Fremde Monde

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Joe_Malik
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Fremde Monde

Beitrag von Joe_Malik »

Hallo zusammen!

Eines vorweg: Stellvertretend ein bewundernder Dank an euch für all die großartigen Berichte, die in den letzten Monaten hier geschrieben wurden! Leider hatte ich keine Zeit, sie gebührend zu beantworten, gelesen hab ich sie aber alle.

Meinen letzten Beobachtungsbericht habe ich Mitte Oktober verfasst. Seither hatte ich wenig Zeit für die Astronomie bzw. die Nächte waren eines ordentlichen Berichts nicht würdig. Aber jetzt gibt's wieder a bissl was:



Datum, Uhrzeit: 13. Jänner 2009, 05:00 bis 05:45 Uhr
Himmelsqualität: k.A., 94,4% Mondphase
Seeing: 3 (auf Schulnotenskala)
Wetter: Nebel, - 10 °C
Beobachtungsort: Stollhof, 550 m
Verwendetes Equipment: Sky-Watcher 20 cm f/6 Dobson, William Optics SWAN 33 mm, Antares Speers-Waler 9,4 mm, TS Planetary HR 6 mm

Objekte: Saturn + Tethys, Rhea, Dione, Titan, Iapetus; Mond (Luna): u.a. Langrenus, Petavius, Stevinus

Die erste Beobachtungsnacht - bzw. der erste Beobachtungsmorgen – des neuen Jahres gebührte diesmal primär dem Mondsystem des Saturn. Man hört selten davon, dass eine vollständige Beobachtungssession „nur“ den Monden eines Planeten gewidmet wird, dies bedeutet allerdings keineswegs, dass fremde Monde in irgendeiner Weise langweilig sind. Man muss sich nur, wie fast immer in der visuellen Astronomie, bewusst machen, WAS man da gerade durchs Okular bestaunt.

Obwohl Mimas und Enceladus an diesem Morgen ungünstige Positionen innehatten und quasi nicht beobachtbar waren, baute ich meinen Dobson bereits um 1 Uhr nachts auf der Terrasse auf, um ein vollständiges Auskühlen des Spiegels in dieser eisigen Kälte zu gewährleisten. Um 5 Uhr quälte ich mich sodann aus dem Bett und begann mit meinen Beobachtungen:

Alle helleren Saturnmonde bildeten an diesem Morgen eine nahezu perfekte Linie längs zur Ringkante des Saturn; einzige Ausnahme bildete Iapetus, der etwas abseits stand. Im größten östlichen Abstand zu Saturn befand sich Tethys, mit seiner von Kratern übersäten Oberfläche aus Wassereis. Mit seiner scheinbaren Helligkeit von 10,4 mag war er auch trotz Mondlicht problemlos zu erkennen. Rhea, der zweitgrößte Saturnmond, mit seinem eigenem Ringsystem und ebenfalls Wassereis-Oberfläche, war direkt daneben zu finden. Auch er stellte mit 9,9 mag keine Schwierigkeit dar.

Leider war Enceladus mit seiner für 94,4% Mondphase schwachen Helligkeit von 11,9 mag zu nah an der Ringkante des hellen Saturn dran, um ihn wahrnehmen zu können. Auch Mimas, der sich direkt vor dem Planetenkörper befand, blieb aufgrund dessen unbeobachtbar.

Doch Dione entschädigte dafür mit einer spektakulären Position, südlich der westlichen Ringkante. Mit etwas Geduld, was bei einer derartigen Kälte nicht unbedingt leicht fiel, und hoher Vergrößerung, trennte sich bei Phasen geringer Luftunruhe ein winziger, schwacher (10,6 mag heller) Lichtfunke quasi vom Ring ab – voilà, Dione, die Göttin der Erde und der Natur zeigte sich.

Titan, der wohl berühmteste und interessanteste Mond, stand als nächstes am Programm. Aufgrund der Stickstoff- und Kohlenwasserstoff-Verbindungen ähnelt seine Atmosphäre jener unserer Urerde, weshalb Titan zum Gegenstand diverser Forschungen, die Entstehung des Lebens auf der Erde betreffend, wurde. An den Polen werden ausgedehnte Methanseen vermutet. Gesichert ist jedoch bereits die Existenz von Eisvulkanen. Behält man all diese Fakten und Mutmaßungen im Hinterkopf, transformiert sich der kleine Lichtpunkt aus dem Teleskop in eine kleine Wunderwelt direkt in den Kopf des Beobachters.

Der helle Mond verhinderte eine erfolgreiche Sichtung des 14,4 mag schwachen Hyperion. Unter dunklem Himmel befindet er sich allerdings garantiert in Reichweite für 20 cm Öffnung.

Möglicherweise sind die dunklen Flecken auf Iapetus Reste organischer Verbindungen. Im Teleskop ist der 10,2 mag helle Lichtpunkt, in dieser Nacht mit dem größten Abstand zu seinem Planeten, jedenfalls leicht auszumachen.

Nun verließ ich das Mondsystem des Saturn, um einen kurzen Blick auf den Erdmond zu werfen, der von einem kleinen Halo umgeben war. Sofort fielen mir Langrenus, Petavius und Stevinus auf, die mit ihren, vom Impakt herrührenden, Zentralbergen bestechende Formen darboten. Schön zu sehen, dass Monde auch mehr als nur kleine Lichtfunken sein können. ;-)

Mein letzter Blick, bevor es wieder rein in die warme Stube ging, galt noch einmal dem schönen Mondhalo. Eiskristalle dürften an diesem Morgen ja genug in der Atmosphäre gewesen sein.

Danke fürs Lesen!

An dieser Stelle auch noch einmal der kleine Hinweis, dass meine Homepage mit Ende Jänner dicht gemacht wird. Sie weicht meinem neuen Blog "Under Favour Of Night", erreichbar unter http://under-favour-of-night.blogworld.at.

Schönen Gruß,
Christian
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kilo
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Beitrag von kilo »

Hallo Christian!

Danke für den spannenden Breicht. Habe richtig Lust bekommen, auch einmal auf Jagd nach fremden Monden zu gehen.

Schön wieder von dir zu hören.
Grüße Robert
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Joe_Malik
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Beitrag von Joe_Malik »

Robert, danke für deine Antwort!

Genau gesagt war das ja eigentlich nur eine Vorbereitung auf meine Jagd nach den 14-15-(und evtl. 16 mag-)Monden... :wink: Gerade du kannst da mit deiner 16"-Kiste bestimmt mehr erreichen als ich.

Bin also gespannt und wünsche dir viel Erfolg, falls du auch die Herausforderung suchst. :wink:

LG Christian
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