15. August 2013 – Almkirtag am Hochbärneck

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Alrukaba
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15. August 2013 – Almkirtag am Hochbärneck

Beitrag von Alrukaba »

Wie alle Jahre, wenn das Hochbärneck zum Almkirtag ruft, haben wir auf unserer Sternwarte unseren Tag der offenen Tür und wie jedes Jahr, hoffen wir auf gutes Wetter, und viele Gäste. Leider hatten von unserem Team diesmal nicht sehr viele Zeit. Manche waren im Urlaub, waren anderswo unterwegs oder, wie Sepp, der hatte eine Stimme wie Joe Cocker, als hätte er am Vortag alleine mindestens eine Flasche Whisky getrunken und so waren wir diesmal nur zu viert.
Roman war schon seit sieben Uhr früh da und hatte bereits seinen Dobson aufgestellt und zum Ötscher gerichtet. Seinen Apo hatte er neben seiner Säule aufgebaut, an der er immer wieder ein wenig herumbastelte, ohh - und im Apo zeigte er die Sonne.
Ich war kurz nach 10 auf der Alm und stellte mein Teleskop vor dem Eingang auf, um Leute anzulocken. Außerdem stellten Roman und ich die Bank quer über den Platz und sperrten mit einem Absperrband zwei Plätze neben meinem Auto für Werner und Kurt, die das Quartett komplett machten.
Im Großen stellte ich auch erst mal den Ötscher ein und im Kleinen, den ich auf der unteren Terrasse aufbaute, die Sonne mit dem Coronado.
Kurt und Werner waren dann auch bald hier. Kurt stellte seinen Apo neben den von Roman und stellte erst mal alles ein. Wenig später konnte man die Venus dadurch beobachten. Diese zeigte sich zu zwei Drittel beleuchtet. Roman stellte in seinem Apo schließlich Jupiter ein, auf dem man zumindest die Wolkenbänder erkennen konnte, Monde waren aber nicht zu sehen. Werner öffnete die anderen beiden Hütten und erzählte unseren Gästen alles über die Teleskope darin.
Ich nahm auf dem Parkplatz die Sonne aufs Korn und hätte auch leichtes Spiel gehabt, hätte sie sich nicht immer wieder hinter Wolken versteckt.
Ich hatte gerade ein paar Leute runter geschickt, schließlich erwartete sie da die Venus und Jupiter, als die nächste Gruppe auf mich zukam. Eine jüngere Frau kam direkt auf mich zu und ich dachte mir; ´die kenn i do von wo!´ - und da ein Feldhaas selten allein kommt, war dieses Rätsel bald gelöst.
Tatsächlich hatten sich die beiden Mal die Zeit genommen, um uns zu besuchen. Die beiden kommen aus Hainfeld. Ich begrüßte sie, zeigte ihnen die Sonne und begleitete sie runter zur Sternwarte.
Irgendwie kamen wir auf Günter Jenner zu sprechen. Sie kennen ihn von der Edelwaldhöhe, wo sie sich manchmal treffen. Ich sagte ihnen, daß er eigentlich Stammgast hier beim Almkirtag ist und sicher noch kommen wird.
Die beiden sahen sich ein wenig um und verabschiedeten sich dann rüber zum Almhaus, versprachen aber, vor dem nach Hause fahren nochmal vorbeizuschaun.
Wie es der Zufall will. Kaum waren die beiden weg, stand Günter auf der Matte und war wie immer unguad guad drauf. Er betrachtete die Sonne, die Venus, und den Ötscher, plauderte ein wenig und zog wieder von dannen.
Der Tag verging dann ziemlich rasch. Am späten Vormittag kam einer der Burschen aus Steinakirchen, die beim öffentlichen Abend da waren, ich hab leider seinen Namen vergessen, aber diesmal mit dem Rad. Er war zwar nur kurz da, aber er versprach am Abend mit Begleitung nochmal zu kommen.
Gegen Mittag verabschiedeten sich Werner und Roman zu Erika, um sich zu stärken. Kaum waren sie weg, stand Werners Frau samt Angang auf der Schwelle. Ich sagte ihr, wo sie ihn findet und ließ sie wieder ziehen.
Etwa zwei Stunden später waren sie wieder da, erst Roman und etwas später Werner. Da aber gerade ein Bus eingefahren war, warteten Kurt und ich noch ein wenig mit dem essen gehen.
Man konnte zwar nicht klagen, daß zu wenig Leute auf der Alm waren, aber so viele wie im Jahr zuvor waren diesmal nicht. Grund war sicher, daß auf einer benachbarten Alm, in Puchenstuben, der niederösterreichische Almwandertag stattfand, wo ab Mittag schon alle Zufahrten verstopft waren. Wie es da zuging, kann ich mir vorstellen, fand dieser ja 2006 auf dem Hochbärneck statt. Damals war hier quasi Alm unter.
Natürlich tauchte zu der Zeit auch wieder der falsche Fuchzga, ehh, Günter auf. Er war wandern, schaute sich am Kirtag um und ließ es sich auch so gut gehen.
Gut gehen ließen es sich auch Martina und Roman. Auch sie waren auf der Alm unterwegs und irgendwann begegneten sie Günter. Leider verließen sie uns schon wieder, versprachen aber, mal wieder vorbei zu schaun.
Werner baute nun das Vereinsteleskop auf und visierte damit den Ötscher an. Irgendwann um diese Zeit war auch Herbert da, er war schon bei unseren letzten öffentlichen Abend. Diesmal war er in Begleitung von ein paar Bekannten, die aber bald wieder nach Hause fuhren, Herbert blieb allerdings.
Es war schon drei Uhr am Nachmittag, als Kurt und ich sich endlich entschloßen essen zu gehen. Da vor der Hütte ohnehin kein Platz zu finden war, gingen wir kurzerhand rein und ließen uns ein Surschnitzel schmecken. Danach machten wir noch eine Runde zu den Standeln. Ein netter kleiner Kirtag, der dank der Lage und der Wandermöglichkeiten, doch jährlich einen ziemlichen Zulauf hat.
Zurück auf der Sternwarte, machten wir uns wieder daran, ein paar Gäste zu betreuen.
Ich stellte schließlich meinen Feldstecher neben das Fernrohr und richtete es in Richtung Ötscher. Eine Stunde später gesellte sich der Mond zu Venus, Sonne und zu den Wolken, die immer wieder durchzogen. Dieser wurde gleich mit meinen kleinen eingefangen und nun hatte ich drei Objekte, mit denen ich die Neugierig der Kirtaggäste wecken konnte, die sonst bei uns vorbei gegangen wären.
Auch unten auf der Sternwarte lief alles wie am Schnürchen und so kam der Abend immer näher. Um die Zeit kam auch wieder der Typ aus Steinakirchen, diesmal mit seinem Nachbarn und dessen Sohn.
Langsam lichteten sich die Gäste am Kirtag und bevor sich die Sonne vertschüßte und die ersten Sterne durch den dunkler werdenden Himmel blinkten, fuhren wir nochmal rüber zu Erika um sich für die Nacht zu stärken. Ich nahm nur zwei Kaffee und Kuchen und wenig später waren wir wieder zurück.
Als wir zurück waren, teilten die Sterne den Himmel mit einigen Wolken. Saturn war der erste, den ich anvisierte. Leider zeigte er sich nicht gerade von seiner besten Seite. Naja, er stand auch schon ganz schön im Mist und letztendlich war lediglich Titan rechts von ihm zu erkennen.
Der Mond hatte das erste Viertel gerade hinter sich und stand zwar direkt über Antares aber im Schlangenträger.
Während Kurt und Roman mit ihren Geräten unsere Gäste in die Tiefen des All blicken ließen, suchte ich die eher weniger spektakulären Objekte, die aber in meinem Teleskop durchaus gut zur Geltung kamen. Mizar-Alkor bot sich da sehr gut an. Wer in deren Richtung schwenkt sieht sofort, daß es sich hier um vier Sterne handelt. Mizar zeigt sich doppelt. Ihm gegenüber Alkor und als vierte im Bunde findet man hier, südöstlich des Pärchens, den sogenannten Ludwigsstern. Er bildet mit den beiden anderen ein fast gleichschenkeliges Dreieck. Während sich Mizar, sein enger Begleiter und Alkor aber gravitativ miteinander verbunden sind, steht der Ludwigsstern nur zufällig in diese Richtung. Er wurde 1691 erstmals von Georg Christoph Eimart beobachtet. Auch der Mathematiker Johann Georg Liebknecht beobachtete ihn im Winter 1722 und war der Meinung, daß es sich um einen Planeten handelt. Er taufte ihn Sidus Ludoviciana – Ludwigsstern, nach seinem Landesherrn Ludwig V., Landgraf von Hessen-Darmstadt.
Wußtet ihr, daß nach einer griechischen Überlieferung Alkor eine der sieben Schwestern sein soll, die von den Plejaden hierher geflohen sei. Der Sternhaufen besteht nur sechs hellen Sternen.
Anhand dieses Trios erkläre ich gerne den Unterschied zwischen einem physischen und einem optischen Doppelstern.
Der Polarstern war als nächster an der Reihe und erzählte alles, was mir über die Präzession einfiel. Glücklicherweise war schon der gesamte Kreiselschwung der Erdachse über dem Horizont.
Schön ließ sich auch dieser Doppler trennen. Auf die Grenzgröße hab ich diesmal nicht geachtet, da sich immer wieder Wolken über den kleinen Bären legten, aber das Seeing war ganz brauchbar und bekommt diesmal eine 2. Die Nacht war weitgehend windstill, dennoch sanken die Temperaturen auf unter 15 Grad. Leider waren wir durch die Wolken immer wieder gezwungen die Beobachtung zu unterbrechen. Wir nutzten aber die Pausen um mit unseren Gästen zu diskutieren und alle Fragen so gut wie möglich zu beantworten.
Keine Ahnung, was die anderen so vom Himmel holten, aber auch ich richtete den Blick etwas tiefer ins All und nahm den Kugelsternhaufen M13 im Herkules aufs Korn. Natürlich kam er nicht so toll wie bei Kurt oder Roman, dennoch ließ er sich schon ganz gut auflösen.
Wieder zurück zu den Doppelsternen zeigte ich Albireo im Schwan, einen der schönsten am ganzen Himmel. Bei 61 Cygni, ebenso im Schwan, ließ ich wieder mal alles über die erste Parallaxenmessung von mir hören und schon um viertel nach 11 holte ich das letzte Objekt der Runde in den Tubus, den Doppelsternhaufen h/chi im Perseus.
Leider machte es die immer dichter werdende Bewölkung unnötig, sich noch länger damit zu quälen, Wolkenlücken zu suchen, in dem man noch ein Objekt zeigen zu können und so packten wir zusammen und fuhren nach Hause.
Alles in allem war der Tag doch ein voller Erfolg, auch wenn wir ihn diesmal zu viert bestreiten mußten und dazu immer wieder mit Wolken zu kämpfen hatten. Kurz vor dem zusammenpacken wollte ich eigentlich noch meine E-Mails checken, da ich sah, daß ein neues im Briefkasten war. Leider ließ sich aber Gmail nicht öffnen, aus welchem Grund auch immer. Schade, denn hätte ich das Mail lesen können, hätte ich von der Nova erfahren, die am Vortag entdeckt wurde und hätte dann natürlich die eine Stunde noch gewartet, bis der Mond weg war und hätte den neuen Stern ohne unsern Begleiter beobachtet. Zu Hause las ich zwar das Mail, war aber schon zu müde um alles nochmal aufzubauen.
Auch Günter ärgerte sich, nichts von der Nova gewußt zu haben, denn auch er hätte sie gerne bei dunklem Himmel abgelichtet.
In den nächsten Tagen war dies, wegen des immer heller werdenden und später untergehenden Mondes, leider nicht mehr möglich, aber dennoch konnte ich sie zum Zeitpunkt ihrer maximalen Helligkeit beobachten.
Irgendwann wäre es toll, mal einen Supernovaexplosion zu beobachten, wann aber das sein wird, steht noch in den Sternen.

Roman hatte gleich zwei Teleskope aufgestellt. Auf der unteren Terrasse seinen TS Apo mit 115mm Öffnung und 800mm Brennweite und zwischen den Hütten seinen Dobson mit 400mm Öffnung und 1800mm Brennweite.

Kurt hatte auf der unteren Terrasse ebenso einen Apo mit 152mm Öffnung und 1200mm Brennweite aufgebaut.

Werner packte das Vereins Mead mit 250mm Öffnung und 2500mm Brennweite auf die Säule

und ich hatte meinen Fh 102 mit 1000mm Brennweite, seinen kleinen Bruder 102/500 und meinen Feldstecher 10x50 im Einsatz.


Bild Bild Bild Bild Bild


Mehr Bilder findet ihr hier: http://www.astrostation.at/content_161-de.html#PG
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Josef
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Re: 15. August 2013 – Almkirtag am Hochbärneck

Beitrag von Josef »

Wau Alex, toller Bericht, ist als ob ich selber dabeigewesen wäre!
Finde ich Klasse dass Du auch ein paar Bilder mithochgeladen hast!
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Alrukaba
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Re: 15. August 2013 – Almkirtag am Hochbärneck

Beitrag von Alrukaba »

Danke Sepp, aber wie heißt es. Besser mitten drin als nur dabei! :wink:

Ohne Bilder wär das ein wenig fad. Du kennst ja das ganze, aber andere bekommen so ein wenig einen Eindruck, wie es war und kommen nächstes Jahr vielleicht mal vorbei

Alex
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darthvader
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Re: 15. August 2013 – Almkirtag am Hochbärneck

Beitrag von darthvader »

Servus Alex,

sicher ein gemütliches und gelungenes Fest´l :)

LG Andreas
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Alrukaba
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Re: 15. August 2013 – Almkirtag am Hochbärneck

Beitrag von Alrukaba »

Ja, das war es!!
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