Kaufberatung Teleskop Astrofotos

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pgartl
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Kaufberatung Teleskop Astrofotos

Beitrag von pgartl »

Hallo Freunde!

Wie der Titel schon sagt suche ich Beratung für eine Teleskopanschaffung. Mein erstes Teleskop war ein "Billigsdorfer" all-in-on Gerät und das habe ich tatsächlich nach ein paar Abenden einer Schule geschenkt, weil einfach keine rechte Freude aufgekommen is und hoffe jetzt auf euren Input.

Also ein paar Vorabinfos zu was ich schon habe, was ich damit machen möchte, wo ich hauptsächlich unterwegs bin und und und...
Ich habe inzwischen eine vernünftige Montierung... eine Skywatcher EQ6R-Pro. Mit der Canon 77Da und einem 400mm f/5.6 fotografiere ich hauptsächlich aus der Innenstadt. Lichtverschmutzung: 7-8 also ganz schön hell hier. Abhilfe schafft der Astronomik CLS-CCD Clip-in Filter. Für tiefe deepsky Aufnahmen verwende ich noch einen 2x Extender. Bis jetzt noch ohne Autoguiding, wobei ich da grad dran bin. Ein 60mm Guideskope mit 240mm und eine ZWO ASI120MM sind unterwegs zu mir (gebraucht). Ich steuere mit Stellarium und nehme Bilder mit dem EOS Utility auf. Das möcht ich aber künftig ebenfalls austauschen gegen entweder APT oder SGP. Und way down the road wird wohl auch die Canon gegen eine dedizierte Mono-Astrocam getauscht werden. Also gehts mir hauptsächlich um Astrofotografie in einer lichtverschmutzten Gegend.
1. Grundsätzlich frag ich mich als erstes, ob ich einen Newton-Reflektor oder einen Apo in Betracht ziehen sollt. Gibts spürbare Vor-/Nachteile dieser Technologien für lichtverschmutzte Sites? Also is ein Apo besser dafür oder ein Newton, oder macht das keinen nennenswerten Unterschied? Hab mir ein wenig die Skywatcher 200/800 Quattro Fotonewtons angeschaut und die sin halt sehr schnell und preislich sehr sehr interessant. So ab € 550,- bekommt man schon einen mit Stahltubus und Sucher. Um das Geld is halt kein Apo erhältlich. Aber wenn ein Apo um so vieles besser wäre für meine Situation, dann verdoppel ich das lieber und hab mehr Freude und muss nicht in 1 Jahr wieder in die Tasche greifen um das nächste Teleskop zu kaufen. Ausserdem is es ja mit dem Apo alleine nicht getan, brauch ja dann auch noch einen Flattner/Reducer, wenn ich aufnehmen möcht...
2. Microfokus und motorisierter Fokus. Letztendlich würde ich gerne eine motorisierte Fokusierung haben... Machts einen Unterschied ob ich down the line einen normalen oder einen Microfokus motorisiere? Will nicht jetzt 50,- sparen und keinen Microfokus dazu kaufen um dann 2x upgraden zu müssen zu Microfokus und dann nochmal auf Motorisierung.
3. Carbon vs. Stahl. Carbon ist leichter, weniger Temperaturschwankungsempfindlich und erheblich teurer... Das Gewicht macht mir weniger Sorgen, heisst für mich die Frage also ist die höhere Toleranz bei Temperatur der Carbonröhren die höheren Kosten tatsächlich wert? Wie seht ihr das?
4. Machen "Upgrades" Sinn? Ein Forumsbekannter hat seine Newtonröhre innen mit schwarzem Samt(?) ausgekleidet um Streulicht zu schlucken... Ist das etwas, was man auch vom Händler gleich machen lassen könnte bzw. gibts nicht auch Newtons wo das sowieso schon gemacht ist?? Macht sowas überhaupt Sinn? Hab leider gar keine Erfahrung damit und bin Dankbar für Input...
5. Gebrauchtkauf Checkliste... Im Sinne einer Nachhaltigkeit und auch weils kostenschonender is überlg ich auch ein gebrauchtes Teleskop anzuschaffen. Gibts sowas wie eine sanity checklist was man abfragen, anschaun, ausprobieren sollt um sicher zu gehen, dass man gut kauft?

Wenns sonst noch iregendetwas Erwähnenswertes gibt, dann bitte immer raus damit, will ja nicht nur was kaufen, wills ja auch verstehen und lernen ;)

Danke und klare Nächte!!
Cams: Canon 6D & 77Da, 183MC-Pro
Objektive: 200/1000, 24mm 1.4, 50mm 1.8, 100-400mm 4.5-5.6, 200mm 2.8
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markusblauensteiner
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Re: Kaufberatung Teleskop Astrofotos

Beitrag von markusblauensteiner »

Hallo!

Nun, du hast ja eine sehr gute Basis mit guter Montierung, Kamera und bald auch einem Guider.
Wie du im Fotoforum beim Stöbern vielleicht schon festgestellt hast, nutzen gar nicht so wenige ein einziges Gerät zum Fotografieren,
sondern haben zwei oder gar noch mehr.
1. Viele nutzen einen handlichen APO mit moderater Brennweite für größere Bildfelder und dann ein Gerät mit längerer Brennweite für die kleineren Objekte. Als moderate Brennweite würde ich jetzt mal um die 500 mm bezeichnen, die längere Brennweite fängt für mich bei etwa 1000 mm an.
Jetzt sind halt APOs mit einem Meter Brennweite nicht mehr gerade kostengünstig, wenngleich sie natürlich den einen oder anderen Vorteil mitbringen. Das wird mit einer der Gründe sein, warum zwischen 800 mm und ca. 1500 mm BW die Newtons so beliebt sind. Sie sind lichtstark und verhältnis mäßig günstig. Das wäre vielleicht ein erster Ansatzpunkt für deine Überlegungen - in welchem Brennweitenbereich möchte ich mich (vorerst) bewegen?

In deinem Fall ist es allerdings auch eine Überlegung wert, anstelle eines "Zweitteleskops" das 400er Tele im Hinterkopf zu behalten - sollte eine zweite Kamera kommen, kannst du das mit der Canon huckepack aufsatteln und voila, schon purzeln immer zwei Bilder aus der Pipeline.

2. Carbon ist es wert. Es ist hochgradig lästig, mindestens die halbe Nacht lang ständig den Fokus zu kontrollieren und aufgrund der Temperaturdrift nachzustellen. Theoretisch ist das mit einem -Stichwort! - Motorfokus mit PC-Anbindung zu automatisieren, was aber voraussetzt, dass das Teleskop eine halbwegs lineare Fokusdrift hat. Dann kann man bestimmte Schritte/Grad C nachfokussieren (lassen).
Zusätzlich gehts beim Newton nicht nur um Temperaturdrift, sondern auch um Stabilität der ganzen Konstruktion - biegt sich der Tubus, hält die Fangspiegelspinne, bewegt sich der OAZ, kann der Korrektor im OAZ kippen..usw.? Im Sinne einer möglichst stressfreien Kennenlernphase, sollte es ein Newton werden, lege ich dir z.B. die Fotonewtons von Teleskop Austria an Herz.

3. Mikrofokus macht ohne Motor auf jeden Fall Sinn. Mit Motor nicht mehr so, weil meist wird er abmontiert, dort kommt der Motor hin. Bei meinem TAK Epsilon wollte ich mir den Mikrofokus nicht leisten ( :D ), ich bediene den OAZ aber nur über den Motorfokus, daher geht er nicht ab. Bei allen anderen meinen (guten) OAZ war der Mikrofokus allerdings schon drauf.

4. Macht Sinn, haben viele Fotonewtons an Bord (siehe oben), kann man auch selber machen. Man muss bloß nachher den Newton wieder komplett zusammenbauen und justieren.

LG, Markus
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iamsiggi
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Re: Kaufberatung Teleskop Astrofotos

Beitrag von iamsiggi »

Mein Einstieg ist jetzt ziemlich genau vor 5 Jahren gewesen und ich hatte nicht wirklich Ahnung worauf es ankommt.
So habe ich mir den Lacerta "Newton ohne Namen" 200/800 mit GPU geleistet auf der AZ-EQ6 GT ... da ich keinesfalls doppelt kaufen wollte.

Mittlerweile habe ich auch den kleinen Lacerta APO, aber der kommt nur wenig in Einsatz.

Jedenfalls würde ich auch heute wieder zu diesem Newton greifen. Ich brauche nur einmal scharf stellen und der Fokus bleibt.
Bei so manchen Objekten braucht man einiges an Zeit um sie genau einzustellen / wiederfinden. Und wenn ich dazwischen immer wieder mal fokussieren wäre es halt manches mal sehr Zeitaufwändig.

Alleine die Verkabelung mit MGen bedeutet einiges an Kabelsalat, mit Motorfocus wird es eben nicht einfacher.

So baue ich das ganze in nichtmal 30 Minuten auf und dann läuft es einfach vor sich hin....

Einfach total komfortabel und einfach zu stemmen.

Siegfried
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Re: Kaufberatung Teleskop Astrofotos

Beitrag von pgartl »

super, danke für die hilfe!mein take awa is, dass ich mit einem newton anfangen werde, da zumindest die lichteverschmutzung von keinem grundsätzlich besser oder schlechtergehandelt wird.ich hab an ein f/4-5 gedacht.fürn anfang mit microfocus und ob carbon oder stahl muss ich noch die möglichkeiten und preise recherchieren.
vielleicht frag ich nocheinmalnach einer checkiste für gebrauchtkauf... gibts so no brainer dinge, auf die man schaun muss, die einem vielleicht nicht offensichtlich bewusst sind??
vielen dank für die hilfe und klare nächte!!
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