Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

DeepSky Fotografie - Präsentation eigener Astrofotos
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nindascht
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Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von nindascht »

Grüß Euch!

Ich widmete mich wieder intensiver einem Photometrie-Projekt. Sozusagen meine 2. pretty-picture-photometry, ;) nach dem RZ Cas Projekt.
NGC 6914 mit den beiden van den Bergh Reflektionsnebeln vdB 31 und vdB 32 haben in ihrer Umgebung einen WUma Variablen namens V502 Cyg.
So belichtete ich die Gegend in Ha, OIII und den Farben RVB, zugleich verwendete ich V für die Photometrie des V502 Cyg. Mit den V-Belichtungen der Farbserie konnte ich eine erste grobe Periodenabschätzung durchnehmen, um dann zu bestimmten Zeiten verschiedene Phasen der Periode zu photometrieren. Das ist fast wie eine Jagd: zu bestimmtem Tag und bestimmter Uhrzeit eine ganz bestimmte Phase, dass dann die ganze Periode mit den Minimas und somit Fourier-Analyse auch gut hinkommt.
Photometrisch erfasste ich in V 100 Daten , in B 66 Daten, dies in 8 Nächten.
Das HaOIII-RVB mit je 260' Ha, OIII und jeweils 120' RVB. Sammelte auch noch L Daten, welche ich bisher aber nicht verwertete.
NGC 6914 mit vdB 131 und vdB 132:
Bild
größer: http://www.nindascht.startime.at/AltaU1 ... _NRVB2.jpg

ein crop der vdB-Nebel:
Bild
größer:http://www.nindascht.startime.at/AltaU1 ... NRVBcr.jpg
die hellblauen Marker weisen auf V 502 Cyg

Bei V 502 Cyg interessierte mich der o'Connel effect. Eine Erscheinung, bei welcher die zwei Maxima nach den Minima unterschiedlich sind. Das heißt: bei Phase 0.25 und 0.75, wenn man das Kontaktsystem von der Seite, also beide Komponenten nebeneinander sieht, gibt es unterschiedliche Helligkeitsamplituden. An V502 Cyg wurde der o'Connel-effect nicht jederzeit beobachtet!
Meine Daten zeigen folgendes:
V502 Cyg V-filter:
Bild

V502 Cyg B-filter:
Bild

x) Amplitudenunterschied der zwei Maxima Delta m(V)=0.027mag (.057mag wenn Ausreißer berücksichtigt wird), Delta m(B)=0.048mag
Max II ist Maximum nach Nebenminimum, Max I ist Max nach Hauptmin. o'Connel:= Max II - Max I -> Delta m(V) = Max II - Max I
x) Die Streuungen der Amplituden mit A für Max I nach Hauptmin bezeichnet, sowie a mit Max II nach Nebenmin bezeichnet sind:
A(V)=0.029mag, a(V)= 0.016mag, A(B)=0.034mag und a(B)=0.028mag. Diese Streungen sind deutlich größer, als die Messungenauiogkeit im Bereich von 0.01mag.
x) Eine Korrelation zeigt sich zum Farbindex CI (B-V), diesen aber messe ich noch sorgfältiger raus.
Zunächst ergibt sich dass der CI von Max I ohne Berücksichtigung des Ausreißers blauer ist als der CI von Max II, CI von Max I beträgt 0.58, von MaxII 0.57. Liegt aber im Ungenauigkeitsbereich der Messungen.
Mit Berücksichtigung des Ausreißers ist der CI von Max I roter: CI(Max I) / CI (Max II) = 0.59 / 0.57.
Letzteres entspricht der Arbeit von Davidge und Milone, Astrophysical Journal 55:571-584, 1984: Study of o'Connel effect
Auch o'Connel spricht von einer strengen Korrelation des Farbindex zu dem nach ihm benannten Effekt! In der gennannten Studie wurde dies bestätigt aber eine konträre Korrelation zur Aussage o'Connels, dass nämlich CI von Max I blauer sein soll, festgestellt. Letzteres entspricht meiner Messung mit Berücksichtigung des Ausreißers.
Die B-Kurve zeigt den o'Connel effect klarer, das mit kürzeren Wellenlängen der Effect größer ist, wurde von o'Connel selbst und der genannten Studie nachgewiesen.

Nach 8 Nächten und 166 Messungen, kann ich gerade mal über diesen Effekt in den Lichtkurven nachdenken, er zeigt sich im Besonderen an der Messung vom 10.09. In B deutlicher als in V. Weitere Messungen sind für eine deutliche Bestätigung aber erforderlich!

Macht jedenfalls Riesen-Spaß :!:

Viele Grüße! Norbert
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nindascht
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von nindascht »

Danke für deine anerkennenden Worte, Reinhard!
Die photom. Zusammenhänge habe ich wirklich sehr knapp geschildert und einiges Astrophysik. Wissen dabei vorausgesetzt. Bitte verzeiht!

Der o'Connel-effect zeigt einen Unterschied der 2 Maxima in den Lichtkurven auf: nämlich, dass das Max I nach dem tiefen Hauptminimum höher ist, als das Max II nach dem weniger tiefen Nebenminimum.
Berechnet wird der mit: Max II nach Nebenmin minus Max I nach Hauptmin. Es handelt sich bei dem Stern um einen WUma-Veränderlichen Typ, welcher ein Kontaktsystem darstellt. Beide Sterne umkreisen sich so knapp, dass sie sich berühren und eine gemeinsame Atmosphäre bilden. Dabei werden die Sterne elliptisch verformt, ähnlich zweier in ihrer Spitze sich berührender Eier, welche in ihrer Spitze sich verschmelzen.
Der o'Connel-effect deutet auf kühle und heiße Sternflecken hin, welche sichtbar werden, wenn man die Sterne bei den Phasen 0.25 und 0.75, also beide nebeneinander sieht.
Bei Pahse 0.0 ist der heißere dichtere kleinere Stern vom größeren kühleren Stern bedeckt: tiefes Minimum in der Lichtkurve; bei Phase 0.5 steht der heißere dichtere kleinere vor dem größeren kühleren, deshalb nur weniger tiefes Min in der Lichtkurve.
Der o'Connel-effect ist auch abhängig von der Temperatur, das heißt Farbe des Sternes. Der Farbindex (ColorIndex CI, berechnet aus B-Helligkeit minus V-Helligkeit) weist auf die Temperatur des Sternes. Auch ist der o'Connel-efect abhängig von Massenströmen in der gemeinsamen Atmosphäre der Sterne...Letztere wiederum abhängig von Dichte, Größe und Elliptizität des kleineren heißeren dichteren Sternes, also der Haupt- o. Primärkompoinente...


In der B-Kurve sieht man deutlich unterschiedliche Höhen (Amplituden) der beiden auf die Minima folgenden Maxima.

Hoffe, dass dies etwas zum Verständnis beiträgt!

LG Norbert
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Roman1977
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von Roman1977 »

Hallo Norbert

Also ich versteh nur Bahnhof :lol:
Das is für mich schon reine Wissenschaft.
Klingt aber irgendwie fazinierend auch wenn ich nur Bahnhof versteh.

Die Aufnahme selbst is erste Sahne.
Einfach Spitzenklasse :wink:
Wir wollten dieses Objekt heuer auch machen.
Doch leider hat an diesen Abend der MGEN den Geist aufgegeben.

LG

Roman
LG & CS
Roman

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markusblauensteiner
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von markusblauensteiner »

Hallo Norbert,

du bist einer der (leider) wenigen, die neben dem "sinnfreien" Belichten auch noch was verwertbares aus den Daten rausholen. Auch ich war immer der meinung, dass man entweder schöne Bilder knipst ODER wissenschaftlich arbeitet. Du kannst offenbar beides gleichzeitig, finde ich super!

Zum wissenschaftlichen Aspekt kann ich nur sagen: wird schon stimmen... :D :D
Das Bild gefällt mir ganz ausgezeichnet, ist eine meiner Lieblingsgegenden!

LG, Markus
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PatrickPinzgau
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von PatrickPinzgau »

Hallo Norbert,

auch von meiner Seite Gratulation zu den tollen Bildern, und den gewonnen Erkenntnissen!

Sehr interessantes Gebiet, wenn mir mal beim nur Bilder fotografieren langweilig wird, werde ich mich
auch damit auseinandersetzen ;-)
Ich finde es aber trotzdem sehr spannend und interessant, was mit Hobbyausrüstungen heute möglich ist!

LG und CS Patrick
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Snakeeye
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von Snakeeye »

Klasse Bilder .
Das ist halt der Vorteil einer Gekühlten CCD da kann man auch mal schnell ne Variablenmessung machen .
Find ich klasse hast wirklich die Bezeichnung Hobbyastronom verdient .

Man sieht aber deutlich die Unterschiedlichen verläufe der beiden kurven im vergleich B zu V.

lg Timo
Mojo
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von Mojo »

Hallo Norbert.

Es ist schon faszinierend was mit vergleichsweise einfachen Mittel heutzutage möglich ist.
Du verdienst meine volle Hochachtung für die vielen Stunden Arbeit, die du da jedesmal reinsteckst! Das nette daran sind die Pretty Pictures, quasi das Sahnehäubchen oben drauf.
Bis jetzt wusste ich nicht, dass sich zwei Sterne so eng Umkreisen können, man lernt eben nie aus.
Also Danke für die Info und das Teilen deines Tollen Beitrags!

lg Martin
Schwerkraft ist keine Idee...
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Josef
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von Josef »

Norbert, Hut ab - Hut auf!

Das ist mal eine Arbeit und mit Bildern hinterlegt die nichts zum Wünschen übrig lassen.
Gratuliere zu Deiner Ausdauer und fachlichen Kompetenz!

Mehr davon!
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prokyon
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von prokyon »

Hi Norbert,

du erntest hier Lob und Anerkennung, die dir mehr als zustehen. Super pretty Picture, dann aber dieser kleine markierte Punkt im Bild. Und da ist dann Schluss mit pretty, es wird ernst. :mrgreen:
Kenn mich leider auch zu wenig aus, was du genau machst. Wenn man halt selbst auf dem Gebiet nicht aktiv ist, mangelt es auch an der Auseinanderetzung mit der Theorie auf diesem doch sehr speziellen Gebiet.

LG

Werner
Ich liebe die Sterne zu sehr um die Nacht zu fürchten.

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nindascht
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von nindascht »

Danke, Reinhard, für die ehrenhafte Bezeichnung des Hobbyastronomen!

@Markus: als ich mich für eine CCD entschied, war mein 1.Gesichtspunkt, das sie auch wissenschaftlich verwertbare Daten liefern kann. Ich wählte eine CCd danach aus und achtete auch auf die Möglichkeit, ebenso pretty-picture damit machen zu können.
Bez. deiner Gedanken zum wissenschaftl. Aspekt: glaube nie einem Wissenschafter etwas :D

@Roman: es ist wirklich schwer verständliche Materie und bedarf einiger Auseinandersetzung damit. Durch die Photometrie arbeite ich mich auch immer in gewisse Gebite der Astrophysik ein und lerne so den wundervollen Kosmos näher kennen.

@Patrick: Photometrie kann man auch mit günstigeren CCD's machen und sich darin einarbeiten; wie die deep-sky Fotografie braucht man auch hier Geduld und Ausdauer. Es lohnt sich aber. Tausende Objekte am Himmel haben was zu entdecken auch für Hobbyastronomen. Und Profis greifen oft auf Daten von Amateuren zu und bitten auch um Gemeinschaftsbeobachtungen...

@Timo: gekühlte CCD wichtig, ja; mehr noch aber eine lineare Abbildung der CCD - das bedeutet, das die gemessenen Signale elektronisch und rechnerisch in direktem Verhältnis umgesetzt werden können. Ein gemessener Lichtwert soll einem realen vom Objekt ausgehenden Lichtwert entsprechen - und möglichst hoher Dynamikumfang, dann ist sehr sorgfältige Dark-flat-Reduktion bedeutend.

@Martin: der Kosmos bietet noch viel Überraschungen neben z.B. so engen Dopplern. Photometrie ist eine Möglichkeit, diesen Wundern auf die Spur zu kommen. Es ist dann einfach schön ein bisserl davon in der eigenen Arbeit sichtbar zu machen und das dann auch selbst zu verstehen!

@Josef: danke dir und allen auch für das Lob zum pretty-picture. Mir macht es Riesen-Spaß, pretty-picture und Photometrie zu vereinigen. pretty-picture-photometry sozusagen :D

@procyon: Der o'Connel-effect ist schon sehr speziell. Ich wählte den Variablen aufgrund dessen, weil dieser Effekt an dem Stern nicht immer beobachtet wurde: 1987 beschrieben, 1997 nicht beobachtet, da dachte ich: ich versuch's mal! So gibt es viele astronom. Gebiete, welche einer Bestätigung bzw. Nachuntersuchung bedürfen. Ein breites Betätigungsfeld für Hobbyastronomen!

Viele Grüße! Norbert
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tommy_nawratil
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von tommy_nawratil »

hallo Norbert,

Gratulation zu den schönen Bildern, die zwei Reflektionsnebel setzen sich wunderbar vom H-alpha Rot ab.

Und Gratulation zu der wunderbaren Geschichte von den zwei elliptischen in engem Tanz befindlichen Sternen,
das reisst eine ganz neue Dimension auf was so ein Bild alles beinhaltet, und dass man heute mit Amateurmitteln
sehr viel mehr machen kann als *pretty pictures* - wenn man sich mit den Möglichkeiten des Equipments
gezielt auseinandersetzt und das Wissen hat wissenschaftliche Fragestellungen umzusetzen.

Jetzt wünsche ich dir dass du den Ausreisser mit dem statistischen Schmetterlingsnetz einfangen kannst ;-)

lg Tommy
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klausbaerbel
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von klausbaerbel »

Hallo Norbert,

Einfach überwältigend, was Du da zusammengestellt hast. Das Bild an sich und besonders die astronomischen Überlegungen.

Davon verstehe ich zwar nicht viel, weil ich ja nur ein Hobbyfotograf bin, aber sehr interessant.

Da bin ich mal gespannt, was Du in Zukunft noch präsentieren wirst.

Gruß
Heiko
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nindascht
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von nindascht »

Dankeschön Tommy und Heiko!
(bez. dem von dir so schön bezeichneten Schmetterlingsnetz: die Maschenweite dieses Netzes gibt eine genaue Fehleranlyse vor!)
wie du sagst, Tommy, ist das Einschätzen und Erkennen der Möglichkeiten des eigenen Equipments ein wichtiger Aspekt, der einem zu vielen neuen Ufern lockt. Zudem lernt man durch die Photometrie sehr viel wichtiges zur CCD Technik und das Verhalten seiner Kamera z.B. bei Belichtungen bis zur- und über die Sättigungsgrenze. Wie verhalten sich die Sternscheibchen, das FullWidthHalfMax...Wie werden die Sternscheibchen in den unterschiedlichen Filtern abgebildet...Wie wirkt sich dei Objekthöhe (Extinktion) auf die Abbildung in den einzelnen Filtern aus...
Ich machte bei meiner Kamera z.B. einen Linearitätstest, um zu wissen, bis zu welchem ADU-Wert ich im linearen Bereich belichten kann (eine sehr wichtige Info in der Photometrie). Das kann man dann auch für eine bessere Ausleuchtung der flats verwerten...
Zum Umsetzten wissenschaftl. Fragestellungen kann ich sagen, dass ich das ja gelernt habe. Stärker in mir brannte aber über lange Zeit (und tut es immer noch) die Fragestellung: wissenschaftliche Fragestellungen zu erkennen, wo gibt es für einen selbst mit seinen techn. Möglichkeiten auch wissenschaftl. Untersuchungspotential ? Dies Frage stelle ich mir stets bei meinen Projekten.

Zudem schlägt mein Herz auch für die Schönheiten des Kosmos: und Wissenschaft kann schön wie gleichermaßen interessant sein: pretty-picture-photometry eben :D !

LG Norbert
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von wolfgang_vollmann »

Hallo Norbert,

"pretty picture + photometry" -- was Du da zeigst beeindruckt mich sehr!

Gelernt hab ich auch etwas von Deinem Beitrag: dass es manche enge Bedeckungsdoppelsterne gibt die unterschiedliche Helligkeiten zeigen wenn A neben B oder B neben A steht (O'Connell Effekt).
Dazu hab ich meine Lichtkurve von Beta Lyrae hergenommen (sind nicht so pretty pictures mit der Digitalkamera) und hab die Helligkeitsmessungen gespiegelt um das Minimum: da müsste sich doch dieser Effekt zeigen oder? Ich seh aber in meiner Lichtkurve davon nichts:
Bild

Viele Grüße
Wolfgang

PS: bei mir sieht ein Photometrie-Foto so aus (ISS ist durchs Bildfeld geflogen und es dämmerte schon, 2.Apr.2012):
Bild
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von tommy_nawratil »

hallo Wolfgang,

gib zu, du hast scharf gestellt ;-)
Ich dachte du stellst tüchtiger unscharf bei deiner Methode mit Kamera auf Fotostativ.

In deiner Kurve sehe ich allerdings eine Unsymmetrie der roten zu den blauen Pünktchen,
im Maximun nach dem Hauptminimum sind die roten mehr oben, nach dem Nebenminimum mehr unten wie mir scheint.
Rechne doch mal eine Mittelwertskurve, der Unterschied ist nicht gross.

lg Tommy
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von nindascht »

Servus Wolfgang und Tommy!

So einen ISS möcht ich auch mal erwischen, ist ein schönes Erlebnis!

Die Spiegelung ist eine sehr geistreiche Technik und der effect sollte sichtbar werden, sehr gute Idee, Wolfgang! Die Technik gefällt mir, weil sie simpel und effektiv ist! Tommy hat es schon angedeutet: In einer groben Einschätzung scheint beta Lyra in deinen Kurven den effect mit wenigen Hundertstel mag zu zeigen. Laut Referenz von Landis, Lowell und Hall (1973) zeigt sich der effect bei beta Lyra mit 0.028mag Differenz zwischen den beiden Maxima!
(siehe: Astrophysical Journal Supplement Series 55: 571-584, 1984, by Davidge and Milone: A study of the o Connel effect in th lightcurves of eclipsing binaries, University of Calgary)

Eine statistische Analyse deiner Daten wäre nun hier sehr aufschlußreich, ob du diese Referenz aus dem Jahre 1973 bestätigen kannst!
Sieht auf den 1.Blick vielversprechend aus!

Freut mich sehr, dass du deine Messkurven hier zeigst!

LG Norbert
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von wolfgang_vollmann »

Hallo Tommy+Norbert,

ja mag sein dass da in meiner Lichtkurve etwas zu sehen ist, ich werds einmal versuchen.

Bei anderen Sternen ist dieser Effekt ja sehr deutlich erkennbar.
Z.B. hier: http://www.socastrosci.org/images/SAS_2 ... edings.pdf
Revisiting the O'Connell Effect in Eclipsing Binary Systems
Nicholas J Wilsey, Matthew M. Beaky
(Seite 107)

Offenbar sind für zumindest einige Sternsysteme Sternflecken die Erklärung für diesen Effekt:
http://adsabs.harvard.edu/abs/2012AAS...22033303B
Time-Dependent Behavior of the O'Connell Effect in Eclipsing Binary Star Systems
Beaky, Matthew M.; Koju, V.

Da sich die Sternflecken so wie Sonnenflecken ja verändern ist das Phänomen
nicht immer gleich zu sehen, je nachdem welche fleckige Seite der Stern uns
gerade zuwendet.

Norbert, zu ISS (International Space Station) gibts gute Vorhersagen hier:
http://heavens-above.com/

Viele Grüße + clear skies,
Wolfgang
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von nindascht »

Vielen Dank, Wolfgang, für die sehr aufschlußreichen und interessanten links!

Endlich habe ich den link der bisher von mir zitierten Arbeit von Davidge und Milone gefunden. Hier finden sich Hinweise zur Entsthehung des o'Connel-effectes und sehr eingehende Untersuchungen dazu an vielen Bedeckungsveränderlichen, auch beta Lyra.
http://adsabs.harvard.edu/full/1984ApJS...55..571D

LG Norbert
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von Tommy »

Hallo Norbert

Sehr schöner NGC 6914 und dein Photometrie-Projekt ist sehr interessant. Ich kenn mich da zwar viel zu wenig aus, ist aber schon beeindruckend, daß sowas mit Amateurmitteln möglich ist.

LG
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von nindascht »

dankeschön, Tommy!
Zu NGC 6914 habe ich auch noch L Daten und bastle nun an einem LRGB, kommende Wo werde ich wohl dazukommen.
Mit Amateurmitteln ist wirklich viel erreichbar: ein bißchen sich mit der CCD Technik befassen, wie Tommy Nawratil es schon sagte, ein bißchen Beschäftigung mit den Grundlagen der Photometrie und was aufnahmetechnisch zu beachten ist, und man kann loslegen. Natürlich ist auch die Verarbeitung der photometrischen Daten mit entsprechender Software ein Thema. Maxim unterstützt das, auch mit Excel ginge es (wenn's sein muß), MuniWin open source...Ich verwende MPO Canopus - PhotoRed http://www.minorplanetobserver.com/MPOS ... anopus.htm
Wie in der Astrofotografie ist man hier auch auf allen Ebenen herausgefordert, um eine photometrische Session von Planung, Durchführung bis zur Datenausarbeitung durchzuführen und genaue (= verwertbare, verwendbare) Messwerte zu erhalten.
Ich beschäftigte mich 1 Jahr theoretisch mit Photometrie (einige Bücher), dann begann ich zu messen und benötigte drei Durchgänge an verschiedenen Sternen (Variable und eine SN) bis ich eine Genauiogkeit von 0.01 mag erreichte. Das war mein erstgestecktes Ziel. Die ersten drei Durchgänge waren für mich: theoretisch Erarbeitetes einmal umsetzten versuchen, Erfahrungen sammeln, optimieren, wieder Erfahrungen sammeln, wieder optimieren. An dem Cataclysmischen Variablen IP Peg erreichte ich erstmals 0.01 mag Genauigkeit. Das war genau so eine Freude wie ein super AstroFoto zu landen!
Inzwischen begeistert mich beides gleichermaßen!

Wenn jemand interessiert ist: die BAV http://www.bav-astro.de/ bietet zu allen Fragen wunderbare Unterstützung, auch ich fragte vor Beginn damals noch als Nichtmitglied bez. Kameratechnik nach und erhielt sehr gute Orientierung. Es gibt in der BAV Personen, welche mit DSLR Erfahrungen sammelten und erfolgreiche Photometrie machen, hervorragende Photometrie mit günstigeren CCD's machen...diese Erfahrungen auch weitergeben...Auch Hinweise auf aktuell spannende Ereignisse und updates zu aktuell astronomischen Forschungen...super Infofluß zwischen Profis und Amateuren... sehr empfehelenswert!

LG Norbert
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Re: Jagd nach dem o'Connel effect und NGC6914

Beitrag von nindascht »

Grüß Euch nochmal!
Habe nun ein LRVB bearbeitet.
180min L, RVB jeweils 120min. Zum HaOIII RVB zeigen sich doch Unterschiede, die vdB Nebel kommen etwas deutlicher zum Vorschein.

Bei diesem Projekt habe ich innerhalb 3er Nächte Ha, OIII, L, R V B und auch G Daten gesammelt habe (in zusätzlichen 6 Nächten dann weitere photometrische Daten). Der Vergleich einer Farbbildbearbeitung mit V vs G Daten war auch eine Mission dieses Projektes. RVB und RGB bekomme ich hübsch gleich hin, diesbezüglich wollte ich mich nochmals vergewissern.

Hier nun ein LRVB:
Bild
größer:http://www.nindascht.startime.at/AltaU16M/n6914LRVB.jpg

und ein crop des vdB131 und vdB132:
Bild
größer:http://www.nindascht.startime.at/AltaU1 ... LRVBcr.jpg

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