische Objekte in Horizontnähe größer wirken und wie man das begründet, ist mir wohl bekannt. Meine Frage ging aber dahin, ob der Mond nicht in Horizontnähe tatsächlich KLEINER ist als hoch am Himmel - nicht unbedingt mit bloßem Auge erkennbar, aber fotografisch müsste das doch nachweisbar sein. Mein Gedankengang dazu steht im ersten Mail.

Clear skies,
Wolfgang
Lateralus
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Beitrag von Lateralus »

Hallo Wolfgang,

meiner Meinung nach hast du Recht mit deiner Überlegung.
Der Vollmond ist im Laufe einer Nacht in Horizontnähe weiter von der Erde weg als zum Zeitpunkt der Kulmination.
Den Unterschied würde ich jetzt auch auf etwas weniger als den Erddurchmesser beziffern.
Danke für das Aufmerksammachen.

lg,
Michael
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herbraab
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Re: Frage wiederholt

Beitrag von herbraab »

wstroh hat geschrieben:Meine Frage ging aber dahin, ob der Mond nicht in Horizontnähe tatsächlich KLEINER ist als hoch am Himmel - nicht unbedingt mit bloßem Auge erkennbar, aber fotografisch müsste das doch nachweisbar sein.
Dein Gedankengang ist völlig richtig. Du kannst das mit jedem Computer-Planetarium, welches topozentrische Mondkoordinaten angibt, auch nachvollziehen, dass der Mond beim Aufgang weiter vom Beobachter entfernt ist (und damit kleiner erscheint), als wenn er hoch am Himmel steht.

Der fotografische Nachweis wird aber wegen der störenden Einflüsse der Atmosphäre wahrscheinlich nicht einfach sein. Man müsste nach dem Aufgang wahrscheinlich warten, bis der Mond etwas höher steht. Damit wird aber die Entfernungsdifferenz wieder kleiner.

Am besten geeignet wären natürlich jene Nächte, wo der Mond möglichst weit nördlich des Himmesläquators steht, also z.B. der Vollmond nahe der Wintersonnwende. Da ist der Unterschied in der Entfernung auch in unseren Breiten mehr als 5500km. Und der Vollmond wäre auch deswegen gut, weil man den die ganze Nacht hindurch verfolgen könnte. Da müsste sich sogar nachweisen lassen, dass der scheinbare Durchmesser vom Aufgang zum Meridiandurchgang zu-, und dann wieder abnimmt.

Grüße, Herbert
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